Großenhain
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Maler Globig - ganz eng mit der Stadt verbunden

Kein Künstler hat hier mehr Werke hinterlassen. Die neue Ausstellung im Museum versucht dem Großenhainer auf neue Weise nahezukommen.

Von Kathrin Krüger
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Museumsleiter Jens Schulze-Forster zeigt in der neuen Sonderausstellung das berühmte Gemälde Globigs mit der Seeanlage.
Museumsleiter Jens Schulze-Forster zeigt in der neuen Sonderausstellung das berühmte Gemälde Globigs mit der Seeanlage. © Kristin Richter

Großenhain. Die Kooperation der städtischen Einrichtungen fruchtet: Die jungen Laiendarsteller Franz-Johann und Maurice von der Spielbühne erzählen in der Rolle des Künstlers zur Ausstellungseröffnung in der Alten Lateinschule aus dem Leben von Kurt Globig. Es gibt Musik und einen besonderen Gast: Dr. Christoph Globig aus Holzgerlingen. Enkel des Mannes, von dem die Stadt ihren größten Künstlernachlass besitzt: über 500 Arbeiten. "Kein künstlerisches Werk ist enger mit Großenhain und seiner Geschichte im 20. Jahrhundert verbunden als das von Kurt Globig", sagt Museumsleiter Jens Schulze-Forster stolz.

Die letzte Sonderausstellung zu dem vor 50 Jahren verstorbenen Künstlers liegt elf Jahre zurück, in der Dauerausstellung des Museums am Kirchplatz fehlt Globig komplett, wie die gesamte bildende Kunst. Doch Schulze-Forster war sich sicher, dem Maler noch einmal auf ganz neue Weise nahezukommen. "Kurt Globig gehörte jener Generation an, die zwei Weltkriege und fünf Systeme erlebte, alles, was das 20. Jahrhundert zu bieten hatte." Seine Karriere begann er in der gutbürgerlichen Großenhainer Welt der Kaiserzeit, erlebte Inflation, Nationalsozialismus, DDR und Ruhestand in Hamburg. Der sogenannte Heimatmaler hielt sich auch in Italien, Frankreich und Dänemark auf. Seine besondere Liebe galt dem Bodensee, den er auf seiner ersten Süddeutschlandreise 1924 entdeckte und bis 1971 in immer neuen Perspektiven festhielt.

Diese Malwerke sind in der neuen Sonderausstellung "Lebensbilder" bis September zu sehen. Verbunden erstmalig mit Globigs Lebenslauf. Der Museumsleiter freut sich: "Ein besonderer Glücksfall ist, dass uns die Familie vor einigen Jahren die handschriftliche Autobiografie von Kurt Globig zugänglich gemacht hat." In den neun Kapiteln der Sonderschau lässt man also den Künstler selbst zu Wort kommen. Zu seiner Begeisterung für die Natur, für Schlösser und Kirchen, für süddeutsche Landschaften und den Bodensee. Zur Bedeutung der Familie und der Großenhainer Freunde: Beßler, Pietzsch, Klinger, Zimmermann, Seifert, Kaempfe. "Wir waren dem Menschen Globig und seiner Zeit nie so nah wie in dieser Ausstellung", sagt Jens Schulze-Forster.

Viele Bilder und deren Entstehung, vor allem die Landschaftsgemälde, erschließen sich völlig neu. "Ein großes Vergnügen für jeden, der sich für Kunst und Kultur begeistert auch über Großenhain hinaus", findet der Museumsleiter. Man könne Globig in der Ausstellung völlig neu entdecken, auf mehr Fläche und mit nie gesehenen Bildern und Dokumenten. So findet man das Alte Schloss Zabeltitz, im Zustand von 1934 gemalt. Oder die Wildenhainer Mühle von 1946. Den Spittelteich, 1935 geschaffen, und auch den fantasievollen Hohlweg im Frühlingswald von 1960. Auf der Plattform Museum digital kann man die schönsten Gemälde der Sammlung auch im Internet anschauen. Diese Digitalisierung erfolgte mit Förderung und in der Corona-Phase.

Blick in den Sonderausstellungsraum.
Blick in den Sonderausstellungsraum. © Kristin Richter
Kurt Globig reiste gern und malte in Dresden auch die Brühlsche Terrasse als Aquarell im Schmuckrahmen.
Kurt Globig reiste gern und malte in Dresden auch die Brühlsche Terrasse als Aquarell im Schmuckrahmen. © Kristin Richter
Fotos, Bilder, Malerausrüstung für unterwegs: so zog Kurt Globig zeichnend durch die Lande.
Fotos, Bilder, Malerausrüstung für unterwegs: so zog Kurt Globig zeichnend durch die Lande. © Kristin Richter
Dieses Foto zeigt ihn als jungen Mann mit seinen Eltern in Zabeltitz.
Dieses Foto zeigt ihn als jungen Mann mit seinen Eltern in Zabeltitz. © Kristin Richter

Die Ausstellung wäre ohne die großzügige Schenkung durch Wulf Globig 2008 und die fortgesetzte Unterstützung der Familie Globig nicht möglich gewesen. Aber auch viele Großenhainer zeigten dem Museum ihre Bilder, erzählten deren Geschichte oder schenkten "ihren Globig" sogar der städtischen Einrichtung. Kurt Globig kolportierte wohl selbst, in jedem Großenhainer Haushalt sei ein Bild von ihm zu finden. Wer keines hat, kann sich bis September gern am Kirchplatz umsehen. Die Mitarbeiter des Museums leisteten nach dem tragischen Tod des geplanten Ausstellungsmachers Oliver von Jurczenka viele Überstunden, damit die Schau endlich eröffnet werden kann. Monika Grobel-Jaroschefski ist das gelungene künstlerische Erscheinungsbild mit Plakat, Einladung und Außenbanner zu verdanken, Alexander Stoyan hat den Satz der Innenbanner besorgt. Die Bilder in den Vitrinen gehen auf den Einsatz von Museumspädagogin Winnie Rudolph zurück: „Malen wie Globig“ hieß dazu eine Sonntagsveranstaltung unter Leitung von Petra Rothe.

  • 17. Juli, 14 bis 18 Uhr, nächster Familiensonntag "Maleratelier". Kosten: 3 Euro, Anmeldung unter 03522 304174.