Bischofswerda. Mit stolzgeschwellter Brust und aufgestelltem Kamm schaut der Hahn auf seine Hennen. Falk Nützsche hat die tierische Szene in kräftigen Farben festgehalten. Acrylmalerei auf Pappe. Ob farbintensiv oder eher unaufdringlich, ob Siebdruck oder Ölmalerei, ob Porträt, Landschaft, Stillleben oder Collage: Ganz verschieden sind die 90 Werke von Oberlausitzer und überregionalen Künstlern, die seit Mittwoch in der Bischofswerdaer Carl-Lohse-Galerie zu sehen sind. Siebdrucke sind dabei, genauso wie Tuschzeichnungen, Linol- und Messerschnitte, Aquarelle und Mischtechniken. Mit Acrylfarben, Öl, Tusche oder Lack Gemaltes. Auch Skulpturen, Keramik oder Fototransfer auf Stoff.
Sie alle sind bei der elften Kunstauktion zu haben, zu der die Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz einlädt. Im zehnten Jahr ihres Bestehens hat sich die Stiftung für Bischofswerda als Auktionsort entschieden. Was Oberbürgermeister Holm Große sehr freut. „Wir wollen alles dafür tun, ein würdiger Gastgeber zu sein.“ Auch, wenn man kein Schloss als Kulisse bieten könne und eher nur kleinere Räume zur Verfügung habe. Doch gemeinsam mit der Stiftung sei man mit dieser Einschränkung ganz gut zurechtgekommen und habe in diesem Jahr in erster Linie auf eher kleinteilige Kunstwerke gesetzt, erklärt der Rathauschef. Er hofft, dass möglichst viele Kunstliebhaber den Weg nach Bischofswerda finden und dabei vielleicht auch Bischofswerdas bedeutenden Sohn Carl Lohse entdecken. Lange Zeit sei der Maler, der einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg war, wenig beachtet worden. Inzwischen hängen Werke von ihm im Dresdner Albertinum. Die Bischofswerdaer haben „mit der Carl-Lohse-Galerie ein besonderes Kleinod der Oberlausitzer Kultur, auf das sie sehr stolz sind“, so der OB. Das habe auch die Stiftung erkannt.
In Bischofswerda zu versteigern, sei der Vorschlag von Birgit Weber gewesen, berichtet so Stiftungsvorstand Joachim Mühle. Die Dezernentin im Landratsamt Bautzen und Vorstandsmitglied der Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz wird am 26. Oktober ab 14 Uhr im Schiebocker Rathaussaal übrigens auch den Hammer schwingen, sprich als Auktionatorin agieren. Eine Aufgabe, welche die Kunstliebhaberin und -förderin sehr gern übernimmt.
Die Stiftung für Kunst und Kultur in der Oberlausitz wurde 2009 von den Landkreisen Bautzen und Görlitz gegründet und hat den Zweck der „Förderung von Kunst und Kultur, insbesondere der Bildenden Kunst und die Bewahrung von Kunst- und Kulturwerten in der Oberlausitz“. Seit Jahren bemüht sich die Stiftung, ein Nachlasszentrum für Künstler in der Oberlausitz zu etablieren. Denn, so Joachim Mühle, immer öfter trage man die Bitte an die Stiftung heran, Künstler-Nachlässe zu verwalten. Mit der Schlossanlage in Königshain bei Görlitz wurde ein entsprechendes Domizil gefunden. Allerdings brauche es noch erhebliche finanzielle Mittel, um dieses Vorhaben umzusetzen. Mit den Auktionen trage man dazu dabei, die eigenen Mittel aufzustocken. In Schiebock werden Werke von insgesamt 76 Künstler versteigert. Die meisten stammen von Kunstschaffenden aus der Oberlausitz – so wie beispielsweise vom Bischofswerdaer Falk Nützsche, Jürgen Cominotto aus Ohorn, Egbert Kasper aus Kamenz oder Petra Kasten aus Pulsnitz. Aber auch Künstler aus Dresden, Frankfurt oder Regensburg sind dabei. Das günstigste Werk ist ab 30 Euro zu haben. Den höchsten Einstiegspreis hat ein Gemälde von Jutta Mirtschin aus Berlin. Ihr Bild „Am Abend“ – Ölmalerei auf Leinwand – geht mit 4.500 Euro in die Versteigerung. „Hier gibt’s große Kunst für kleines Geld“, weiß Birgit Weber. Das Geld, welches bei der Kunstauktion zusammenkommt, hat zweierlei Nutzen. Die Hälfte der Erlöse gehen direkt an die Künstler. Der Rest bleibt bei der Stiftung.
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