Großenhain
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Ein Kinderheim in Dauer-Quarantäne

Im Heim Walda waren im Februar alle Corona-positiv. Doch jetzt schaut das Team auf das 65-jährige Jubiläum.

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Im Mai vorigen Jahren frisierten Zabeltitzer Friseusen die Kinder vom Kinderheim Walda kostenlos.
Im Mai vorigen Jahren frisierten Zabeltitzer Friseusen die Kinder vom Kinderheim Walda kostenlos. © Kristin Richter

Walda. Eigentlich sollte 2021 ein spannendes Jahr werden, zumal wieder ein Jubiläum „65 Jahre Kinderheim Walda“ ansteht. Aber so wie das Jahr 2020 endete, starteten die Erzieher und Kinder auch 2021 mit Homeschooling, Einschränkungen bei Kontakten und den unterschiedlichsten Auflagen, um die Pandemie einzudämmen. "Ein Jahr lang hatten wir es fast geschafft, Corona zu trotzen. Aber im Februar wurden wir von der Pandemie eingeholt", schreiben die Mitarbeiter an die SZ. "Nach den Februarferien musste ein Zehnjähriger in Quarantäne, da innerhalb der Familie die Erkrankung auftrat. 14 Tage mit massiven Kontakteinschränkungen waren für den Jungen und uns eine echte Herausforderung, zumal er völlig symptomfrei war."

Eine Bewährungsprobe sollte noch folgen. Am Faschingsdienstag kam die erste Krankmeldung einer Kollegin, Tage später zeigten sich auch bei weiteren Kollegen Symptome, so dass entschieden wurde, alle Kinder und Kolleginnen zu testen. Bis dato traten bei keinem der Kinder Symptome auf. So erlebte man im Februar eine echte "Überraschung". Acht der 16 Mädchen und Jungen waren positiv. Was nun?

Natürlich hatte das Heim ein Hygienekonzept, aber darauf war keiner vorbereitet. In kürzester Zeit wurde das Haus völlig umstrukturiert und die Gruppen neu zusammengestellt. Wichtig war es, die Infizierten von den nicht Infizierten zu trennen - und das in allen Bereichen. Also wurden Bibliothek, Entspannungsraum und die Trainingswohnung zu Schlafräumen. Toiletten und Treppenaufgänge wurden neu zugeteilt, um zwischen den Gruppen jeden Kontakt zu vermieden. Allerdings war der Wurm schon drin. Eine Woche später erfolgte durch das Gesundheitsamt eine weitere Testung. Dabei wurden sechs weitere Kinder und zwei Kollegen positiv getestet.

Insgesamt waren 14 Kinder und vier Kolleginnen betroffen. Die angeordnete Quarantäne bedeutete für alle vier Wochen ohne Besuche, Beurlaubungen, Schulbesuch oder Einkäufe. Auch die Kolleginnen, ob positiv oder negativ getestet, mussten sich mit den Beschränkungen arrangieren. "Da freut man sich nach vier oder sechs Wochen Einkaufsabstinenz aufs Shopping." Die Gruppen zeigten Durchhaltevermögen, die Älteren waren für die Jüngeren da, der Alltag mit Homeschooling wurde prima gemeistert. Die Kolleginnen traten über Wochen ihren Dienst mit FFP-Maske, Einwegkittel und Handschuhen an, eine Arbeitskleidung, die viel von einem abverlangt.

Die beiden negativ getesteten Kinder, ein Fünfjähriger und die 14-jährige Lisa bildeten eine eigene Gruppe und hatten ihren kleinen Bereich. Lisa, die gern Erzieherin werden möchte, betreute mit viel Aufmerksamkeit ihren kleinen Mitbewohner.

Nun ist bald Ostern und alle, die dürfen und können, werden das Osterfest in der Familie feiern. Am Dienstag findet in der Einrichtung eine kleine Osterfeier statt, auch mit einem Dankeschön an die Kinder, die ohne zu Murren alle Einschränkungen hinnahmen und gute Laune verbreiteten. Im Mai soll nun gern das Jubiläum „65 Jahre Kinderheim“ gefeiert werden. Geplant war zu Pfingsten ein Ehemaligentreffen, das leider verschoben werden muss. Auch weitere Events wie eine Fahrt nach Hamburg wurden bereits in den Oktober verlegt. "Aber wir schauen nach vorn und sind optimistisch. Wir wünschen allen ein schönes Osterfest und eine gute Zeit", so die Heimmitarbeiter. (SZ)

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