Merken

Großenhain wird bunter

Noch mehr Graffiti: Ein zweiter Tunnel, ein Gästegarten und ein Kinderhaus werden besprüht. Was kommt als Nächstes?

Teilen
Folgen

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Manuela Siegel hat Vertrauen in die Kunst. Die Großenhainer Wirtin vom „Holzweg“ in der Meißner Straße war die Erste, die die Ausgestaltung ihres Innenhofes an zwei Künstler gegeben, ohne den Inhalt festzulegen. „Wir wollten einfach die sieben Meter hohen Mauern, die so langweilig aussehen, farbig gestalten lassen“, sagt Manja Siegel. Sie lässt aber auch nicht irgendjemandem freie Hand. Die Künstler sind aus Großenhain und heißen Sebastian Bieler und Hartmut Friedrich. Seit voriger Woche erzählen sie auf den Innenhof-Mauern des „Holzweg“ gemeinsam mit Praktikantin Anna Reißmann künstlerisch eine Geschichte: Von Tieren, die sich die Menschenwelt zurückerobern. Wer abends hier als Besucher Platz nimmt, kann ihnen mit etwas Glück beim Sprühen der Bilder zuschauen.

Künstlerisches Graffiti ist derzeit groß in Mode in Großenhain. Es begann mit dem ersten Großenhainer Graffiti-Sommer vor drei Jahren, bei dem Kinder und Jugendliche den Fußgängertunnel Berliner Straße mit viel Erfolg gestalteten. Private Fassadengestaltungen in der Innenstadt, die Verschönerung des Esag-Häuschens am Cottbuser Bahnhof, die Trendsporthalle im Husarenpark oder der Erlebnisgarten bei der Lebenshilfe auf dem Heimweg folgten. Ebenso eine Mauer am Alberttreff, die jetzt allerdings wieder abgetragen wurde.

Schon geschmierte Schriftzüge

Doch die Idee, mit künstlerischem Graffiti wilden Sprühereien vorzubeugen, ist auf dem Vormarsch. „Deshalb gibt es in den großen Ferien einen zweiten Graffiti-Sommer, bei dem die Unterführung an der Parkstraße gestaltet wird“, so Raimo Siegert, Großenhains mobiler Jugendarbeiter. Dort sind bereits „schmierhafte Schriftzüge“ angesprüht, die vielen Großenhainern nicht gefallen. „Das müsste nicht sein, wir wollen eine bessere Gestaltung“, wirft Siegert ein. Außerdem gehe es darum, unterschiedliche Jugendliche miteinander in Kontakt zu bringen. Für den Jugendarbeiter war es in der Vorbereitung tatsächlich ein Problem, eine große öffentliche Fläche zu finden, an der sich viele Kinder und Jugendliche ausprobieren können. Der neue Tunnel bietet 440 Quadratmeter. „Private Flächenangebote gab es viele“, so Siegert.

Fröhliche Wand am Kinderhaus

Seine Idee, mit der Graffiti-Gestaltung mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hat auch den Verein Kinderwelt vom Großenhainer Schacht auf den Geschmack gebracht. Im Außenbereich des vor einigen Jahren sanierten Kinderhauses gibt es auch so eine graue Mauer, die frische Farbe vertragen könnte. „Dafür haben wir uns Sebastian Bieler in der ersten Sommerferienwoche bestellt – und die Hortkinder machen mit“, freut sich Vereinschefin Rita Mißbach. Voraussetzung für so eine Graffiti-Arbeit ist lediglich, dass die Kinder über längere Zeit eine Farbspraydose halten können. Entwürfe für die Wandgestaltung haben die Kinder schon mit Eifer angefertigt: ein süßes Häschen im Gras. Oder eine moderne Comic-Figur aus dem Fernsehen.

Raimo Siegert schließt nicht aus, dass weitere Großenhainer Graffiti-Projekte folgen. Man darf also gespannt sein.