Zabeltitz. Die städtischen Museen Großenhain haben sich für das Bauernmuseum um den sächsischen Museumspreis für Partizipation beworben. Die Großenhainer haben gute Chancen, diesen Preis für Bürgerbeteiligung auch zu gewinnen. Denn die neue Sonderausstellung "Leben auf dem Land. Zabeltitz in alten Bildern" ist ein sehr gutes Beispiel, wie Einwohner ihre Geschichte durch alte Fotos pflegen und diese der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
38 ausgesuchte Aufnahmen werden in der Schau bis 3. Oktober auf dem Heuboden des Hofes gezeigt. Sie bilden drei Themenbereiche: schöne Bilder aus der Museumssammlung, Personen und Ansichten des Bauernmuseums. "Viele Fotos konnten wir aus dem Nachlass des Ortschronisten Dietmar Enge erhalten", freut sich Museumsleiter Jens Schulze-Forster. In dieser Schenkung sind zahlreiche Dokumente aus der breiten Sammlung des verstorbenen Heimatforschers enthalten. Umfangreiches Material bekam das Museum auch von Marek Börner, dem Zabeltitzer Ortsvorsteher.
Keine Bilder aus dem Fotoband von Dietmar Enge
Zum Beispiel eine Aufnahme aus dem Treppenhaus des Palais von 1949. Ein wertvolles Gemälde ist im Hintergrund, die dargestellte Person ist aber noch nicht entschlüsselt. Im Vordergrund sieht man Kinder. "Eine Londoner Presseagentur Keystone Press hat damals in Zabeltitz fotografiert", ist Schulze-Forster beeindruckt. Ihr Motiv: die griechischen Kinder, die von 1949 bis 1950 im Palais als Kinderheim lebten. Sie sollten zu kommunistischen Kadern ausgebildet werden.
"Kinder sind auch auf diesem besonderen Bild von 1930 zu sehen", zeigt der Museumsleiter weiter. Auf diesem Foto aus dem Archiv von Marek Börner ist eine Werbung für Kornfranck Ersatzkaffee in Zabeltitz abgebildet. Vor dem Gasthof Schneider. "Gesund wie das täglich Brot" steht auf dem Werbeschild. Eine Tochter der Gastwirte ist mit in der Gruppe. "Diese Werbekampagne fand damals in ganz Deutschland statt", weiß Andreas Peschel, der im Bauernmuseum Ansprechpartner ist. Bewusst hat man vermieden, Aufnahmen aus dem Fotoband von Dietmar Enge "Zabeltitz eine Bilderfolge" von der 800-Jahrfeier 2007 zu verwenden. "Wir wollen ja nochmal was anderes zeigen", so Peschel und Schulze-Forster einhellig.
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200 Jahre Zabeltitzer Ortsgeschichte
Ob Kriegsgefangene 1943 im Rittergut (Palais), die man als "unsere Franzosen" bezeichnete, oder das Reichsadlerschild mit Hakenkreuz am Tor des NSDAP-Parteimitgliedes Walter Rühle – der heutige Museumshof: Die Aufnahmen erzählen erstaunliche Geschichten und werden insbesondere viele Zabeltitzer zu Erinnerungen anstacheln. "Wir wollen ja Diskussionen anstoßen, und dass Menschen sich oder Angehörige auf den Fotos wiedererkennen", sagt Jens Schulze-Forster. Der persönliche Bezug im Ort war den Ausstellungsmachern wichtig. Darüber hinaus ist die kleine, aber feine Fotosammlung ein reicher Fundus zeitgeschichtlicher Dokumente.
Am 3. November wird es in der Zabeltitzer Parkschänke mit dem Förderverein Heimatpflege Röderaue, der Peschels Projektstelle betreut, einen Vortrag geben. 200 Jahre Zabeltitzer Ortsgeschichte sollen dann beleuchtet werden. Bis dahin werden jedoch noch zahlreiche Begleitveranstaltungen zur nun eröffneten Sonderschau angeboten.
- 18. Juni, 14 bis 17 Uhr: Familiensonntag; 6. Juli, 16 Uhr: musikalischer Sommerabend mit der Singgemeinschaft Großenhain; 20. August, 14 bis 17 Uhr: Familiensonntag;
- 9. September, 19 Uhr: Premiere der Pocketoper Rusalka; 10. September, 10 bis 18 Uhr: Tag des offenen Denkmals.
- Das Bauernmuseum sucht einen Bundesfreiwilligen für ein Jahr. Die Mitarbeit wird mit einem monatlichen Taschengeld von 414 Euro belohnt. Interessenten melden sich bitte in der Stadtverwaltung Großenhain unter 03522 304170.