Großenhain. Hängen sehen haben sie wohl die wenigsten. Und schon gar nicht die Zabeltitzer selbst. Wenn im geschichtsträchtigen Palais Begängnis herrschte, dann waren es nicht die Einwohner des Großenhainer Ortsteiles selbst, die sich an der Schönheit des historischen Gebäudes erfreuen durften. Seit 1955 als sogenanntes Weiterbildungszentrum der Deutschen Reichsbahn genutzt, war das Palais 1993 schließlich zum Schulungs- und Tagungszentrum der Deutschen Bahn AG avanciert. Hinter verschlossenen Türen, versteht sich.
Keine Frage, inmitten der beschaulichen Umgebung und des schmucken Barockparks ohnehin idyllisch gelegen, versprühte das Anwesen ein erträgliches Maß an Wohlfühlatmosphäre. Was seinerzeit nicht unbedingt Dorfgespräch gewesen sein dürfte: Damit sich die künftige Führungselite der Deutschen Bahn auch tatsächlich rundum behaglich fühlt, halfen die damaligen Eigentümer in Sachen Dekoration und Inneneinrichtung etwas nach. An die traditionsreichen Wände hängten sie Werke von namhaften deutschen Künstlern: Georg Baselitz, Blinky Palermo, Imi Knobel und A. R. Penck.

Arbeiten, die der Liebhaber dieser Kunst nun selbst im beschaulichen Heim platzieren darf. Vorausgesetzt, das Glück ist ihm hold und er kann die guten Stücke im Rahmen einer Internetauktion am Mittwochnachmittag ersteigern. Auf dem DB-Verkaufsportal "DBresale" findet sich nämlich nicht nur eine alte Kleinlokomotive anno 1976 oder 28 Flaschen Spätburgunder. Nein, neben einem ausrangierten Lokführersitz und alten Maschinenteilen werden just auch jene Grafiken aus Zabeltitz angeboten. Angeschafft in den Jahren 1993 und 1994 über den Kunsthändler Achim Kubinski, wurden die vielfältigen Objekte nach der Auflösung des Standortes als Schulungseinrichtung bis jetzt im ehemaligen Reichsbahnamt Leipzig präsentiert. "Am neuen Bürostandort kann leider nur ein kleiner Teil der Kunstsammlung des Palais weiter gezeigt werden, sodass diese Sammlung nun zum Verkauf kommt", heißt es in der Internetofferte der Deutschen Bahn.
Ein wenig problematisch allerdings: Die alle im November 2020 durch einen Sachverständigen für Kunst bewerteten Arbeiten sind einerseits mit Kennerblick und andererseits nur mit Lupe wirklich deutlich zu betrachten. Geradezu winzig abgebildet, sind auch keine ausschweifenden Beschreibungen der jeweiligen Werke beigefügt. Wer sich dennoch dafür interessiert, hat die Wahl der Qual zwischen acht Radierungen von Georg Baselitz, sieben Arbeiten im Siebdruckverfahren von Imi Knobel, 15 Serigrafien von A. R. Penck und einem Prägedruck aus dem Jahr 1972 von Blinky Palermo.
Verkauft werden die Kunstwerke am Mittwoch ab 16 Uhr in einer Live-Auktion. Die durch den Gutachter ermittelten aktuellen Werte der Grafiken würden dabei durch die Mindestgebotspreise dargestellt.
Informationen unter www.dbresale.com
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