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Großenhain: 95.000 Euro für "freundliche Übernahme"

Die Stadt Großenhain räumt beim Ideenwettbewerb des Simul+-Mitmachfonds ab. Aber auch Dörfer und Vereine erhalten Finanzspritzen.

Von Kathrin Krüger
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Die Blumen- und Kranzbinderei in der Naundorfer Straße hat ohne Nachfolger geschlossen. Dem will die Stadt mit dem Preisgeld entgegenwirken.
Die Blumen- und Kranzbinderei in der Naundorfer Straße hat ohne Nachfolger geschlossen. Dem will die Stadt mit dem Preisgeld entgegenwirken. © Kristin Richter

Großenhain/Region. Die Blumen- und Kranzbinderei in der Naundorfer Straße musste leider aus Altersgründen schließen, einen Nachfolger gab es dort nicht. Ähnliches bahnt sich in der Elsterwerdaer Straße an. In den nächsten zwei Jahren wird die Stadt durch Geschäftsaufgaben aus Altersgründen etwa zehn Prozent aller Läden verlieren. "In fünf bis zehn Jahren wird voraussichtlich nur noch die Hälfte des heutigen Einzelhandels bestehen", rechnet Zentrumsmanager Alexander Ehrke nicht ohne Sorgenfalten vor. Die Stadtverwaltung will dieser Entwicklung von drohendem Leerstand nicht tatenlos zusehen. Und hat gemeinsam mit Beate Josko, Gründer- und Existenzberaterin, ein Entwicklungs- und Kooperationsprogramm zur nachhaltigen Gestaltung des Generationswechsels insbesondere im Einzelhandel gestartet, kurz: freundliche Übernahme. Begleitet werden soll das Ganze durch ein starkes ortsansässiges Netzwerk, dem unter anderem Existenzgründerberater, Banken, Planer, Handwerksbetriebe, Marketingagenturen und Kreative angehören. Maßgeblich betreut wird das Projekt von der Wirtschaftsförderung und dem Zentrumsmanagement im Auftrag der Stadt.

Diese Idee wurde jetzt auf Landesebene gewürdigt. Beim Ideenwettbewerb Simul+ wurde Großenhain Preisträger und kann 95.000 Euro abräumen. Das Geld will die Stadt einsetzen, um potenzielle neue Geschäftsinhaber auf die Chancen und Potenziale in Großenhain aufmerksam zu machen. Ziel ist eine erfolgreiche Geschäftsübergabe zu ermöglichen und die Belebung leerer Gewerbeflächen zu erreichen. "Auf innovative Art und Weise wollen wir Interessierte und neue Wege bei einer Geschäftsübergabe bzw. Nachfolgeregelung unterstützen", heißt es aus dem Rathaus. Speed-Dating, Kennenlern-Aktionen oder passgenaue Workshops für scheidende Inhaber und interessierte Gründer sind solche Wege. In einer sogenannten Testphase können, so die Vorstellungen, mögliche Nachfolger zunächst das Leben und Arbeiten in Großenhain unverbindlich testen. Während eines begleiteten Kennenlern- und Übergabeprozesses entwickeln Eigentümer und Interessenten bei der "Freundlichen Übernahme" dann zukunftsfähige, passgenaue Übernahmemodelle. Vorhandene leere Geschäfte sollen mit dem Geld für einen Unternehmensstart, eine Neugründung oder für einen Zweitstandort unterstützt werden.

Gesucht waren bei dem vom Staatsministerium für Regionalentwicklung ausgelobten Wettbewerb Projekte zur Stärkung des Zusammenhalts und zur Verbesserung der Lebensbedingungen. Auch eine Idee aus Zabeltitz wurde dabei Preisträger und räumte 10.000 Euro ab: Der Förderverein Heimatpflege Röderaue e.V. will mit dem Bauernmuseum ein Teil des Gerätedepots im Schauer eins zu einer neuen interaktiven Ausstellung umgestalten. Sie soll es den Besuchern ermöglichen, die traditionelle Produktion von Lebensmitteln, Haus- und Handwerk auf dem Land selbst zu erleben und auszuprobieren. Fünf Themenbereiche werden dort vermittelt: Getreidewirtschaft, Kartoffelwirtschaft, Milchwirtschaft, Große Wäsche, Hauswerk/Handarbeiten.

Ein drittes Projekt aus Großenhain bekam 5.000 Euro: Der Archäologiepark Gävernitz e.V. mit Sitz in der Stadt wird ein Lehmhaus im Stil eines Pfostenbaus der jüngeren Bronzezeit vor circa 3000 Jahren errichten. Es soll für pädagogische Angebote und touristische Veranstaltungen genutzt werden. Das geplante Gebäude bietet nicht nur wetterbedingt Schutz während einer Veranstaltung im Freien. "Als Abbild eines nach archäologischen und damit authentischen Befunden rekonstruierten bronzezeitlichen Hauses kann das Gebäude auch als Ausstellungs- und Seminarraum für Besucher und Schulklassen genutzt werden", so die Begründung. Mit dem Bau des Pfostenhauses soll ein neues innovatives Naherholungs- und Bildungsangebot sowie zugleich ein überregionaler Anziehungspunkt für die Region Großenhain-Meißen geschaffen werden.

10.000 Euro gewann darüber hinaus die Gebietsgemeinschaft Elbe-Röder-Dreieck zwischen Großenhain und Riesa für ihr Projekt Blühende Gärten.

Der Sportverein Grün-Weiß holte das gleiche Preisgeld für seine Idee "Ebersbach bewegt – sportlich in die Zukunft". Geschlechter- und altersunspezifisch wird eine hohe Bandbreite an Sportangeboten angeboten, es gibt so viel Begeisterung für den Vereinssport. Um das zu schaffen, wollen die Ebersbacher um Christoph Beier ihr Vereinsheim als zentrale sportliche Begegnungsstätte für Jung und Alt herrichten. Damit alle Altersgruppen angesprochen werden, sollen möglichst alle Mitglieder in die Herrichtung eingebunden werden. Neben der Nutzung für die sportliche Betätigung sollen die Räume auch multifunktional für andere gemeinschaftliche Aktivitäten zur Verfügung stehen.

In Zschorna soll das DDR-Museum im Schloss mit 5.000 Euro Zuschuss wieder auferstehen. "Seid bereit im Naturidyll: Erinnerung neu denken", diese Idee reichte Regine Kramer ein.

Das erklärte Ziel des kommunalen Projektes „Dobra – Heimat und Wohlfühlort“ ist, den Ortsteil der Gemeinde Thiendorf neu zu beleben, um einen Wohlfühlort für alle Einwohner zu schaffen. Immerhin 80.000 Euro gibt es dafür.

545 kreative Projektideen haben es unter 977 eingereichten Vorschlägen zu einem Geldpreis geschafft. Sie wurden von den drei Jurys ausgewählt und erhalten Preisgelder von insgesamt 7,6 Millionen Euro. Die Preise des landesweiten Mitmachfonds wird Staatsminister Schmidt am 21. November in Chemnitz überreichen.