Angeln ist mehr als im Wasser fischen

Großenhain. "Kommt der Wind aus Osten, lässt er den Haken rosten. Kommt der Wind aus Westen, beißt der Fisch am besten."
Das ist zwar kein Anglerlatein. Wer diesem Hobby frönt, wird derartige Sprüche mit Sicherheit irgendwann einmal zu hören bekommen. Jens Lüdemann, Jugendwart im Anglerverein "Röderaue" Großenhain e.V., kennt sich mit dem Angeln bestens aus. An einem sonnigen Vormittag befindet er nahe der Flutrinne an der Martin-Scheumann-Straße jedenfalls, dass "das Wetter heute nicht so gut" sei. Aber er sagt auch: "Jeder Tag ist ein Angeltag, aber nicht jeder auch ein Fangtag."
Traditionell lädt der Verein insbesondere Kinder und Jugendliche zum Schnupperangeln ein. Der Erfolg gibt dem Ansinnen recht. Von 215 Mitgliedern sind momentan 30 jünger als 18 Jahre. Fern von Computer und Handy frönen sie einer Leidenschaft, die mehr ist, als im Wasser zu fischen. "Angeln bringt die Leute ,runter'", so Jens Lüdemann. Fern von Stress, können sie beim Angeln Natur erleben, abschalten. Doch auch andere wichtige Aspekte werden vermittelt. Bei Arbeitseinsätzen des Vereins werden die Gewässer entmüllt, die Ufer gereinigt - weggeräumt, was andere Leute "vergessen" haben. Dass gerade die Kinder und Jugendlichen einen ganz besonderen Enthusiasmus an den Tag legen, ist ein gutes Zeichen für den eigenen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.
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Es geht also nicht nur darum, die "dicken Fische" zu fangen. Nebensache ist dies nun allerdings auch nicht. In der Flutrinne sind vor allem Rotfeder, Blei, Karpfen und Hecht vertreten. Dass und vor allem wie sie geangelt werden können, lernen die Kinder und Jugendlichen unter anderem beim Schnupperangeln. Zum Beispiel, dass es Mindestmaße und Schonzeiten für die einzelnen Friedfische gibt. Und auch, dass es für die Tötung von Fischen genaue Vorschriften gibt. Doch Jens Lüdemann weiß: "Die Größe der Fische ist für die Kinder gar nicht so entscheidend." Sondern eben der Aufenthalt in der Natur an der frischen Luft, die Ruhe - verbunden mit Spaß und etwas Nervenkitzel.
Daran hat auch die Coronazeit nichts geändert, von der zumindest das aktive Angeln im Verein "Röderaue" relativ unbeeinflusst blieb. Auf der Strecke blieben "nur" die gemeinsamen Treffen - die Geselligkeit eben. Dass dies alles jetzt wieder stattfinden kann, macht die Mitglieder doppelt froh. Beim Schnupperangeln im vergangenen Jahr konnten acht neue Mitglieder begeistert werden. Und auch die mitgekommenen Eltern hätten oft gestaunt, wie dieser schöne Sport ihre Sprösslinge "geerdet" habe, so Jens Lüdemann.
Am Sonnabend führt der Verein in der Zeit von 13 bis 17 Uhr wieder ein Angeln für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre an den der Flutrinne Martin-Scheumann-Straße durch. Die Teilnehmer bekommen eine Angel und die entsprechenden Köder gestellt. Wer bereits eine eigene Angel besitzt, kann diese natürlich mitbringen. Das Angeln ist an diesem Tag ohne einen Fischereischein möglich.
Und ein Erfolg scheint "garantiert". Trotz Ostwind nämlich hat Jens Lüdemann an jenem sonnigen Vormittag innerhalb einer knappen Stunde ein halbes Dutzend Fischlein herausgeholt.