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Großenhain hat erste Strom-Tankstelle

Der Energieversorger Enso will das erste Elektroauto in der Stadt einsetzen. Die Reichweite ist aber noch sehr begrenzt.

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Von Jörg Mosch

Das Zeitalter der Elektromobilität hat gestern auch in Großenhain begonnen. Der Energieversorger Enso weihte an der Schillerstraße die erste öffentliche Strom-Tankstelle der Stadt ein. Nach der kürzlich am Dresdner Hauptbahnhof in Betrieb genommenen ist dies die zweite im Regierungsbezirk Dresden.

Ausschließlich mit Ökostrom

An der Tankstelle können gleichzeitig zwei Elektrofahrzeuge aufgeladen werden. Eines im Normalmodus über einen 220-V-Schukoanschluss, was etwa acht Stunden dauert, das andere im Turbomodus per 380-V-Drehstrom.

Damit es in der Stadt wenigstens ein Auto gibt, das die Tankstelle nutzt, will die Enso demnächst einen von der Weixdorfer Firma Citysax umgebauten Chevrolet Matiz in ihren Großenhainer Fuhrpark aufnehmen. Ein solches Auto wird bereits seit Juni von den Dresdner Enso-Mitarbeitern für Dienstfahrten genutzt. Dabei kommen selten mehr als 80 Kilometer am Tag zusammen. Ideale Voraussetzungen, um die Alltagstauglichkeit heutiger Elektrofahrzeuge in der Praxis zu testen, so Dr. Steffen Heine, Geschäftsführer der Enso Netz GmbH. Nach jedem Arbeitstag könne das Fahrzeug über Nacht aufgeladen werden. Ein intelligentes Strommanagment in der Tanksäule sorgt laut Enso dabei dafür, dass ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien – Wind, Wasser, Sonnenstrahlung – für den Ladevorgang genutzt wird.

Carsten Wald, Projektleiter für Elektromobilität bei der Enso, war gestern mit dem umgebauten Matiz von Dresden nach Großenhain gefahren. Auf der Autobahn sei das Fahrzeug, das übrigens nach wie vor über ein Schaltgetriebe verfügt, auf 130 Stundenkilometer gekommen. Dennoch wäre zu spüren, dass der Elektroantrieb nur knapp 35 PS hat.

Die Lithium-Eisensulfat-Akkumulatoren sind unter dem Boden des Kofferraums und vorn vorm Motor eingebaut. Sie haben im voll geladenen Zustand die gleiche Energiekapazität wie 1,2 Liter Superkraftstoff. Dass man damit 80 bis 120 Kilometer fahren kann, spricht für den Wirkungsgrad des kleinen Elektroautos. Bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor würde das einem Verbrauch von einem Liter auf 100 Kilometer entsprechen.

Schwachstelle sei momentan noch die Batterie. Hier müsse in den nächsten Jahren an neuen, leistungsfähigeren Lösungen gearbeitet werden. Deshalb sei das Ganze gegenwärtig noch etwas für Enthusiasten und Vordenker, wie Steffen Heine betont.

Stadt plant eigene Ladestation

Davon, dass es die auch in Großenhain gibt, geht Oberbürgermeister Burkhard Müller (CDU) aus. Er war gestern zur Einweihung gekommen und interessierte sich sehr für die Technik der Strom-Tankstelle. Nach seinen Worten hält die Stadtverwaltung an dem Plan fest, im Stadtzentrum ebenfalls eine solche Ladestation zu errichten. Erste Ankündigungen in dieser Richtung hatten vor Monaten für Proteste gesorgt, weil die städtische Anlage ausgerechnet an der Marienkirche gebaut werden sollte – und dort an der Stelle der Blumenuhr.

„Die Kritiker sollen mal an der Schillerstraße gucken, wie klein diese Zapfsäule ist“, sagte Müller. Er räumte allerdings ein, dass er sich als Alternative zum Kirchplatz auch andere Standorte im Zentrum vorstellen könnte.