Großenhain: Die Natur kennt keinen Lockdown

Großenhain. Die Bilder der Fotoausstellung „Wildes Afrika“ im Großenhainer Kulturschloss sind mittlerweile abgehängt. „Schade“, sagt Tierfotograf Friedheim Richter, „es hat sie kaum jemand anschauen können.“ Die Präsentation sollte im März 2020 eröffnet werden – dann kam der erste Corona-Lockdown. Seitdem war das Schloss nur noch sporadisch zugänglich und der erhoffte Publikumszuspruch blieb aus. Auch Zusammenkünfte des Dresdner Vereins der Naturfotografen, dessen Vorsitzender Richter ist, hat es kaum gegeben. „Wir sind ja alle schon ältere Semester“, sagt der Zschauitzer. „Da geht man lieber kein Risiko ein.“

Im Gegensatz zu den Mitgliedern in vielen Kultur- und Sportvereinen müssen Tierfotografen die Coronabeschränkungen aber nicht fürchten. Die Natur kennt keinen Lockdown. Wenn Reisen in ferne Länder nicht möglich sind, geht man eben zwischen Elbe und Röder mit der Kamera auf Pirsch.
Auch Friedheim Richter hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr der heimischen Tierwelt gewidmet. „Im Raum Zabeltitz sind mir wunderbare Aufnahmen vom Eisvogel gelungen“, erzählt er. Auch der Wiedehopf habe sich wieder in der Röderaue eingefunden. Nach einer Sichtung auf dem Großenhainer Exer, sei erst einmal jahrelang Funkstille gewesen. Die Naturschützer stellten deshalb Nistkästen auf und lockten die Langschnäbel damit offenbar wieder an.
Den Singschwänen nachgespürt
Besonders stolz ist Richter aber auf die Fotos von einer Singschwan-Familie. „Die Tiere brüten in unserer Region sehr selten“, sagt er. „Meines Wissens ist es erst der zweite Brutnachweis.“ Ebenfalls eine Rarität sind derzeit noch die Bienenfresser. Die buntgefiederten, wärmeliebenden Rackenvögel galten in Deutschland schon einmal als ausgestorben. Nun breiten sie sich vom Süden her wieder aus und haben bereits das Elbtal erreicht. Friedheim Richter konnte etliche davon nahe der Seußlitzer Goldkuppe fotografieren.
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Eine Auslandsreise hat der Zschauitzer aber dann doch gewagt. Im Sommer 2021 machte er sich mit dem Wohnmobil nach Schweden auf. Mit einem dort ansässigen Naturfotografen erkundete er verschwiegene Moorlandschaften, wo er unter anderem Sterntaucher vor die Linse bekam.
Ob in den Savannen Afrikas, im nepalesischen Dschungel oder in den Trockenwäldern Madagaskars – Friedheim Richter scheut keine Mühe, um das perfekte Tiermotiv auf den Speicherchip seiner Olympus zu bannen. Der heute 73-Jährige hat die Tierfotografie in den frühen 1970er Jahren für sich entdeckt.
Der Traum vom Raubtierfoto
Anfangs durchstreifte er – ausgerüstet mit einer Pentacon-Spiegelreflexkamera – die Röderauen und war vor allem von Greifvögeln begeistert. Über den Kulturbund fand Richter Kontakt zu gleichgesinnten Dresdnern und gründete mit ihnen nach der Wende den Verein der Naturfotografen. Mit seinen Vereinskollegen oder mit befreundeten Naturschützern aus dem Großenhainer Raum unternimmt er viele Fotoreisen, die ihn oft an exotische Orte führen. Zu den Moschusochsen in Lappland etwa, zu den Panzernashörnern nach Nepal oder in die namibische Halbwüste.

Dort will er unbedingt noch einmal hin. „Einen Löwen oder eine Hyäne bei der Jagd zu fotografieren, ist noch so ein Traum von mir“, erzählt Friedheim Richter. Und eine Reise nach Alaska zu den Grizzlybären. Deshalb wünscht sich der Tierfotograf, dass das weltweite Coronachaos im neuen Jahr endlich abebbt. „Wenn man überhaupt nichts planen kann“, sagt er, „macht selbst das schönste Hobby irgendwann keinen Spaß mehr.“