Großenhain
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Das war 2022 in Großenhain

Das Jahr brachte der Stadt Großenhain kulturelles und gesellschaftliches Aufatmen, aber auch neue Herausforderungen.

Von Kathrin Krüger
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Januar: Am 14. Januar begann nach den Corona-Beschränkungen wieder das gesellschaftliche Leben in Großenhain. Auch die Gaststätten öffneten. Die Fördergemeinschaft ließ sich dafür eine besondere Aktion einfallen.
Januar: Am 14. Januar begann nach den Corona-Beschränkungen wieder das gesellschaftliche Leben in Großenhain. Auch die Gaststätten öffneten. Die Fördergemeinschaft ließ sich dafür eine besondere Aktion einfallen. © Screenshot SZ

Januar: Ab 14. Januar kehrte das öffentliche Leben in die Stadt zurück. Kulturelle Einrichtungen wie das Kulturschloss und der Alberttreff durften nach den Corona-Beschränkungen wieder öffnen. Die Fördergemeinschaft Großenhain aktiv initiierte die Aktion "Zu Hause bleibt die Küche kalt", um der Gastronomie wieder auf die Sprünge zu helfen. Die Großenhainer gingen zu Jahresbeginn stempeln: 9.300 Flyer wurden in den Haushalten und den elf teilnehmenden Gaststätten verteilt. Darauf konnten sich Besucher, die ein Essen bestellen oder abholen, einen Stempel geben lassen. Sechs Stempel musste man sammeln, um im Rathaus den Gutschein Großenhainer Elfer im Wert von elf Euro zu bekommen. Bis Ende Januar lief die erfolgreiche Lieferheld-Idee.

Bei Germanys next Topmodel machte Laura Bittner (M.) aus Zabeltitz ab Februar eine gute Figur.
Bei Germanys next Topmodel machte Laura Bittner (M.) aus Zabeltitz ab Februar eine gute Figur. © ProSieben/Richard Hübner

Februar: Dieser Monat hielt nicht nur die attraktiven Heiratsdaten 2.2.2022 und 22.2.2022 bereit, sondern bannte viele Großenhainerinnen auch an die Bildschirme. Denn Laura Bittner aus Zabeltitz hatte es in die Pro-Sieben-Show Germanys next Topmodel von Heidi Klum geschafft. Die Studentin war eine von 31 Bewerberinnen für die 17. Staffel, für die es über 130.000 Mädchen gegeben haben soll, die dabei sein wollten. Bis Mitte März hielt sich Laura Bitter als sächsische Hoffnung wacker in der Show. Sie begeisterte nicht nur Modelmama Klum, sondern auch die Sängerin Kylie Minogue als Gastjurorin und Stardesigner Jean-Paul Gaultier. Als sie in Folge sieben leider nicht mehr weiterkam, modelte Laura einfach weiter und ist seitdem auf Instagram sehr präsent.

Flüchtlinge aus der Ukraine haben in der Mühle in Walda in drei Wohnungen Unterschlupf gefunden.
Flüchtlinge aus der Ukraine haben in der Mühle in Walda in drei Wohnungen Unterschlupf gefunden. © Kristin Richter

März: Nach dem Kriegsbeginn am 24. Februar lief in diesem Monat die Hilfe für die Ukraine an. Transporte mit Lebensmitteln und Hilfsgütern wurden organisiert, die ersten Flüchtlinge kamen in der Region an, u. a. in der Schlossmühle Walda. Die Hilfsbereitschaft der Großenhainer war groß, viele Dinge wurden gespendet. Schulen sammelten, ebenso die Diakonie, auch private Initiativen wie von Alexander Walter und Jens Kretzschmar bzw. vom Stroga e. V. Selbst Betriebe wie Kronospan oder Innotec Systemelemente halfen. Bewohner des Großenhainer Landes brachten mit Bussen Hilfsgüter ins Kriegsgebiet und Ukrainer nach Deutschland. Hier mussten sich die Schulen auf die Betreuung der Kinder einstellen. Die Meißner Immobilien GmbH organisierte schnell freie Wohnungen in der Elsterwerdaer Straße.

Die Schlossbrücke am Kulturschloss Großenhain ist abgesperrt. Im April schockierte die Nachricht, dass hier Sanierungsbedarf besteht.
Die Schlossbrücke am Kulturschloss Großenhain ist abgesperrt. Im April schockierte die Nachricht, dass hier Sanierungsbedarf besteht. © Norbert Millauer

April. Die Stadtratssitzung machte es publik: Feuchtigkeit hat im Lauf der Zeit zu Materialzerstörungen an der historischen Schlossbrücke zum Kulturzentrum geführt. An zwei Bögen standen schon seit längerer Zeit Bauzäune. Hier muss dringend saniert werden, was erst vor rund 20 Jahren vor der Landesgartenschau freigelegt worden war. 2020 fand eine Hauptprüfung des Übergangs über den Schlossgraben statt. Der brachte die Schäden zutage. Abgewitterte Steinstücke könnten herabfallen. Dabei sind die Bögen im Schlossgraben ein beliebtes Fotomotiv bei Jugendweihen oder Hochzeiten oder dem Tanzstundenball im Kulturschloss. Das Einzeldenkmal stammt laut Fachleuten aus dem 16. Jahrhundert. Für eine grundhafte Sanierung wurden 610.000 Euro veranschlagt.

Im Mai fand das große Bahnhofsfest 150 plus zwei Jahre Eisenbahnstrecke Cottbus-Großenhain am Cottbuser Bahnhof statt. Auch die Bahnfreunde vom Heimat- und Mühlenverein Ebersbach Mirco und Dennis Thies waren vertreten und erklärten ihr Modell von der Nord
Im Mai fand das große Bahnhofsfest 150 plus zwei Jahre Eisenbahnstrecke Cottbus-Großenhain am Cottbuser Bahnhof statt. Auch die Bahnfreunde vom Heimat- und Mühlenverein Ebersbach Mirco und Dennis Thies waren vertreten und erklärten ihr Modell von der Nord © Kristin Richter

Mai: Es war ganz großer Bahnhof: Großenhain reihte sich ein in die Jubiläumsfeierlichkeiten 150 Jahre plus zwei Eisenbahnstrecke Cottbus-Großenhain. Am Cottbuser Bahnhof gab's an einem Wochenende ein großes Bahnhofsfest, und Hunderte Gäste kamen. Das Streckenjubiläum zog viele Fans an, die die Sonderzüge aus der Lausitz bewundern oder mitzufahren wollten. Der Lausitzer Dampflok Club e. V. hatte es tatsächlich geschafft, einen Zug mit einer historischen 243er-E-Lok und der Diesellok inmitten des regulären Eisbahnbetriebs auf die Strecke zu bringen. Zweimal täglich pendelte er mit Fahrgästen, zu denen sogar Japaner gehören, mit nostalgischen Waggons. Leider konnte wegen der Brandgefahr keine Dampflok fahren. Auf dem Bahnhofsvorplatz gab es viel zu sehen, auch kostümierte Darsteller der Zeit um 1870.

Wiedergewählt: Oberbürgermeister Sven Mißbach gewinnt die Bürgermeisterwahl in Großenhain im Juni mit 76 Prozent der Stimmen. Sven Ihle gratuliert ihm mit Blumen.
Wiedergewählt: Oberbürgermeister Sven Mißbach gewinnt die Bürgermeisterwahl in Großenhain im Juni mit 76 Prozent der Stimmen. Sven Ihle gratuliert ihm mit Blumen. © Kristin Richter

Juni: Am Ende war es eindeutig: Sven Mißbach gewann am 12. Juni deutlich die Großenhainer Oberbürgermeisterwahl gegen seinen Herausforderer Sebastian Bieler. Der OB und der Stadtrat von "Wir für Großenhain" hatten in zahlreichen Wahlveranstaltungen auch in den Ortsteilen um Stimmen geworben. Gut 15.000 wahlberechtigte Röderstädter waren aufgefordert, sich für den künftigen OB für die nächsten sieben Jahre zu entscheiden. Mißbach holte 76 Prozent der Stimmen, Künstler Sebastian Bieler konnte 1.395 Stimmen auf sich vereinen. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei deprimierenden 39,7 Prozent. Viele hatten zudem die Briefwahl genutzt. Für den 44-jährigen Mißbach begann im September damit die zweite Amtszeit.

Die letzte alte Villa in der Herrmannstraße 28 ist fertig saniert. Damit hat die Villenmeile rund um das ehemalige Landratsamt ihren alten Charme zurück.
Die letzte alte Villa in der Herrmannstraße 28 ist fertig saniert. Damit hat die Villenmeile rund um das ehemalige Landratsamt ihren alten Charme zurück. © Kristin Richter

Juli: Die letzte unsanierte Villa in der Herrmannstraße ist jetzt rekonstruiert und bezugsfertig. Bauherr Daniel Erhardt ließ das einstige, heute denkmalgeschützte Musterhaus von Baumeister Richard Roch aufwendig wiederherstellen. Sieben Wohneinheiten sind entstanden, fünf waren schon vergeben. Die ersten Mieter zogen ein, weitere folgten im September. Zu Jahresende waren alle Wohnungen belegt. Rund zwei Millionen Euro kostete der detailgetreue Umbau mit Auflagen der Denkmalbehörde. So ist wieder an vielen Stellen erkennbar, was Baumeister Roch einst seinen Kunden als Baustil anbot. Die Villa von 1913 ist in der Jugendstil-Reform errichtet, das Erdgeschoss war Arbeits-, das zweite Geschoss Wohnbereich und das Mansardgeschoss fürs Personal gedacht. Daniel Erhardt hat auch eine moderne Heizung eingebaut.

Das Großenhainer grüne Sommerflair fand von Juli bis September auf dem oberen Frauenmarkt statt
Das Großenhainer grüne Sommerflair fand von Juli bis September auf dem oberen Frauenmarkt statt © Kathrin Krüger

August: Großenhain schwelgte im grünen Sommerflair. Schon zu Sommerbeginn und bis zum 3. September war der obere Frauenmarkt autofrei und lud zum Verweilen in verschiedenen Bereichen ein. Große Bäume und schattenspendende Pflanzen aus Baumschulen der Region wurden aufgestellt, gastronomische und Spielbereiche eingerichtet. Jeden Donnerstag gab es eine After-Work-Party, die von Mal zu Mal besser besucht wurde. Auch wenn Petrus nicht immer genügend Sonne, sondern auch Regen schickte, wurde die Aktion gut angenommen. Gemeinsames Stricken, Musik und Feierabendgetränke, kulturelle Einlagen und viel Gelegenheit zum Austausch bot diese Premiere, für die die Stadt im Wettbewerb "Ab in die Mitte" einen Preis gewonnen hatte.

Das neue DDV-Lokal am Frauenmarkt in Großenhain ging im September an den Start.
Das neue DDV-Lokal am Frauenmarkt in Großenhain ging im September an den Start. © Norbert Millauer

September: Manche Läden schließen: Die Sächsische Zeitung und ihr Dresdner Verlag eröffneten am Frauenmarkt 15 das neue DDV-Lokal im ehemaligen Bekleidungsgeschäft von Sylvia Kaube. Ein Treffpunkt zum Stöbern zu regionalen und edlen Produkten, Tickets kaufen, den Aboservice verwalten und letztlich auch die Redaktion im hinteren Bereich des Geschäftes kennenlernen. Mediaberatung und gläserne Redaktion sind also nun vereint. Das Angebot wurde von Anfang an gut angenommen, viele Kunden kauften Weihnachtsgeschenke wie das Sachsen-Paket im DDV-Lokal. Die offizielle Eröffnung mit Prominenz - unter anderem Moderator Peter Escher und regionalen Bürgermeistern - fand am 22. September statt.

Das neue Sushi-Restaurant Shima in der Meißner Straße wird zum Renner. Nicht nur die Ausstattung stimmt, auch das kulinarische Angebot begeistert die Großenhainer.
Das neue Sushi-Restaurant Shima in der Meißner Straße wird zum Renner. Nicht nur die Ausstattung stimmt, auch das kulinarische Angebot begeistert die Großenhainer. © Norbert Millauer

Oktober: In der Meißner Straße, im ehemaligen Steps-Schuhgeschäft, öffnete ein Restaurant, das in der Stadt sofort einschlug wie eine Bombe: das Sushi-Lokal "Shima". Nicht nur außergewöhnliches japanisches Ambiente zog in Großenhain ein, sondern auch ein auserlesenes Angebot für Feinschmecker und Genießer der asiatischen Küche. Ngo Minh Duc aus Elsterwerda eröffnete das Restaurant mit 80 Plätzen, von denen wegen der zu geringen Toilettenanzahl behördlicherseits derzeit nur 30 genutzt werden dürfen. Und hatte rasch ein Problem: Denn der Ansturm war gewaltig. Nur wer vorbestellte, hatte am Wochenende eine Chance, hier einen Tisch zu bekommen. Auf der Speisekarte stehen neben klassischem Sushi auch andere asiatische Gerichte.

Der Verein Stroga Festival überraschte Anfang November mit der Nachricht, nach Hoyerswerda umzuziehen. Künftig findet das beliebte Festival in der Energiefabrik Knappenrode statt.
Der Verein Stroga Festival überraschte Anfang November mit der Nachricht, nach Hoyerswerda umzuziehen. Künftig findet das beliebte Festival in der Energiefabrik Knappenrode statt. © Anne Hübschmann

November: Sie gehen weg, die Partymacher vom Verein Stroga Festival. Das weit bekannte Festival für elektronische Musik zieht ab 2023 an die Energiefabrik Knappenrode, weil dort einfach bessere Bedingungen für nächtelanges Feiern geboten werden. In Großenhain und Stroga war die laute Musik bis in die Morgenstunden nicht immer wohl gelitten. Die Suche nach einer neuen Location dauerte schon eine Weile, auch die Stadt Großenhain unterstützte den enthusiastischen Verein. Doch in der Nähe wurde man nicht fündig. Nicht nur Geräusch, auch Naturschutzprobleme verhinderten einen neuen Partyort in der Nähe. So wird nun das Stroga Festival auch beim Stadtfest und beim Erlebnisfest absehbar nicht mehr im Portfolio sein.

Endlich wieder Weihnachtsmarkt in Großenhain. Im Dezember war er der Treffpunkt schlechthin. Glühwein, Feuerzangenbowle, Quarkbällchen und die Rodelbahn lockten Tausende Besucher.
Endlich wieder Weihnachtsmarkt in Großenhain. Im Dezember war er der Treffpunkt schlechthin. Glühwein, Feuerzangenbowle, Quarkbällchen und die Rodelbahn lockten Tausende Besucher. © Kristin Richter

Dezember: Die Besucher wurden zwar nicht gezählt, aber sie waren zahlreich: Nach zwei Jahren Zwangspause war der Großenhainer Weihnachtsmarkt ein Magnet in der Vorweihnachtszeit. Vier Wochen, tägliches Bühnenprogramm und Weihnachtsmann-Besuch brachten gute Stimmung, auch wenn sich die Struktur des Marktes geändert hatte. Die Stadttore fehlten diesmal, die Bühne stand direkt vor dem Rathaus, um dichtes Gedränge zu vermeiden. Auch das Spektrum der Händler hatte sich verändert. So fehlten einige traditionelle Anbieter. Letztlich führte es dazu, dass das Gros der Hütten von Bratwurst-, Glühwein- oder Händlern anderer kulinarischer Spezialitäten betrieben wurde. Aber die Rodelbahn, das Backhäuschen, das Karussell und nicht zuletzt die weihnachtliche Dekoration verbreitete das gewünschte Flair. 2023 wird Jubiläum gefeiert.