Großenhain
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Linzer erinnern sich an ihre Dorfmaler

Mit einer Bilderausstellung wurde der neue Gemeinschaftsraum zwar noch nicht offiziell eingeweiht, aber schon erstmals genutzt.

Von Manfred Müller
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Der Linzer Ortschronist Frank Schneider (l.) führt Besucher durch die Ausstellung „Linzer Maler und ihre Bilder“.
Der Linzer Ortschronist Frank Schneider (l.) führt Besucher durch die Ausstellung „Linzer Maler und ihre Bilder“. © Manfred Müller

Linz. Es sind vor allem Landschaftsmotive, die Curt Frohberg hinterlassen hat. Ein bisschen vom Fernweh seiner Auftraggeber geprägt, vielleicht auch vom eigenen. Manche abgemalt von Postkarten oder Fotografien. Dazu einige Porträts, von denen die Fotokopien gefertigt wurden, die jetzt im neuen Dorfgemeinschaftsraum zu sehen sind. „Ich habe selbst einige Frohberg-Bilder in meinem Besitz“, erklärt Frank Schneider. Der Linzer Ortschronist hatte die Ausstellung eigentlich zur 800-Jahrfeier geplant. Die musste wegen der Corona-Pandemie im vorigen Jahr abgesagt werden und konnte wegen der unsicheren Perspektive auch in diesem Sommer nicht organisiert werden. Immerhin gab es am vergangenen Wochenende ein Dorffest, und die Bilderausstellung war der kulturelle Höhepunkt der kleinen Feier.

Frank Schneider hat nicht nur die Bilder von Curt Frohberg, die in etlichen Wohnzimmern der Großenhainer Pflege und Südbrandenburgs hängen, ausfindig gemacht. Er trug auch Malereien anderer künstlerisch begabter Dorfbewohner zusammen. Von Heila Gräfin zu Münster etwa, einer Tochter der letzten Schlossbesitzer, die etliche Linzer Ansichten gemalt hat. Dazu Schloss-Ansichten, die Frieda von Welck zugeschrieben werden, einer Nichte der Von-Palm-Dynastie. Die Linzer haben seit jeher ein besonders Verhältnis zu ihrem Schloss, das nach dem 2. Weltkrieg abgerissen wurde. Jede fotografische oder gemalte Ansicht ist für sie ein Kleinod. Deshalb hatte Frank Schneider zum Dorffest auch einen Bilderweg eingerichtet, der rund um den Schlossgraben führte. Hier konnte man auf Tafeln die jeweilige Originalansicht aus dem exakten historischen Blickwinkel betrachten.

Auch ehemalige Bürgermeister, Dorflehrer und Schüler aus dem Ort haben sich mit Federzeichnungen oder Ölbildern am Schloss-Motiv versucht. „Es ist schon erstaunlich, wie viele große und kleine Künstler ein Dorf wie Linz hervorbringt“, sagt Frank Schneider. Der Interessanteste von ihnen ist für den Ortschronisten nach wie vor Curt Frohberg. Der gelernte Tischler, der nach dem 2. Weltkrieg nach Linz kam und bis zu seinem Tode Mitte der 1980er Jahre hierblieb, hatte eine bewegte Lebensgeschichte. Er war auf Wanderschaft bis nach Südeuropa und Ägypten gekommen, verlor im Krieg seine erste Familie und galt als begabter Restaurator. In dem kleinen sächsischen Dörfchen lebte er in ärmlichen Verhältnissen in einer Dachwohnung und fand in der Malerei wohl auch einen psychischen Ausgleich. „Ich erinnere mich noch, wie mein Vater wegen der Dachschräge gebückt vor seiner Staffelei stand – an einem winzigen Dachfenster“, sagt Tochter Sonja Sähring. Wenn Curt Frohberg malte, hatte in der Wohnung absolute Stille zu herrschen; die kleine Sonja wurde hinausgeschickt. Aber das Talent hatte sie von ihrem Vater geerbt – sie wurde später Kunstlehrerin.

Die Bilderausstellung war quasi Generalprobe für die Nutzung des neuen Dorfgemeinschaftsraumes. Der ist durch einen 40 Quadratmeter großen Anbau an das ehemalige Pionierheim geschaffen worden. Küche und Sanitärräume sollen in den nächsten Tagen fertiggestellt und übergeben werden. Dann können neben den Zusammenkünften des Jugendklubs hier auch Veranstaltungen der Feuerwehr, der Kirchgemeinde und Ratssitzungen stattfinden. Die Linzer hatten mit dem Verkauf der ehemaligen Jugendherberge den angestammten Gemeinschaftsraum eingebüßt. Deshalb beschloss die Kommune, das Jugendklub-Gebäude entsprechend zu erweitern. Sie nahm dafür 150.000 Euro in die Hand, drei Viertel davon Fördermittel vom Regionalmanagement Dresdner Heidebogen. Ein Grund mehr für die Linzer, stolz auf ihr Heimatdorf zu sein. Die kleine Fotoschau „Linzer Leben – Linzer Leute“ im herrschaftlichen Waschhaus brachte eine zusätzliche historische Note ins Dorffest.