Droht Großenhains Schülern ein kalter Winter?

Großenhain. Dresdens Frauenkirche ging mit gutem Beispiel voran. Öffentliche Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Weihnachtsbeleuchtung - es scheint nichts zu geben, was momentan vor der imaginären Streichliste entkommen kann. Energie soll in der Krise gespart und gedrosselt werden, was Gas, Heizung oder Lichtschalter hergeben. „Wenn dieses politische Chaos, das unsere Politiker da oben anrichten, jetzt schon wieder auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen wird, glaube ich an gar nichts mehr“, bekennt eine Röderstädterin aufgebracht.
Die dreifache Mutter hat sich eigens auf den Weg ins neue DDV-Lokal gemacht, um in der Gläseren SZ-Redaktion von ihren „schlaflosen Nächten“ zu berichten. Sie plage nach eigenem Bekunden große Sorgen um die momentane gesellschaftliche Situation. „Und da frage ich mich beispielsweise auch, ob wir in ein paar Wochen nicht nur in unbeheizten Büros, sondern auch unsere Jüngsten am Ende in kalten Klassenräumen hocken müssen“, sagt die 46-Jährige und schüttelt verärgert den Kopf.
Verständliche Fragen, die gegenwärtig nicht nur sie beschäftigen dürften. Umso mehr, als das sich das sächsische Kultusministerium bereits deutlich geäußert hat. Demnach seien Schulen ebenso wie Kindertageseinrichtungen laut dem Notfallplan Gas geschützt und würden vorrangig versorgt. „Schulen bleiben offen und es wird kein Kind frieren müssen. Das muss bei allen Planungen das Ziel sein. Blinder Aktionismus führt selten zum erhofften Erfolg“, sagte Kultusminister Christian Piwarz. Zudem gelte es zu vermeiden, dass der Lebens- und Lernort Schule in Folge der Energieeinsparbemühungen unverhältnismäßig beeinträchtigt werde.
In den Klassenräumen nicht weniger als 20 Grad
Anlass, sich wie die Großenhainerin Gedanken zu machen, gibt es freilich dennoch. Denn Fakt ist auch: in den Einrichtungen solle es bitteschön nicht wärmer sein als es muss. Während in den Gruppenräumen von Kindertagesstätten immerhin eine Mindesttemperatur von 21 Grad vorgegeben wäre, dürften es in den Zimmern der Schulen nicht weniger als 20 Grad sein. In Turnhallen hingegen laut Kultussprecherin Susann Meerheim auf Anfrage von Sächsische.de lediglich 17 Grad.
Galt das regelmäßige Öffnen der Fenster inmitten der Corona-Pandemie in den vergangenen zweieinhalb Jahren zumindest in Präsenzunterrichtsphasen als probates Mittel, werde künftig auf das sogenannte „Stoßlüften“ Wert gelegt. Gekippte oder gar dauerhaft geöffnete Fenster könnten schließlich der Feind jedes Temperaturfühlers sein.
So wenig Räume nutzen wie möglich
Unmissverständlich auch die übrigen Empfehlungen, hinsichtlich der Bereitstellung von Wasser. Warmes müsse nur an Wasch- und Duschplätzen sowie in jenen Toilettenräumen zur Verfügung gestellt werden, die zur Ausübung pflegender Tätigkeiten etwa bei kleinen Kindern benötigt würden. Die Beleuchtung von Räumen - nutzen solle man so wenig wie möglich - erfolge nur bei Bedarf und müsse beim Verlassen wieder ausgeschaltet werden. Nicht benötigte Geräte sollten ganz oder teilweise ausgeschaltet werden. Gleiches gelte für die Stand-by-Funktion bei Elektrogeräten.
Klare Ansagen, die auch Klaus Liebtrau seit mehreren Tagen in schriftlicher Form auf dem Schreibtisch liegen hat. Der Leiter des Großenhainer Werner-von-Siemens-Gymnasiums macht keinen Hehl daraus, dass für ihn die Absicherung des Unterrichts im Vordergrund stehe und dazu gehörten eben auch akzeptable Randbedingungen. „Ich weiß aus Erzählungen, dass die Schüler in früheren Zeiten mit einem Kohlebrikett in die Schule geschickt worden. Es darf bei allem Engagement jetzt nicht das Gefühl aufkommen, es müsse nun ein fünf Liter Kasten Öl sein“, gibt Klaus Liebtrau zu bedenken. Insofern werde man an seiner Schule mit Augenmaß vorgehen und das Wohl der 747 Gymnasiasten im Blick haben.
Sporthallen werden in Sparpläne einbezogen
Ganz oben liege das Thema seit Wochen bereits bei den Verantwortlichen in der Großenhainer Verwaltung. Wie es gegenüber Sächsische.de am Montag heißt, werde die Stadt, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlichten Verordnungen anwenden und umsetzen. Orientieren wolle man sich dabei an jenen Empfehlungen zu Energiesparmaßnahmen an Schulen und Einrichtungen der Kindertagesbetreuung des Freistaates. Was das im Einzelnen praktisch bedeutet, könne jetzt indes noch nicht gesagt werden. Denn, auch wenn bereits im Sommer die hiesigen Schulen und Kitas über Einsparmöglichkeiten und schon erfolgte Anpassungen beziehungsweise Optimierungen der Heizanlagen informiert worden. Über alle in Großenhain möglicherweise greifenden Maßnahmen solle zunächst mit den Stadträten gesprochen und beraten werden. Das dazu auch Schulen gehören werden, wäre dabei ebenso klar, wie die Einbeziehung von Sporthallen in etwaige Energiesparpläne. Die Verwaltung habe dazu vielfältige Überlegungen angestellt, die nach der Beratung mit den Stadträten selbstverständlich auch mit den Nutzern der Sporteinrichtungen besprochen würden.