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Vor zehn Jahren wurde der Kupferbergturm freigegeben

Lange war die Großenhainer Aussicht gesperrt. Dann gründete sich ein Verschönerungsverein. Und machte aus der Utopie ein beliebtes Ausflugsziel.

Von Kathrin Krüger
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Zehn Jahre hat der Großenhainer Kupferberg nun schon seinen Aussichtsturm zurück. Dank eines Vereins und auch als Folge des Tornados 2010.
Zehn Jahre hat der Großenhainer Kupferberg nun schon seinen Aussichtsturm zurück. Dank eines Vereins und auch als Folge des Tornados 2010. © Kristin Richter

Großenhain. Auf dem Dach Großenhains geht die Sicht weit hinaus ins Land: bis an die Elbe Richtung Meißen, ins Lausitzer Bergland und weit ins Brandenburgische. Diese Aussicht genießt man vom Turm des Hotels Kupferberg. Seit zehn Jahren ist er wieder begehbar, dank des Einsatzes des Neuen Verschönerungsvereins. Der lud am Sonntag zum Rückblick und zu einer kleinen Feier ein. Auch wenn sich der Verein vor zwei Jahren auflöste – sein Vermächtnis und seine große Leistung für Großenhains Naherholung lebt.

Lange mussten die Großenhainer und die Gäste des bekannten Hotels auf den Rundumblick vom Kupferberg verzichten. Im Zweiten Weltkrieg diente der Turm der Wehrmacht als Beobachtungsposten. In der DDR war die Aussicht weiter gesperrt - man hätte ja von hier aus den sowjetischen Flugplatz ausspähen können. Doch nach dem Abzug der Streitkräfte 1993 wurde der Wunsch immer stärker, den verfallenen Aussichtsturm wieder nutzbar zu machen. Die Gastwirtsleute Riepert schafften das allein nicht. Im Februar 2009 gründete sich deshalb ein Verschönerungsverein, um den Wunsch endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Lothar Fiebig übernahm den Vorsitz und brachte 33 Helfer und Förderer zusammen, die den Turm wieder begehbar machten – durch 400 Stunden eigene Arbeit oder Spenden: rund 15.000 Euro.

Doch der Verein wollte noch höher hinaus. Die Bäume, die in all den Jahren ringsum nach oben gewachsen waren, behinderte die Aussicht. So schlimm es auch klingt – aber der Tornado zu Pfingsten 2010 kam dem Verein "zu Hilfe". Durch die verheerenden Waldschäden auf dem Kupferberg musste das Holzpodest nicht mehr so hoch – neun Meter – wie ursprünglich geplant gebaut werden, sondern nur noch vier Meter. Es wurde im August 2012 feierlich eröffnet. Der kleine "Balkon" auf halber Strecke konnte ebenfalls wieder geöffnet werden, nachdem er aus baulichen Gründen gesperrt war. Ein Teil der Treppenstufen wurde mit Unterstützung der Firma Witschel restauriert.

Die wichtigsten Mitstreiter bei den Arbeiten: v.l. hinten: Günter Moh, Horst Wilhelm (t.) Günter Krause, Wolfgang Paduch. Unten: Frank Boragk und Lothar Fiebig (v.l.n.r.).
Die wichtigsten Mitstreiter bei den Arbeiten: v.l. hinten: Günter Moh, Horst Wilhelm (t.) Günter Krause, Wolfgang Paduch. Unten: Frank Boragk und Lothar Fiebig (v.l.n.r.). © privat
Lothar Fiebig (li.) und der verstorbene Vereinschef Horst Wilhelm 2012 auf der neu gebauten Holzplattform.
Lothar Fiebig (li.) und der verstorbene Vereinschef Horst Wilhelm 2012 auf der neu gebauten Holzplattform. © Brühl/Archiv
Die Vereinsmitglieder Helmut Roesler, Kathrin und Heiko Böge 2018 mit einem Modell der Kupferberg-Anlage.
Die Vereinsmitglieder Helmut Roesler, Kathrin und Heiko Böge 2018 mit einem Modell der Kupferberg-Anlage. © Anne Hübschmann
Lothar Fiebig im September 2009 mit Besuchern auf dem noch nicht erhöhten Aussichtsturm.
Lothar Fiebig im September 2009 mit Besuchern auf dem noch nicht erhöhten Aussichtsturm. © Anne Hübschmann

Es sind 49 Sandsteinstufen. Dann führt eine schmale Wendeltreppe aus Metall zur ersten Aussichtsebene. Eine weitere kleine Holztreppe geht bis ganz nach oben. Die künstliche Ruine mit dem Aussichtsturm nutzen viele Großenhainer gern für einen Wochenendausflug oder Spaziergang. Lothar Fiebig erinnert deshalb mit Stolz daran, dass es einst lebensgefährlich war, die künstliche alte Burg heimlich zu besteigen. "Die Decken waren abgestützt und die Stufen der Metalltreppe komplett weggefault." Schon als Kind hat sich Fiebig für den Turm interessiert und wollte da wieder hinauf. "Selbst einmal als Jungfacharbeiter in der Baubranche tätig, hatte ich Freunde und Bekannte, die mir Ratschläge gaben", schildert er den Beginn der Initiative. Der Verschönerungsverein pachtete den privaten Turm, der den Hotel- und Gaststätten-Betreibern gehört. "Schon nach einigen Monaten konnte der teilsanierte Turm wieder betreten werden, und Dutzende Großenhainer dankten dies mit Kleinspenden", schreibt Lothar Fiebig.

Die Turmerhöhung kostete dann einige Tausend Euro für Material und die spätere Kranleistung. Mehr als 100 Großenhainer Bürger, die Sparkasse Meißen und eine Spende der Ehrenamts-Tombola unterstützten das Projekt. Fiebig: "Genau 17 Großenhainer Firmen halfen in den folgenden zwei Jahren mit Sachleistungen oder Materialspenden." Nur bei einer Firma hatte er keinen Erfolg, ein Chef realisierte seine Zusage nicht. Bereits zu Pfingsten 2019 war das zehnjährige Jubiläum des Vereins und der wieder begehbaren Aussicht gefeiert worden.