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Wantewitzer in Armenien: Wo Deutschland Aufbauhilfe leistet

3.000 Menschen leben nach einem Erdbeben 1988 heute noch in Baucontainern. Heinz Ferbert setzt sich dafür ein, dass sich das bald ändert.

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Der Wantewitzer Künstler Heinz Ferbert (r.) mit Vertretern des Sozialprojektes in Gyumri.
Der Wantewitzer Künstler Heinz Ferbert (r.) mit Vertretern des Sozialprojektes in Gyumri. © privat

Wantewitz. Zum ersten Mal war der Wantewitzer Künstler und Lehrer Heinz Ferbert in der ehemaligen Sowjetrepublik Armenien. Eine reichliche Woche besuchte er jetzt auf Einladung des Kunsthotels "BerlinARTHotels" in Gyumri das Land. Das Hotel ist ein soziales Projekt, dessen Gewinn der gegenüberliegenden Poliklinik zugutekommt. 2021 hatte Heinz Ferbert dort eine Personalausstellung bekommen. Seitdem hängen einige seiner Bilder dort. „Gyumri ist die zweitgrößte Stadt des Landes“, erklärt Heinz Ferbert. Sie zählt 122.000 Einwohner und liegt im äußersten Nordwesten der Republik auf einer Hochebene auf über 1.500 Metern. Die Stadt ist nur wenige Kilometer von der seit Jahrzehnten geschlossenen Grenze zur Türkei entfernt.

1988 hatte ein Erdbeben 80 Prozent der Häuser zerstört, 20.000 Einwohner fanden den Tod. Das Deutsche Rote Kreuz half sofort, später wurde der Verein Für Armenien e.V. mit Sitz in Berlin gegründet. Der Wantewitzer war entsetzt: "3.000 Menschen leben heute noch in Baucontainern." Ein furchtbarer Genozid hatte schon zuvor unermessliches Leid über das Land gebracht. Österreich, Deutschland, Italien und andere Länder, Organisationen, Vereine und Privatpersonen leisten weiter Aufbauhilfe. Wirtschaft und Landwirtschaft seien schwach entwickelt.

Heinz Ferbert besuchte auch eine Schule in einem Dorf mit 250 Einwohnern. In ihr lernen 19 Kinder von Klasse eins bis neun. "Diese Schule befand sich vor wenigen Jahren noch in einem erbärmlichen Zustand, es gab keine Kanalisation, also keine Toiletten, das Asbestdach war undicht, Schimmel war an den Wänden. Es gab keine Heizung, keinen Schulhof." Schrittweise wurden erste Sanierungsarbeiten durchgeführt. Vor diesem Winter sollen noch notwendige Heizkörper angebracht werden. Noch fehlt aber eine dafür notwendige Stromerzeugung. Das Dorf liegt in 1.900 Metern Höhe, sechs Monate im Jahr gibt es dort Schnee. Der Wantewitzer traf auf drei Familien, die unter unvorstellbaren Bedingungen leben müssen. Das stimmte ihn sehr nachdenklich, und er wurde in seinen Bemühungen um Hilfe weiter bestärkt.

Nach einer Führung durch einen der wenigen funktionierenden Betriebe, eine Textilfirma für Socken und Strümpfe, war Ferbert zu Gast beim Rotary-Club in Gyumri, mit 22 Mitgliedern der größte in Armenien. "Meine Begleitung und ich hielten darüber hinaus für Kunststudenten und Lehrkräfte Vorträge über spezielle Keramiktechniken und über die chinesische Kalligrafie. Außerdem bot ich kleine bildnerisch-praktische Übungen an", berichtet Heinz Ferbert. Die Kunst spielt in Armenien eine große Rolle. Neben mehreren Klöster-, Kirchen- und Museenbesuchen erhielt der Deutsche zahlreiche Führungen in der Kunstakademie, nahm an einem Gottesdienst teil und an einer Probe des Jugendchores. Ebenso standen mehrere Atelierbesuche auf dem Programm.

Heinz Ferberts Ausstellung beim Verein Für Armenien e.V.
Heinz Ferberts Ausstellung beim Verein Für Armenien e.V. © privat

"Armenier sind an einer Zusammenarbeit mit deutschen Partnern sehr interessiert", so Heinz Ferbert. Auch Sponsoren werden gesucht. Der Leiter des "BerlinARTHotels", Alexan Ter Inasyan, ist Honorarkonsul und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er spricht armenisch, deutsch und englisch. "Gern trete ich als Vermittler auf, für die, die sich engagieren wollen", sagt der Künstler. (SZ/krü)