Gymnasium verdoppelt Anmeldezahlen

Landkreis. Auf welcher Schule geht's nach der vierten Klasse weiter? Vor dieser Frage standen in diesem Jahr erneut mehr als 2.000 Schüler im Landkreis Meißen. Bis Ende Februar mussten Schüler und Eltern ihre Entscheidung treffen. Nun liegen die vorläufigen Anmeldezahlen vor - und es gibt eine Reihe von Überraschungen, insbesondere in Riesa. Die SZ hat einen Blick auf die Zahlen geworfen und mit einigen Schulleitern in der Region gesprochen.
Riesaer Gymnasium dreht den Trend
Insgesamt 857 Schüler wollen nach den Sommerferien in den Altkreisen Riesa und Großenhain zur Schule gehen - davon knapp 300 aufs Gymnasium. Das Städtische Gymnasium in Riesa zählt in diesem Jahr 71 Anmeldungen. "Das ist etwas weniger als 2020", sagt Schulleiterin Silke Zscheile. Traurig ist sie darüber allerdings nicht - im Gegenteil. "Im Vorjahr haben wir schon geschnauft." Damals musste ihre Schule Fünftklässler an andere Schulen abgeben. Diesmal dagegen klappt es mit etwas kleineren Klassen, ohne dass sich an der Dreizügigkeit der Schule etwas ändern müsste. "Das ist wirklich optimal, anders als die ganzen letzten Jahre."
Die Leiterin des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Riesa Sylvia Mebus freut sich in diesem Jahr dagegen über 67 Anmeldungen. "Das heißt, wir bekommen zwei reguläre und eine F-Klasse hin." Im Jahr zuvor waren die Anmeldungen regelrecht eingebrochen - auf nur noch 31 Schüler. Das hatte direkt Diskussionen um die Zukunft der Riesaer Schullandschaft befeuert. "Es gingen auch viele Schüler mit Bildungsempfehlung an die Oberschulen", sagt Mebus heute dazu. Sie rechnet damit, dass noch einige Schüler dazu kommen könnten, weil etwa das Rudolf-Stempel-Gymnasium nur eine Klasse aufnimmt.
Dort sind die Anmeldezahlen gegenüber dem Vorjahr exakt gleich geblieben. 31 Schüler haben sich für das Riesaer Rudolf-Stempel-Gymnasium angemeldet, sagt Diana Ulbricht vom Trägerverein. Weil aber wie 2020 nur eine Klasse mit 23 Schülern gebildet wird, musste gelost werden. "Nur Kinder, deren Geschwister schon bei uns auf der Schule waren oder sind, werden direkt aufgenommen", erklärt Ulbricht. Integrationskinder würden ebenfalls gesondert betrachtet. Diejenigen Kinder, die sich nun doch an einem anderen Gymnasium anmelden müssen, seien schon informiert.

Die Gröditzer Oberschule "Siegfried Richter" verzeichnet aktuell 62 Anmeldungen und damit ein klein wenig mehr als im Vorjahr. "Das finden wir sehr positiv und das stimmt uns optimistisch", sagt Schulleiterin Silke Arlt auf die Frage, wie sie die Entwicklung wertet. Woran es liegt, dass die Oberschule diesen Zulauf hat? Womöglich daran, dass es bei Eltern ein Umdenken gebe, was Schulwege angehe. Die seien zum Gymnasium teilweise doch recht beschwerlich und beanspruchten viel Zeit. "Ein zweiter Grund könnte sein, dass wir eine gute Arbeit machen", so die Schulchefin. Eine große Veränderung der Zahl erwartet Silke Arlt nicht mehr. "Der Termin ist ja durch, das geht jetzt höchstens um Einzelne, die es sich noch anders überlegen oder umziehen."
Sanierte Schule zieht mehr Kinder an
An der Oberschule Am Sportzentrum hingegen sind die Anmeldezahlen ein wenig zurückgegangen. Zum Glück, sagt Schulleiter Edmund Weigl. "Wir platzen jetzt schon aus allen Nähten", so der Schulleiter. Da komme es seiner Schule zupass, dass bei 42 Anmeldungen voraussichtlich nur zwei Klassen zusammenkommen. Es werden in diesem Schuljahr nämlich auch nur zwei Abschlussklassen die Schule verlassen. Im vergangenen Jahr habe man wegen der Pandemie weniger Werbung in eigener Sache machen können, wahrscheinlich sind deshalb auch weniger Grundschüler auf die Schule aufmerksam geworden, vermutet Weigl. Er rechnet aber damit, dass noch einige Schüler dazukommen. Erfahrungsgemäß kommen einige Anmeldungen verspätet an, auch einzelne Losverfahren könne es noch geben. "Leer bleiben die Klassen auf keinen Fall."
Die Oberschule Am Merzdorfer Park in Riesa wird nach den Sommerferien in ihr neues Schulgebäude ziehen. Da wundert es Schulleiter Jürgen Gläsel nicht, dass sein Haus nach einem starken Jahr 2020 noch einmal leicht zugelegt hat - auf 81 Neuanmeldungen. "Ich hatte das schon erwartet. Es steckt sicher auch die Neugier auf das Neue dahinter." Darüber hinaus wisse er aber auch, dass sein Kollegium engagiert und gut arbeitet. Auch das zahle sich aus. Ob alle Bewerber letztlich auch tatsächlich im neuen Schulgebäude an der Merzdorfer Straße lernen dürfen, ist offen. Er gehe eher davon aus, dass noch einmal etwas umverteilt wird, vermutet Gläsel.
Nur geringfügige Änderungen gegenüber dem Vorjahr gibt es an den Oberschulen in Stauchitz, Nünchritz und Strehla (siehe Tabelle). Teils gleichen die Anmeldungen sogar exakt denen aus 2020.
Schönfelder Oberschule legt zu
Am Werner-von-Siemens-Gymnasium Großenhain haben sich in diesem Jahr 127 Viertklässler beworben, davon sechs ohne Bildungsempfehlung.
Die Oberschule Am Kupferberg Großenhain macht mit 40 Schüler eine Punktlandung und erreicht genau die erforderliche Sollstärke für zwei neue Klassen. Die Oberschule Am Schacht bringt es sogar auf 81 Anmeldungen - auch 26 Schüler mit Gymnasiums-Bildungsempfehlung haben sich für diese Einrichtung entschieden. Das liegt noch etwas über dem Schnitt: Von den 561 an den Oberschulen in der Region Riesa und Großenhain angemeldeten Schülern haben 157 eine Bildungsempfehlung - also etwa ein Viertel.
Mit 55 Anmeldungen ist die Oberschule Schönfeld sehr zufrieden. Auch 20 Schüler, die eigentlich ans Gymnasium hätten gehen können, lernen künftig hier bis zum Realschulabschluss. So wird es am Ende im neuen Schuljahr wieder auf zwei starke fünfte Klassen hinauslaufen. Auch derzeit ist die Oberschule zweizügig und stärkt damit ihre Rolle im ländlichen Raum östlich von Großenhain. "Wir freuen uns über die Anmeldungen, besonders auch derer, die ans Gymnasium hätten gehen können", sagt Schulleiterin Ines Scholz auf SZ-Nachfrage.

Weniger optimistisch sieht es an der Oberschule Ebersbach aus. 31 Anmeldungen sind hier eingegangen, 40 hätten es laut Richtzahl eigentlich sein sollen. Zehn Schüler haben sich trotz höherer Bildungsempfehlung für die Landschule entschieden. Voraussichtlich wird es wieder einen Ausgleich mit anderen Oberschulen geben, bei denen der Zweitwunsch berücksichtigt wird. Doch Grundvoraussetzungen sind dabei die Busverbindungen. "Wir planen mit zwei fünften Klassen", so Schulleiterin Birgit Büchner. Derzeit ist die Schule nur in Klassenstufe acht einzügig.
Wie viele Schüler eines jeden Jahrgangs ganz genau auf welche Schule gehen und wo wie viele Klassen zustande kommen, entscheidet sich noch. Eine Sprecherin des zuständigen Landesamts für Schule und Bildung teilte mit, dass die Eltern oder andere Erziehungsberechtigte am 11. Juni schriftlich über die Aufnahme an den weiterführenden Schulen informiert werden.