Großenhain. Der junge Mann am Telefon ist ganz schön sauer. Vor zwei Wochen habe der Großenhainer in einem Internetshop ein Ersatzteil für zwei seiner Drucker gekauft. Da er sie beruflich einsetzen würde, hätte er diesen bequemen und zugegebenermaßen auch vergleichsweise kostengünstigeren Weg nicht zum ersten Mal so gewählt. Wie vom Verkäufer angegeben, seien die dringend benötigten Teile tatsächlich auch jedes Mal sofort nach Eingang der Zahlung mit dem Paketdienstleister der Deutschen Post DHL auf die Reise geschickt und nach zwei Tagen in Großenhain eingetroffen.
Das Problem jetzt allerdings: Wie in der zur Verfügung stehenden Sendungsverfolgung ersichtlich, sei das Paket auch sofort zu ihm auf die Reise gegangen. Aber, obwohl längst angekündigt, käme es nicht. "Ich habe mich zunächst an den Verkäufer gewandt, der mir versicherte, so wie angegeben, hätte er die Ware mit dem ausgewiesenen Datum weggeschickt. Doch wenn ich diese Sendungsnummer nun eingebe, steht plötzlich da, es sei in der Empfängerregion angekommen, obgleich mir vorher schon die Auslieferung angekündigt wurde", schimpft der 38-Jährige.
Wenn auch wenig tröstlich für ihn, scheint er momentan nicht der Einzige zu sein, der vergeblich auf bereits avisierten Pakete wartet. In den sozialen Netzwerken wissen zahlreiche Großenhainer Ähnliches zu berichten. Nicht zuletzt Bewohner aus dem Thiendorfer Ortsteil Sacka, die erst kürzlich beklagten, dass die DHL-Post in seinem Wohnort derzeit nur verspätet oder gar nicht vorliegende Postsendungen zustelle. Mehr noch: Es wäre in den vergangenen drei Wochen sogar vorgekommen, dass das halbe Dorf nur ein Mal pro Woche Briefe und Pakete von der gelben Post erhalten habe. Der Sackaer hält diese Art der Zustellung auch wichtiger Sendungen nach eigenem Bekunden für unvertretbar.
Ungewöhnlich hohe Paketmenge für die Sommersaison
Eine Priestewitzerin hat indes ganz andere Erfahrungen machen müssen. Ihre Tochter hätte der schon betagten Rentnerin einen neuen Staubsauger geschickt und auch aufgrund der Sendungsnummer gleich mitgeteilt, wann das heiß erwartete Hochleistungsgerät eintreffen würde. Die dankbare Mutter habe daraufhin extra den Termin bei der Physiotherapie verschoben und gewartet, wann denn der Zusteller bei ihr klingele.
Irgendwann sei sie zugegebenermaßen auch mal auf die Toilette gegangen und hätte danach weiter auf der Couch sitzend den Dingen geharrt, die da hoffentlich kommen werden. Doch Fehlanzeige! Geklingelt, so schwört die beherzte Dame, habe niemand bei ihr. Aber im Briefkasten hätte am Nachmittag plötzlich ein Zettel gelegen: Es wäre niemand zu Hause gewesen und sie müsse das Paket nun in Großenhain abholen.
Für den zuständigen Pressesprecher der DHL Group, Matthias Persson, dürften derlei Kümmernisse wohl keine Seltenheit sein. Ebenso wie im Raum Thiendorf sei in der Region Großenhain momentan ein unerwartet hoher Krankenstand bei den Mitarbeitern zu verzeichnen. Hinzu käme, dass für die Sommersaison ungewöhnlich hohe Paketmengen auszuliefern wären. "Aus diesen Gründen gelingt es uns gegenwärtig leider nicht in allen Gebieten, Sendungen in gewohnter Geschwindigkeit zustellen, auch um die maximal zulässige Arbeitszeit für die verbleibenden Zustellkollegen nicht zu überschreiten", bekennt Matthias Persson gegenüber Sächsische.de.
Wie er betont, sei diese Verfahrensweise keineswegs der Anspruch des Unternehmens und die Kunden wären es - wie man anhand der Leserbeschwerden erkennen könne - auch ganz anders von DHL gewohnt. "Unsere örtliche Betriebsleitung hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, damit die gewohnte Zustellqualität in diesem Bereich zeitnah wieder erreicht werden kann", erklärt Matthias Persson. Eingesetzt würden unter anderem auch Mitarbeiter aus umliegenden Zustellbereichen als Entlastungskräfte, um die personelle Besetzung zu verstärken.