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Ein Marktplatz voller kleiner Attraktionen

Der Großenhainer Autofrühling erlebt einen tollen Neustart. Neugier und Wiedersehensfreude unter den Besuchern dominieren.

Von Thomas Riemer
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Carmen Klenner hat gut lachen – Armin Benicke eher nicht: Im Überschlagsimulator zeigten Mitglieder der Gebietsverkehrswacht Chemnitzer Land Tricks, wie man sich aus einer misslichen Lage befreien kann.
Carmen Klenner hat gut lachen – Armin Benicke eher nicht: Im Überschlagsimulator zeigten Mitglieder der Gebietsverkehrswacht Chemnitzer Land Tricks, wie man sich aus einer misslichen Lage befreien kann. © Kristin Richter

Großenhain. So wird es wohl immer sein: Wenn's beim Autofrühling in der Röderstadt "Strippen regnet", erinnert man sich sehnlichst an die regenfreien Events. Oder aber andersherum. Die 27. Auflage am Sonnabend zeigt sich mal wieder von der freundlichen Seite. Doch nicht nur deshalb ist es ein ganz besonderer Autofrühling. "Ich habe bei den Besuchern sehr viel 'breites Lächeln' gesehen", sagt Uwe Richter.

Der Vorsitzende des Motorsportclubs Großenhain ist wie alle Mitstreiter glücklich, dass der vom Verein organisierte Autofrühling nach vierjähriger Abstinenz wieder stattfinden kann. 16 Aussteller sind gekommen, und alle sagten im Vorfeld ziemlich spontan zu, obwohl die Branche wie viele anderen auch durch Corona und nun auch den Ukraine-Krieg gebeutelt ist. Der Nachschub an Neuwagen ist ins Stocken geraten, weil Lieferketten von Bauteilen noch nicht wieder komplett laufen. "Manches Autohaus konnte uns selbst zwei Tage vor dem Autofrühling noch nicht verbindlich sagen, mit wie vielen Fahrzeugen es kommt", bestätigt MC-Geschäftsführer Kai-Michael Riepert.

Letztlich sind Hauptmarkt und Frauenmarkt mit rund 100 edlen Karossen – meist Neu- und Jahreswagen – gefüllt, als gäbe es die Probleme nicht. "Ich bin überrascht, wie viele Autos hier stehen", sagt auch Oberbürgermeister Sven Mißbach. Als Schirmherr kommt er gleich nach der Eröffnung und dem traditionellen Frühstück mit den Ausstellern mächtig ins Schwitzen. Beim Trabant-Anzieh-Wettbewerb. Es ist sein zweiter diesbezüglicher Auftritt nach 2018. An seiner Technik hat der Rathauschef gefeilt, statt über die Schulter legt er das Abschleppseil diesmal um den Bauch – und kommt gut über die Kurzstrecke.

Ganz andere "Gefühle" vermitteln Carmen Klenner und Ben Frenzel. Die beiden Mitglieder der Gebietsverkehrswacht Chemnitzer Land sind extra aus Glauchau angereist – mit einem Überschlagsimulator. "So etwas will natürlich niemand erleben", sagt Jörg Frenzel. Doch gerade für junge Fahrer sei die Erfahrung mit solch einem Simulator sicherlich gut, ergänzt Carmen Klenner. Mit dem Gerät vermittelt das Duo jenen Trick, wie man sich – mit dem Fahrzeug auf dem Dach liegend, in wenigen "einfachen" Schritten aus dem Auto und der misslichen Lage befreien kann: mit den Füßen abstemmen, Gurt lösen oder durchschneiden, aussteigen. Armin Benicke aus Großenhain ist er Erste, der sich in den Simulator setzt. Als Pilot kennt er zumindest Schräglagen ganz gut und kommt mit dem Szenario zurecht. Aber er gesteht auch: "Der Simulator ist lebensnah." Und für einen Moment habe auch er die Orientierung verloren.

Sich zu orientieren – diese Chance haben bei der Fahrzeugpräsentation alle Besucher genutzt. Hybrid-, Elektroautos, aber auch Benziner und Diesel werden akribisch begutachtet. "Wir gucken einfach mal", sagt Stefan Georg, der mit den Kindern Ben und Lilly über den Frauenmarkt streift. Nein, Ambitionen auf einen aktuellen Autokauf habe er nicht, so Stefan Georg. Aber Informieren und mit der Familie etwas zu erleben, das schade sicherlich nicht. Dass das Gros der Interessenten zuerst auf Klimawerte und vor allem Kraftstoffverbrauch schaut, wundert angesichts der momentanen Debatten und Spritpreise nicht.

Autos ganz anderer Dimensionen sind hingegen auf dem unteren Frauenmarkt zu bestaunen. Dort haben Enthusiasten eine beachtliche Palette von US-Cars aufgestellt. Luxus-Limousinen aus den 1970-ern sind darunter, auch sehr "exotische" Gefährten, die die Besitzer liebevoll pflegen und sonst nur bei diversen Treffen und gemeinsamen Ausfahrten präsentieren. Als "Zugabe" beim Autofrühling eine absolute Augenweide.

Ebenso das Technische Hilfswerk, das mit einem Teil seiner anspruchsvollen Technik gekommen ist, sowie die Großenhainer Feuerwehr, die ihr monströses Großtanklöschfahrzeug 9000 vorstellt. Das sorgt natürlich nicht nur bei den Großen, sondern insbesondere den Sprösslingen für große Augen. Wobei die jüngeren Besucher durch weitere Angebote auf dem Fahrradparcours der Verkehrswacht und einen Quad-Parcours sowieso die Qual der Wahl haben.

Uwe Richter ist am Mittag zufrieden. Die Innenstadt ist gut besucht, Händler und Gäste offenbar zufrieden. "Man merkt, dass die Leute nach solchen Veranstaltungen lechzen", sagt der MC-Vorsitzende. Ob der Verein den Autofrühling im nächsten Jahr oder erst wieder 2024 organisiert, "darüber werden wir jetzt mit den Autohäusern reden", sagt Uwe Richter.

Autos über Autos: 16 Aussteller zeigten rund 100 Modelle in der Innenstadt.
Autos über Autos: 16 Aussteller zeigten rund 100 Modelle in der Innenstadt. © Kristin Richter
"Stelzenmann" Thomas Born hatte wieder einmal den Überblick und verzauberte die Kinder.
"Stelzenmann" Thomas Born hatte wieder einmal den Überblick und verzauberte die Kinder. © Kristin Richter
Ben probiert schon mal den Hyundai Santa Fe Plug-in-Hybrid 1.6T 4WD 6AT. Schwester Lilly und Papa Stefan Georg schauten neugierig zu.
Ben probiert schon mal den Hyundai Santa Fe Plug-in-Hybrid 1.6T 4WD 6AT. Schwester Lilly und Papa Stefan Georg schauten neugierig zu. © Kristin Richter
Mit neuer Zugtechnik bewegte Oberbürgermeister Sven Mißbach den knallgelben Trabi über die Wettkampfstrecke.
Mit neuer Zugtechnik bewegte Oberbürgermeister Sven Mißbach den knallgelben Trabi über die Wettkampfstrecke. © Kristin Richter