Kalkreuth. Ostern am Gardasee in Italien oder mit fränkischer Herzlichkeit, Kurerlebnisse im polnischen Swinemünde an der Ostsee: Der Busbetrieb Kretzschmar Reisen macht auf seiner Internetseite und mit einem neuen Katalog wieder Lust auf Urlaub. Und das mitten im Corona-Lockdown. Reichlich abenteuerlich, möchte man meinen. Wo doch die Reisebranche gerade am Boden liegt.
Inhaber Jens Kretzschmar will sich seinen Optimismus nicht zerstören lassen. "Nächstes Jahr im April feiern wir unser 30-jähriges Firmenjubiläum", sagt er. Doch eigentlich wurde der Betrieb von seinem Vater genau am 15. Dezember 1990 gegründet. Deshalb habe das Unternehmen ein abwechslungsreiches Reiseprogramm mit neuen Zielen und lieb gewordenen Klassikern zusammengestellt. Eine Donaukreuzfahrt, ein Flug an den Baikalsee oder der Besuch von Musicals konnten geplant werden. Doch wer garantiert, dass Kurreisen oder Trips per Bus, Fahrrad, Flugzeug oder Schiff auch tatsächlich stattfinden können?
"Wir müssen am Ball bleiben und den Kunden zeigen, dass wir noch da sind", sagt auch Ehefrau Eileen Kretzschmar, die selbst den Busschein gemacht hat. Deshalb steht auch ein Fahrzeug gut sichtbar auf dem Betriebshof. Die Leute wollen gewiss wieder raus nach dem Lockdown, das sei schon ab 10. Juni so gewesen, nach dem ersten Corona-Stopp. Freilich sind vor allem die Januar- bis Märzreisen unter Vorbehalt. Schon ab 12. Januar sollte es "mit Volldampf zum Karpfenessen" losgehen. Jens Kretzschmar sieht das mittlerweile selbst kritisch.
Viele Telefonate führt er gerade mit Kunden, die lieber Gutscheine kaufen. Die werden zu Weihnachten gern verschenkt, an die Eltern und Großeltern zum Beispiel. Bei Reisereservierungen verlangt die Firma derzeit keine Anzahlungen, um den Leuten die Angst zu nehmen. Sie kommen einfach auf die Liste, und wenn es losgeht, erhalten sie einen Anruf und bezahlen.
Tatsächlich war man in diesem Jahr auch in Kalkreuth hauptsächlich mit Stornierungen beschäftigt. "Schon sechs Monate, also das halbe Jahr, stehen unsere sechs großen und zwei kleinen Reisebusse still", beklagt Jens Kretzschmar. Das traf nicht nur die reisenden Senioren. Auch zunehmend jüngere Kunden buchten bei den Kalkreuthern zum Beispiel Musical- oder Sportreisen.
Umso mehr Geld stecken die Kretzschmars daher in die Werbung, mehr als andere Jahre. 10.000 Kataloge wurden gedruckt, bei der ganzen Planung der 2021er-Reisen geht das Busunternehmen zudem in Vorkasse. "Wir können uns nicht einigeln, und das honorieren die Menschen auch", so Jens Kretzschmar. Und so funktionieren die Platzreservierungen tatsächlich. Die Kalkreuther beweisen sich als verlässliche Partner für ihre Leistungspartner und die vielen Stammkunden, darunter auch Seniorenvereine.
Absichern kann der Busbetrieb alles finanziell, weil er auch öffentlichen Linienverkehr fährt. Kurzarbeit hat er aber für alle 22 Mitarbeiter gleichzeitig beantragt. Die Reisebusfahrer, die jetzt vor Weihnachten Hochkonjunktur gehabt hätten, sitzen abwechselnd auch in Linienbussen. Zugute kommt dem Betrieb eine neue Ruheversicherung für die amtlich abgemeldeten Busse.