Sieben Einser-Abiturienten am Gymnasium

Großenhain. Es ist äußerst selten, dass sich Gymnasiums-Schulleiter Klaus Liebtrau öffentlich eine Träne aus dem Auge wischt. Doch am Sonnabend bei der feierlichen Zeugnisausgabe an die Zwölfer im Kulturschloss hat er es getan. 89 von 94 Schülern haben in diesem Jahr das Abitur bestanden, mit einem Gesamt-Notendurchschnitt von 1,95. "Das ist das beste Abitur-Ergebnis meiner langjährigen Aufzeichnungen", zeigt sich der Schulleiter gerührt. Und das trotz Corona! Sieben Absolventen schafften sogar den Traum-Abschluss von 1,0.

Paul Kümmel, Emma Würffel, Lydia Kedzierski, Marc Tanner, Elisa Göpfert, Sophie Mahnke und Clara Haase sind die Spitzenschüler, die das erreichten. Sie wurden mit dem Abiturpreis des Oberbürgermeisters und dem Siemens-Preis ausgezeichnet. Emelie Gräulich und Amelie Mocker folgen dicht dahinter mit dem Ergebnis von 1,1. Sie erhielten wie weitere Einser den Preis des Fördervereins der Schule. Viermal gab es den Abschluss mit 1,2, zweimal mit 1,3 und sechsmal mit 1,4. Dass mehr als die Hälfte der Schulabgänger einen Notendurchschnitt besser als 2,0 erreichten, genau 53, ist außergewöhnlich und zeugt von Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit.
Fast acht Jahre am Gymnasium liegen hinter den Schülern, denen jetzt die Welt offen steht. Die nun aber in Studium, Ausbildung oder Auslandsjahr zeigen müssen, was in ihnen steckt. "Leichter wird es gewiss nicht", gibt Klaus Liebtrau mit auf den Weg. Er lässt noch einmal die Jahre seit dem gymnasialen Schulbeginn im August 2013 Revue passieren, als 112 Schüler sich anschickten, es bis zur mittleren Reife zu schaffen. "Sie mussten aus den Steinen, die ihnen in den Weg gelegt wurden, etwas Richtiges bauen", blickt Klaus Liebtrau zurück.
Profilunterricht und Betriebspraktikum, Spendenlauf und Kursfahrten, Baumpflanzungen und jährliche Talenteshow - es gibt vieles, an das sich die Absolventen gern erinnern werden. Die Zwölfer hatten Glück, dass für sie fast alles stattfinden konnte und sie sogar Abiball feiern dürfen. An die lange Schulschließung wegen der Pandemie werden sie sich eher nicht gern erinnern. "Die Schule war öfter dicht als wir", scherzt Paul Kümmel in seiner Dankesrede. Heimunterricht und arbeiten mit Lernsax gelang nicht allen optimal. Doch viele nutzten das halbe Jahr intensiven Fachunterricht zur Prüfungsvorbereitung gut, wie die Ergebnisse belegen. "Sind wir deshalb die bevorzugten Faulenzer", fragt Paul Kümmel rhetorisch. Die Zwölfer hatten die "einmalige Ehre", nach den Prüfungen noch fünf weitere Wochen im Unterricht "ihre Lehrer zu bespaßen".
Wenn auch am Sonnabend das Schmunzeln und Lachen über die Kinderfotos der Schüler auf der großen Leinwand deutlich hörbar war - jetzt sind diese 18- oder 19-Jährigen ihrer Bildung verpflichtet. Schulleiter Liebtrau erinnert auch an die durch Corona abgeflaute Klimadebatte. "Sie müssen jetzt Verantwortung übernehmen", fordert er seine bisherigen Schützlinge auf. Vieles ist jetzt wichtig zu tun, so Klaus Liebtrau. "Das wichtigste Werk ist aber immer die Liebe."