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Große Bühne für Löbaus Wirtschaft

Palfinger startet den Bau seiner Service-Niederlassung an der Äußeren Bautzner. Die Firma erwartet ein Rekord-Ergebnis.

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© Rafael Sampedro

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Vor beinahe 130 Jahren startete an der Äußeren Bautzner Straße die Geschichte des bis heute größten industriellen Arbeitgebers von Löbau. 1891 legte Ernst Mühle dort den Grundstein für seine Landmaschinenfabrik. Einige der Dreschmaschinen aus Löbau sind bis heute in Betrieb – wenn auch im Museum. Am Mittwochmorgen war wieder eine Grundsteinlegung. Heute heißt der Bauherr Palfinger. Der österreichische Hebebühnen-Konzern vergrößert seinen Löbauer Standort erheblich. Auf einem 28000 Quadratmeter großen Areal gegenüber der Fabrik entsteht eine Serviceniederlassung. Außer einer Halle baut Palfinger ein Bürogebäude und einen Mitarbeiter-Parkplatz mit rund 200 Stellplätzen. Der größte Teil des Areals wird begrünt. Noch vor Jahresende will Palfinger mit diesem Unternehmensteil von seinem bisherigen Standort in Ebersbach nach Löbau umsiedeln.

Hans-Volker Hummler, Technischer Leiter des Service-Bereichs erinnerte bei der Grundsteinlegung an die lange Tradition des Standorts Löbau. „Ich habe hier 1981 beim VEB Spezialfahrzeugbau angefangen“, sagte er. Das war die Zeit, als in Löbau der kultige DDR-Lkw W50 mit Hubsteigern und anderen Spezialgeräten bestückt wurde. Nach der Wende suchte der einstige Staatsbetrieb einen westdeutschen Partner und fand ihn in der nordrhein-westfälischen Firma WUMAG – ebenfalls ein Unternehmen mit Oberlausitzer Wurzeln. Das Kürzel steht nämlich für Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz. Die Firma hatte sich nach dem Krieg in Krefeld neu gegründet. Die WUMAG ging dann später in Palfinger auf. „Wir haben eine wechselvolle Eigentümergeschichte hinter uns. Aber die Firma wächst und wächst und wächst“, sagte Hans-Volker Hummler.

Hummler füllte auch eine Zeitkapsel, die er dann im Fundament versenkte. Einige Euromünzen gab er in den stählernen Zylinder. „Aber weil man ja nie weiß, was in 100 oder 200 Jahren ist, wenn die jemand ausgräbt, habe ich auch noch eine D-Mark mit reingetan“, scherzte er. Eine Ausgabe der Löbauer SZ vom Mittwoch kam hinein. „Dann liest später vielleicht mal jemand, dass gerade Fußball-WM war und welche innen- und außenpolitischen Konflikte es gab“, sagte Hummler. Aber auch Kopien von Zeitungsausschnitten aus bangen Löbauer Tagen landeten in der Zeitkapsel. Zum Beispiel aus den 90er Jahren. Damals hatte ein Unternehmer den Betrieb günstig von der Treuhand erworben und ihn beinahe in den Ruin geführt. Von „mafiösen Methoden“ ist in einem Zeitungsartikel von damals die Rede. Mitarbeiter ketteten sich damals in der Fabrik an, um den Standort Löbau zu retten. Auch diese Geschichten ruhen jetzt im Fundament.

Auch Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) freute sich über den Baubeginn. Er erinnerte an die Schwierigkeiten und Verzögerungen, die es wegen Anwohnerprotesten ursprünglich gegeben hatte. „Seit 2013 geht’s hier darum, etwas zu entwickeln“, sagt er. Auch bei der Bauaufsicht des Landratsamtes habe man um das Erweiterungsprojekt von Palfinger gekämpft. „Sich in Löbau anzusiedeln, ist immer gut. Es kommt noch weiteres Gewerbe dazu“, sagte Buchholz. Er ermunterte auch die anwesenden Mitarbeiter, ihren Wohnsitz von Ebersbach nach Löbau zu verlegen. Hier gebe es sanierte Wohnungen und Neubaugebiete.

Sebastian Simon, Geschäftsführer der Unternehmenssparte „Palfinger Platforms“, betonte, wie nützlich es sei, dass in Löbau künftig Produktion und Service in direkter Nachbarschaft sind. „Der Vertrieb verkauft die erste Hebebühne, der Service aber die zweite, dritte und vierte“, sagte er. Er freut sich über volle Auftragsbücher für die Löbauer Niederlassung. „Unsere im letzten Jahr vorgestellte 37-Meter-Bühne ist bis 2019 ausverkauft“, sagte er. Und für ein ebenfalls im letzten Jahr vorgestelltes 25-Meter-Modell gebe es jetzt erstmals einen Auftrag aus Thailand. Er rechnet in diesem Jahr mit einem Rekordergebnis von rund 400 gebauten Hebebühnen in Löbau.