Die Glasfasern können kommen!

Lenz. Die Zufahrtsstraße zur Lenzer Tierkörperbeseitigungsanstalt wird bis in den Unterbau hinein durchgerüttelt, als der Kabelpflug nebenan die Erde aufreißt. Mit Spezialtechnik werden hier gleichzeitig fünf Rohrverbünde eingebracht, die Priestewitz mit schnellem Internet versorgen sollen. Noch sind es nur Leerrohre – das Innenleben aus Glasfasern wird später mit Druckluft eingeblasen. Das Einpflügen der Kabelstränge ist mit Abstand die schnellste Methode beim Breitbandausbau. Die Spezialmaschinen der bayerischen Firma Föckersperger schaffen pro Stunde 500 bis 1.000 Meter.
„Da gibt es nur eine Handvoll Autofahrer, die kurz mal mit den Augen rollen“, sagt Bauleiter Boris Suckow. Der Vibrationspflug macht tage- oder gar wochenlange Sperrungen, wie sie beim normalen Aufbaggern manchmal notwendig sind, überflüssig. Das ist enorm wichtig bei einer Anlage wie der Tierkörperbeseitigungsanstalt (TBA), die aus Hygienegründen ständig erreichbar sein muss. Nicht alle Fahrzeuge, die die Kadaver anliefern, können die Zufahrt aus Richtung Lenz nutzen, weil die Eisenbahnbrücke nur bestimmte Höhen erlaubt.
TBA-Geschäftsführerin Sylvia Schäfer ist noch aus einem anderen Grunde froh, dass die Breitbandkabel schnell in die Erde kommen. „Wir fiebern dem schnellen Internet regelrecht entgegen“, sagt sie. Ihr Betrieb verfüge zwar über eine Standleitung, aber die koste sehr viel Geld. Mit der Glasfaser-Technologie könnten die Logistik und der Kontakt zu den Kunden viel flexibler gestaltet werden.
Der Breitbandausbau in der etwas mehr als 3.000 Einwohner zählenden Gemeinde Priestewitz wird von der Sachsen-Energie (ehemals Enso) ausgeführt. Das Versorgungsunternehmen hat allerdings erstmals in der Region einen Generalauftragnehmer – die Deutsche Netzbau GmbH – engagiert. „Unsere internen Ressourcen sind mittlerweile ausgelastet“, erklärt Erik Schröder. Sachsen-Energie lässt allein im Priestewitzer Gemeindegebiet werden 314 Kilometer Glasfaserleitungen verlegen. Dass mehrere Stränge gleichzeitig eingebaut werden, hat zwei Gründe. Zum einen müssen defekte Leitungen schnell ersetzt werden, falls bei Bauarbeiten mal eine in Mitleidenschaft gezogen wird. Zum anderen sollen bereits Reserven vorhanden sein, wenn durch die technologische Entwicklung noch größere Datenmengen durchfließen müssen.
Die Priestewitzer Ortsteile bekommen das schnelle Internet von drei Seiten her. Leitungstrassen werden Zschauitz, Großdobritz und von der 110-kV-Leitung bei Zottewitz an die Dörfer herangeführt. Der Ortsteil Nauleis sowie die Nachbarn Dallwitz, Altleis und Lenz sollen zuerst angeschlossen werden, weil sie vom bereits vorhandenen Knotenpunkt in Zschauitz mit relativ geringem Aufwand versorgt werden können. Mit Ausnahme von Blattersleben, Döschütz, Zottewitz und Medessen sind alle Priestewitzer Ortsteile Bestandteil des Glasfaser-Projekts von Sachsen-Energie.
Die vier Erstgenannten gelten als so genannte graue Flecken, für die es momentan keine Förderung gibt. Ganz unmöglich ist es aber auch dort nicht, einen Glasfaseranschluss zu bekommen. An Straßen, wo ohnehin eine Breitband-Trasse durchläuft, kann der Versorger einen Anschluss bis zum Haus anbieten. Er kostet 800 Euro – solange der Breitbandausbau noch im Gange ist. Wer es sich erst danach überlegt, muss schon das Doppelte bezahlen.
Die Priestewitzer Breitband-Ortsverbindungen werden überwiegend in geschlossener Bauweise, das heißt durch Bohren und Pflügen hergestellt. Dabei sind sechs Bahn- und 68 Gewässerquerungen zu bewältigen. Dank der fortschrittlichen Technologien, die die Deutsche Netzbau einsetzt, könnten die Arbeiten vielerorts sogar früher abgeschlossen werden als geplant. „Die Jungs machen richtig Betrieb“, freut sich Bürgermeisterin Manuela Gajewi.