Flut in Großenhain: "Glücklicherweise hat die Versicherung alles reguliert"

Großenhain. Wenn Anett Zalkow an jene Tage zurückdenkt, muss sie genau überlegen. Das Hochwasser von 2002 in Großenhain wird überlagert von den Erinnerungen an 2010 und 2013. In jenen Jahren hatte die Stadt erneut eine Flut getroffen, die in den Folgen noch gravierender war als vor 20 Jahren. Neben dem Landesgartenschaugelände traf es 2002 vor allem eine Wohnanlage: die König-Albert-Mühle an der Röder in Kleinraschütz.
"Ich war damals noch beim städtischen Großvermieter GWVB angestellt und hatte die Albertmühle in der Gebäudeverwaltung", erinnert sich Anett Zalkow. Heute ist sie mit der 1A-Hausverwaltung selbstständig. "Der erste Anruf kam aus einer Erdgeschosswohnung, in der plötzlich das Wasser in der Toilette stand." Zalkow wurde von der Kreissparkasse Riesa-Großenhain beauftragt, sich um die Sache zu kümmern. Denn die Sparkasse hatte sich im Jahr 2000 in die Albertmühle eingekauft und von Bauherr Dieter Tobollik elf Eigentumswohnungen erworben.
"Das Wasser kam damals von der Hofseite in die Erdgeschosswohnungen und in einen Keller gelaufen", blickt Anett Zalkow zurück. "Nicht von der Röderseite." Es stellte sich nämlich heraus, dass die Abwasserhebeanlage nicht funktionierte. Das war einer von mehreren Mängeln, die Investor Tobollik an der Albertmühle hinterlassen hatte. "Der Starkregen konnte nicht ordnungsgemäß abgeleitet werden, auch in den Hausflur des Haupteinganges, wo der Fahrstuhl ist, strömte die Flut", so die Hausverwalterin. Zudem hat der Hof der König-Albert-Mühle Richtung Röder etwas Gefälle. Das Wasser lief also direkt in die Wohnungen hinein.
Da war schnelles Handeln gefragt. Die Stadt hatte bereits Sandsäcke gefüllt, denn man wusste schon von der Flut an der Elbe. Durch den angekündigten Starkregen konnte sich Großenhain auf ein Hochwasser an der Röder einstellen. Die Lage ist angespannt, aber nicht dramatisch, hieß es damals in der Stadt. Anett Zalkow jedoch war nervlich angespannt. "Es waren ja in der Albertmühle die zwei bewohnten Erdgeschosseinheiten überflutet, und der Aufzug im Hauptgebäude konnte nicht mehr genutzt werden", sagt sie.
- Hier lesen Sie mehr lokale Nachrichten aus Riesa und Großenhain.
Anett Zalkow stimmte sich mit Birgit Hirschnitz ab, ihrer Ansprechpartnerin bei der Kreissparkasse. Und mit Ingo Hartmann, damals Chef der Eigentümergemeinschaft. Während sich die Bewohnerin einer Wohnung mit ihren Kindern eine eigene neue Bleibe suchte, konnte die andere Familie wohnen bleiben. Dort war es gelungen, die Wassermassen weitgehend fernzuhalten. Trotzdem besorgte Anett Zalkow Wasserpumpen für die Überflutung im Hof und im Fahrstuhlschacht. Und Trockenlüfter für die Innenräume, damit sich kein Schimmel bildet.
"Ich war täglich vor Ort und hatte dann auch mit der Schadensregulierung zu tun", blickt die Hausverwalterin zurück. Die Axa-Versicherung bezahlte damals den Schaden. Der lag längst nicht so hoch wie später 2010 und 2013. Dennoch waren es für die damalige GWVB-Mitarbeiterin und auch für die Bewohner der Albertmühle schwierige Tage. Zum ersten Mal hatte es eine solche Überflutung in dem Ausmaß seit vielen Jahrzehnten in Großenhain wieder gegeben. Die gesamte Abwasserhebeanlage musste erneuert werden. "Die Heizungs- und Sanitärfirma Gotthard Hofmann hat uns damals sehr geholfen", weiß Zalkow noch. Die leergezogene Wohnung stand lange frei und sollte sogar zu Kellern umgebaut werden. Das ist allerdings nicht passiert. Sie ist heute wieder vermietet.
Die Unternehmensgruppe Dieter Tobollik aus Radebeul hatte einst die weitgehend leerstehende Albertmühle am Stadtpark erworben und ließ sie seit 1998 für rund drei Millionen Euro sanieren. 33 Eigentumswohnungen entstanden bis 2000 in dem denkmalgeschützten Komplex. Doch es gab Zahlungsschwierigkeiten mit dem beauftragten Bauunternehmen. "Wir haben die noch nicht veräußerten elf Eigentumswohnungen vom Investor erworben", sagte damals Rainer Schikatzki von der Kreissparkasse. Die erklärte sich auch bereit, die Finanzierung der restlichen Arbeiten zu übernehmen. Denn über die Kreissparkasse lief bei vielen Wohnungskäufern die Finanzierung. Das Immobiliencenter vermittelte auch Mieter. Der Großenhainer Planer Michael Preibisch wurde als sachkundiger Bauexperte beauftragt.