Merken

Große Bühne für eine Randsportart

Die Tambourelli-Spieler wollen die Weltmeisterschaft nach Freital holen. Zunächst müssen sie aber Punkte sammeln.

Teilen
Folgen
© Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Eigentlich, sagt Roman Harmatschek, eigentlich funktioniere die Sportart ganz einfach: „Ein Schläger, ein Federball, ein Netz. Der Ball muss übers Netz.“ Tambourelli ist so gesehen eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis – nur nicht so bekannt. Die Sportler aus Kleinnaundorf wollen das ändern und haben dafür einen Plan. 2019 oder 2020 wollen sie die Weltmeisterschaft ausrichten. Tambourelli wird in der kleinen Halle seit 2010 gespielt. Die Idee, die auch im Weltmaßstab betrachtet seltene Sportart einmal auszuprobieren, kam von Daniela Gutheins. „Auf der Suche nach einer passenden Sportart für meinen Sohn entdeckte ich das Tambourelli-Spiel auf einer Messe“, berichtet sie. Ein paar Wochen später standen in Kleinnaundorfs Sportsaal vier Familien und schlugen die ersten Bälle übers Netz. Heute hat die Sportgemeinschaft 63 Tambourelli-Mitglieder, 45 davon im Juniorenalter. Die haben schon zahlreiche Preise und Pokale errungen und sogar einen Weltmeistertitel.

Gespielt wird mit einem Schläger, der an ein Tambourin erinnert, daher der Name. Der Spieler muss damit den Federball über ein 1,75 Meter hohes Netz in das Feld des Gegners schlagen. Es gibt eine Grundlinie und ein Seitenaus des etwa vier mal neun Meter großen Feldes. Fällt der Ball dahinter, bekommt der Gegner einen Punkt. Verpasst der Gegner und landet der Ball in dessen Feld, bekommt der Ballführende einen Punkt. Die Zählung erfolgt ähnlich wie beim Tischtennis. Gespielt wird, bis der erste 11 oder 21 Punkte hat. „Die Regeln sind bei uns noch nicht so starr. Es gibt ein paar grundlegende Vorschriften, den Rest legt der jeweilige Turnierveranstalter fest“, erläutert Trainerin Gutheins.

Tambourelli ist so selten, dass es in Deutschland nur eine Handvoll Sportgruppen gibt. Neben den Kleinnaundorfern bieten Vereine in Dresden, Hamburg, Paderborn und Münster Tambourelli an. In Köln soll es eine Schülermannschaft geben, so genau weiß man das nicht. Es gibt keinen regelmäßigen Spielbetrieb und keine Ligen, nur Turniere. Auf denen können Einzelspieler aber Punkte für die Weltrangliste sammeln, die derzeit entsteht. Bei Turnieren dagegen zählt das Mannschaftsergebnis, also die besten Leistungen aus Einzel, Doppel und Mixed in unterschiedlichen Altersgruppen.

Tambourelli entstand wohl 1971 in Schottland aus dem Tambourello. In der größeren Variante wird ein Tennisball verwendet. Von den britischen Inseln schwappte der Ballsport nach Europa. Einem größeren Publikum bekannt wurde Tambourelli bis jetzt nicht. „Selbst wenn wir zu Weltmeisterschaften fahren, fühlt sich das an, als wäre man eine große Familie“, sagt Daniela Gutheins. Leider finde die WM dieses Jahr in einem kleinen Ort in Schottland statt, fügt Roman Harmatschek hinzu. Mit einer kompletten Mannschaft werden die Kleinnaundorfer nicht anreisen. „Das ist für uns als Verein finanziell nicht machbar. Höchstens fahren ein paar einzelne Spieler hin.“

Dabei haben sich die Kleinnaundorfer in nur wenigen Jahren einen echten Namen in der Szene gemacht. Gutheins’ Sohn Clemens hat im Einzel einen WM-Titel gewonnen, das Mix-Pärchen Dominic Hauke und Nadine Harmatschek wurde ebenfalls WM-Sieger. Daniela Gutheins ist sich sicher: „Das waren keine Zufallstreffer.“ Immer besser seien ihre Schützlinge mit der Zeit geworden. Einige machen demnächst den Sprung ins Erwachsenenalter. Gutheins: „Da kommt noch was.“