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Großenhain wird Trump zum Verhängnis

Mit „Welcome to Hell“ legt Jörg Kroschel seinen ersten Roman vor. Und setzt der Röderstadt ein Denkmal.

Von Catharina Karlshaus
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Buchautor Prof. Dr. Jörg Kroschel machte in der Flugschule „Born2fly“  auf dem Großenhainer Flugplatz vor drei Jahren seinen Flugschein und besitzt mittlerweile Anteile an diesem Flieger.
Buchautor Prof. Dr. Jörg Kroschel machte in der Flugschule „Born2fly“ auf dem Großenhainer Flugplatz vor drei Jahren seinen Flugschein und besitzt mittlerweile Anteile an diesem Flieger. ©  Anne Hübschmann

Großenhain/Dresden. Auf Seite 360 steht es schwarz auf weiß. Montag, der 10. Juli 2017, wird für Großenhain zum Schicksalstag. Denn, wenn Julia, Tom und ein gewisser Dr. Zingerle über die Meißner Altstadtbrücke gen Röderstadt rasen, werden nicht nur die Leser dieses ausgewiesenen Thrillers die Luft anhalten. Spätestens bei Sätzen wie „In einem Abstand von hundert Metern folgten sie dem Fahrzeug des Doktors durch die Ortschaften Ockrilla und Priestewitz. Nach zwanzig Minuten erreichten sie Großenhain“, dürfte lokalpatriotischen Enthusiasten dämmern: Ihre Region hat gute Chancen, in den Bücherregalen dieser Welt unsterblich zu werden. 

Von der Altstadt und der Radeburger Straße ist da die Rede und schließlich vom Flugplatz, der für den amerikanischen Präsidenten gewissermaßen zum Verhängnis werden soll. Ein Mix aus spannender Zeitgeschichte, lebhafter Fantasie und einer großen Portion Nervenkitzel, die der Autor Jörg Kroschel geschickt verbindet – und sich dabei ganz und gar nicht anmerken lässt, dass der Thriller sein literarisches Erstlingswerk ist.

Eines, das von Donald Trump und dem G20-Gipfel in Hamburg handelt, einem korrupten Schönheitschirurgen aus Meißen und einem Ultraleichtflugzeug, von Flüchtlingspolitik und sozialer Marktwirtschaft.

 Kommissar Kluftinger aus den Romanen von Klüpfel und Kobr hat einen kurzen Gastauftritt. Dr. Matteo Moreau aus der Fernsehserie „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ darf eine kleine Rolle spielen, und die Mimik und Gestik einer 16-jährigen Freibergerin erinnert fatal an Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

Jörg Kroschel, seit 2007 Professor für Steuerlehre an der Hochschule Zittau/Görlitz, bringt unterhaltsam zusammen, was sich im wahren Leben nie so finden würde. „Ich habe schon als kleiner Junge gern Geschichten geschrieben und davon geträumt, mal einen Roman zu veröffentlichen“, bekennt der 51-jährige Dresdner.

Ende November ging der Traum in Erfüllung. Nach 15 Monaten beendete Jörg Kroschel die Arbeit an seiner Geschichte, die keineswegs nur ein 08/15-Krimi sein will. Vorzugsweise in den vorlesungsfreien Zeiten habe er seine Ideen niedergeschrieben, wieder verworfen und Passagen komplett neu entwickelt. 

Häufig dann, wenn seine Frau Sonja, die während des Entstehungsprozesses gewissermaßen als Lektorin fungierte, berechtigte Kritik an der einen oder anderen Zeile geübt hatte. Denn, auch wenn er neben seiner Dissertation über das US-amerikanische Steuerrecht, Aufsätze in Fachzeitschriften und Textbeiträgen für ein Lehrbuch schon einige Veröffentlichungen vorzuweisen habe – das Schreiben eines abgeschlossenen Romans sei schließlich doch eine ganz andere Hausnummer gewesen.

 Nur in groben Zügen habe er die Dramaturgie im Kopf gehabt, ebenso die Charaktere der handelnden Personen: Los geht dabei alles am 6. Juli 2017 in Hamburg. Die Situation auf dem G20-Gipfel eskaliert, als die Polizei die Demonstration „Welcome to Hell“ unter Einsatz von Wasserwerfern sprengt. 

Tom Herrmanns und Fidel Raul Tietze, zwei Abiturienten, befinden sich mitten unter den Demonstranten und erleben die Gewaltexzesse hautnah mit. Was sie nicht ahnen können – Kidnapper folgen ihnen durch das Chaos der aufgeregten Stadt.

Aufgeregt ist inzwischen auch Jörg Kroschel. Die ersten Dresdner Buchhandlungen haben sein Buch bereits in ihr Sortiment aufgenommen, auch im Internet ist es gelistet. Doch wie wird es ankommen bei der Leserschaft? 

Denn auch, wenn er nach eigenem Bekunden damit kein Geld verdienen möchte. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn die Menschen begeistert sind“, sagt Jörg Kroschel und lacht.

Nun, bei den Großenhainern stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Dass der begeisterte Hobbyflieger den Showdown seines Romans ausgerechnet auf den Großenhainer Flugplatz verlegt hat, dürfte ihm zumindest unter den Einheimischen einige Vorschusslorbeeren einbringen. 

Und nicht nur das. Der Stadt, in welcher der Mitinhaber eines Flugzeuges vor drei Jahren selbst seinen Pilotenschein gemacht hat, wird ein kleines literarisches Denkmal gesetzt. Geschickt hat der offenkundig wortgewandte Professor die ersten vier Zeilen des bekannten Kinderbuch-Klassikers von James Krüss „Der kleine Doppeldecker“ eingeflochten. „Der Clipperstorch von Großenhain hat keinen Schnabel und kein Bein. Er ist ein kleiner kecker knallroter Doppeldecker.“

„Welcome to Hell“ ist im epubli-Verlag erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-7467-8498-4 erhältlich.

„Welcome to Hell“ ist im epubli-Verlag erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-7467-8498-4 erhältlich.
„Welcome to Hell“ ist im epubli-Verlag erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-7467-8498-4 erhältlich. © Screenshot SZ