Großenhain. Im Sturzflug rast die Maschine aus der Luft auf den Erdboden zu. Doch kurz vorm Boden zieht sie wieder nach oben. Und außerdem ist das Flugzeug nur ein Modell - also unbemannt. Trotzdem schauen die Besucher gebannt in den Großenhainer Himmel. An diesem Wochenende zieht die Begeisterung fürs Fliegen Piloten aus Köln, Hamburg oder Celle zu den Großflugtagen. So wie den 55-jährigen Uwe Wendt, der seit seinem 14. Lebensjahr in die Luft geht.
Gerade hat er in seiner Extra 330 LX einen Einzelkunstflug par excellence gezeigt, mit Looping, gerissenen und gestoßenen Rollen. Wieder auf dem Boden reicht ihm jemand ein Eis. “Mein Körper ist an diese Abenteuer gewöhnt, wenn ich's nicht mache, krieg ich Entzugserscheinungen“, sagt der ehemalige Lufthansapilot schelmisch. Für den nächsten Flug muss er nachtanken und Rauchöl nachfüllen, sprich Paraffin: für den Showeffekt. „Mir hat ein kleines Mädchen staunend gesagt: jetzt wisse sie endlich, wer die Wolken macht“, schmunzelt Wendt.
Rund 40 Piloten erobern mit ihren Vorführungen am Wochenende den Himmel. Dazwischen steigen Maschinen der Flugschule Born2fly, vom „Flieger August“ Dresden, ein Hubschrauber Robinson 44 von Aeroheli aus Cottbus oder Flugzeuge vom RK Flugdienst Hamburg mit Gästen zu Erlebnisflügen auf. Die Preise liegen zwischen 50 und 150 Euro für circa 20 Minuten - je nachdem, wie viele Interessenten gleichzeitig einsteigen können. Die Nachfrage ist groß. Zehn Gäste auf einmal kann Hagen Hamm im Museumsflieger Do 28 in die Lüfte bringen. „Ich bin zum 15. Mal hier und es macht richtig Spaß“, sagt er. Und eine Mitarbeiterin erklärt bei einem laut aufsteigenden Flieger, dass es nicht der Motor ist, der brummt. Sondern der Propeller, der Überschallgeschwindigkeit erreiche.
Moderator Peter Misch hat ebenfalls viel Wissenswertes für die Zuschauer, die sich dich an der Absperrung drängen. Zum Beispiel: „Wenn der Schwerpunkt stimmt, können auch Garagentore fliegen“. Dann geht die 50-jährige Antonow AN2 aus Chemnitz zum Rundflug in die Luft. Die Anbieter sind zufrieden. Auch Besucher wie Peter und Michaela Noack. „Die Großenhainer Flugshow hat doch lange Tradition, es kommen viele Auswärtige“, sagen sie stolz. Wann sieht man schon mal ein 20.000 Euro teures Modellflugzeug wie die L39 Albatros mit 3,5 Metern Länge und 2,7 Metern Spannweite? Besitzer Marco Becker aus Eisenhüttenstadt kann bis zu 300 km/h fliegen. Das Modell mit einem kleinen Plastepiloten hat ein Backup-System. Denn die Stunts sind doch atemberaubend.
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"In Großenhain gibt es eine derartige Anzahl bedeutender Raritäten in Luft und im Gelände in Aktion zu erleben wie nirgendwo anders", so die Veranstalter. Alle zwei Jahre wollen sie weiter den über 100-jährigen Flugplatz feiern. "Dies vor dem Hintergrund der seit Jahren anhaltenden Sorge um das Fortbestehen des Großenhainer Platzes." Er ist einer der ältesten noch existierenden Flugplätze Deutschlands. Am 21. Februar 1914 landete der Flugzeugführer Hasenohr als erster Militärflieger mit seinem Eindecker "Taube" hier. Er läutete damit den Beginn der Entwicklung Großenhains als sächsische Fliegergarnison ein. Auf dem geschichtsträchtigen Platz erhielt auch das Fliegerass Manfred von Richthofen seine erste fliegerische Ausbildung.
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