Großenhain
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Ex-Bundestagsmitglied mit Wildenhainer Wurzeln stellt Autobiografie vor

Jürgen Türk wurde 1947 in Wildenhain geboren und war nach der Wende fast 15 Jahre im Bundestag. Jetzt kommt der Politik-Rentner in die Preusker-Bibliothek.

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Das Cover des Buches von Jürgen Türk, aus dem der Autor im November in der Bücherei liest.
Das Cover des Buches von Jürgen Türk, aus dem der Autor im November in der Bücherei liest. © PR

Großenhain. "Wir sollten reden – Vertrauen(s) - Verlust - Ängste", so hat Jürgen Türk, 1947 in Wildenhain als Flüchtlingskind geboren, seine Autobiografie überschrieben. "Ich wollte schon immer wissen, warum was wie ist", sagt der heutige Politikrentner von sich. "Und erklären, was und wie man etwas verändern kann." Wir sollten deshalb reden, schlägt er in seinem Buch vor. Am zweiten Novemberdienstag liest er daraus in der Karl-Preusker-Bücherei.

Türk absolvierte eine Maurerausbildung mit Abitur und studierte Bauingenieurwesen. In seiner Diplomarbeit ging es um die Revolutionierung des Investitionsprozesses in der Braunkohle im Rahmen der DDR-Planwirtschaft. Auf der Erdgasleitungs-Baustelle in der Ukraine konnte der Parteilose als Bauleiter, anders als in der DDR, seine Vorstellungen eigenständig und zügig umsetzen.

Seine Idee, sich nach der Wende selbstständig zu machen und ein Planungsbüro zu führen, lief nur ein halbes Jahr. Dann musste der Neu-Cottbuser nach Bonn, um als Nummer eins der Brandenburger FDP den Aufbau Ost voranzubringen. Das bedeutete, in Bonn und Berlin Vorschläge zu machen und in Brandenburg Projekte zu initiieren, wie etwa die Bundesgartenschau Cottbus, das Oktoberfest Kolkwitz, den Forschungspark Lausitz, die Spreewaldbahn. "Alles Erstausgaben für den Osten Deutschlands", rühmt sich der heute 75-Jährige.

Türk ist überzeugt, dass Deutschland nur angewandte Forschung und Bürokratieabbau voranbringen können. "Bürokratie und Konzeptlosigkeit lassen den Glauben an die Demokratie verlieren", so sein Standpunkt. Auch deshalb hat er seine in Ost und West gemachten Erfahrungen aufgeschrieben. Türk: "Man muss ja nicht alle Fehler unbedingt wiederholen und kann Erkenntnisse anderer nutzen." Er schreibt seine Erlebnisse in Form von Kurzgeschichten, die man sich aus dem umfangreichen Inhaltsverzeichnis nach Interesse auswählen kann.

Bei Lesungen aus dem Manuskript habe er festgestellt, dass Jugendliche an erlebter Geschichte schon interessiert sind, aber auch ältere DDR-Bürger – und nicht nur aus Ostalgiegründen. Seine Absicht sei es aber auch, "die Schwestern und Brüder aus dem Westen" über das wirkliche Leben im Osten und im Deutschen Bundestag aufzuklären. Denn, so Türk: "Wir sollten uns Geschichten erzählen, um immer noch vorhandene gegenseitige Vorbehalte abzubauen. Und auch Vertrauens-Verlust und Verlust-Ängste." Er versuche, die nicht ganz einfache Kost leicht lesbar, wenn nicht gar vergnüglich anzubieten. (SZ/krü)