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Größter Münzfund aller Zeiten

Mehr als 1 000 alte Geldstücke lagerten zwischen Felsen in der Sächsischen Schweiz. Sie bergen viele Geheimnisse.

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© Kristin Richter

Von Gunnar Klehm

Pisna. Nun ist es also amtlich. Der im April in einer Felsspalte in der Sächsischen Schweiz gefundene Schatz ist der größte Münzfund, der je in Sachsen entdeckt worden ist. Seit Wochen sind die Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie (LfA) mit dem Fund beschäftigt. Er wurde gesichtet und gezählt. „Es sind 1 494 Münzen. Damit ist dies der zahlenmäßig größte bekannte Münzfund in Sachsen“, erklärt Dr. Christoph Heiermann, Referatsleiter im LfA.

Die Dimension des Fundes hat das Amt erst einmal überfordert. Nach der ersten Sichtung musste die weitere Bearbeitung unterbrochen werden, weil die Restaurierungsabteilung mit einer Ausstellungsvorbereitung vollständig ausgelastet war. Passenderweise geht es im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz um das Thema Geld. Am 27. Mai wurde die Sonderausstellung eröffnet. Danach wurde am Schatz in Dresden weitergezählt.

Doch nicht nur das. Für die Archäologen ist jedes einzelne Detail von Bedeutung: Form und Farbe der Korrosion, organische Anhaftungen und der Prägezustand. Wo genau dieser riesige Münzschatz gefunden wurde, ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis. Die beiden Entdecker sind weiterhin anonym, die Behörden hüllen sich in Stillschweigen. Daran soll sich möglichst auch nichts ändern. Denn immer wieder kommt es vor, dass Fundorte illegale Sondengänger anlocken. Das sind Schatzsucher, die ohne Genehmigung mit Metallsonden das Gelände absuchen. Das Landesamt teilte lediglich mit, dass es sich um eine breite Felsspalte zwischen Bad Schandau und Sebnitz handelt.

Am Vormittag des 29. April dieses Jahres ging bei der Polizei der erste Anruf mit Hinweis auf den Fund ein. Sofort fuhren Beamte zu der Stelle und sicherten sie aus einiger Entfernung ab, wie es später hieß. Dann wurde an jenem Freitag gleich das LfA informiert.

Gefunden wurden Münzen mit Prägedaten von 1693 bis 1817. Die Älteste ist ein sächsischer Doppelgroschen. Das jüngste Fundstück ist ein preußischer Taler. „Da es sich um einen sehr guten Zustand handelt, gehen wir davon aus, dass die Münze nicht lange im Umlauf war“, sagt Dr. Wilhelm Hollstein vom Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen. Die Münzexperten haben sich bisher aber nur einen groben Überblick verschafft. Der Wert des Münzschatzes ist noch nicht bezifferbar. Das zu schätzen, behält sich das Münzkabinett für den Zeitpunkt vor, wenn die Geldstücke tatsächlich dort angekommen sind.

Sensationell sind die Fundstücke nicht. Jede der Prägungen gibt es bereits im Archiv des Münzkabinetts. Alle waren irgendwann mal gültige Zahlungsmittel. Die Masse macht den Fund dann aber trotzdem sehr wertvoll. Davon könnte auch der Entdecker profitieren. Er hat einen Finderlohn beantragt. Eine solche Belohnung wird in der Regel nach dem Gesamtwert bemessen. Die Finder müssen sich also noch gedulden. Bei ihnen soll es sich um zwei auswärtige Kletterfreunde handeln.

Noch sind die Archäologen mit den Münzen beschäftigt. Anhand der Korrosionsspuren haben sie beispielsweise erkannt, dass sich die Münzen in den fast 200 Jahren, die sie in der Felsspalte zugebracht haben, bewegt haben müssen. Zudem haben die Experten eine Erklärung dafür gefunden, warum trotz der langen Lagerzeit die Münzen nicht so schwarz sind, wie etwa bei Funden in Städten: Das liegt an der vergleichsweise sauberen Luft in der Sächsischen Schweiz.