Großenhain
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Wo Krebspatienten aufgefangen werden

Karoline Röbisch ist in der psychosozialen Tumorberatungsstelle auch für Großenhain zuständig. Mit Corona sind die Anforderungen gewachsen.

Von Kathrin Krüger
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Tumorberaterin Karoline Röbisch (r.) im Meißener Gesundheitsamt im Gespräch mit einer Betroffenen.
Tumorberaterin Karoline Röbisch (r.) im Meißener Gesundheitsamt im Gespräch mit einer Betroffenen. © Kristin Richter

Großenhain/Riesa/Meißen. Irene Müller (Name von der Redaktion geändert) arbeitete in der Gastronomie und kümmert sich in ihrer Freizeit liebevoll um ihren Kleingarten. Ihr Leben war ziemlich erfüllt, bis sie um den Jahreswechsel die Diagnose Lungenkrebs erhielt. Nun bekommt sie schon Bestrahlungen, das Haar ist ihr ausgefallen, sie trägt eine Art Mütze, ist auch dünner geworden. "Alles wäre noch schwerer, wenn ich die Tumorberatung im Gesundheitsamt nicht gehabt hätte", sagt Irene Müller dankbar und lächelt. Dort habe sie ihren Schmerz loswerden können. Und dort bekam sie auch wertvolle finanzielle Hinweise.

In Zeiten, wo alle Welt nur von Corona spricht, tut es der Großenhainerin gut, von Karoline Röbisch als Krebspatientin ernstgenommen zu werden. Ins Meißner Gesundheitsamt wurde Irene Müller vermittelt, da die Stelle im Riesaer Gesundheitsamt derzeit nicht besetzt ist. "Gabriele Groß hat hier lange die Tumorberatung geleitet, bis sie in die Altersrente gegangen ist", sagt Karoline Röbisch. Seit zwei Jahren hat Röbisch nun auch die Vertretung für den Bereich Riesa-Großenhain. "Das ist deutlich mehr Aufwand, ich kann einen Großteil der früheren Klienten mit betreuen", schränkt Röbisch ein.

Durch die Corona-Beschränkungen kann die 36-Jährige, die bei der Diakonie angestellt ist, derzeit keine Außensprechtage anbieten. Hausbesuche sind bei weiter sinkenden Inzidenzen und Entspannung der Corona-Lage definitiv wieder möglich. "Man kann immer zu mir nach Meißen auf die Dresdner Straße kommen", sagt Röbisch. Doch kommen können zu der studierten Psychologin alle: auch Angehörige und Freunde von Krebspatienten. Röbisch hat auch schon Trauerbegleitung nach Todesfällen ermöglicht und springt ein, wenn ein Notfallgespräch durch Psychoonkologen zu übernehmen ist.

Die Beraterin will den Betroffenen die Angst um ihr Leben nach einer Krebsdiagnose nehmen und kann vor allem zur finanziellen Absicherung beraten. "Die Tumorerkrankten haben zwar viele ärztliche Termine, aber sie müssen auch wissen, wie sie Krankengeld beantragen können oder wie sie ihre Kinder betreuen lassen können", so die Beraterin. Da Krebs auch junge Eltern treffen kann, sei die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt wichtig. Seit April 2018 ist Karoline Röbisch in der Dresdner Straße 25 in Meißen zu finden. Bei ihr kann man sich auch zur Vorbeugung und Krebsprävention informieren. „Ich biete eine Sozialberatung zu verschiedenen Themen, wie Schwerbehinderung, onkologische Nachsorge-Reha, Krankengeld und Erwerbsminderungsrente an", sagt sie.

Jährlich rund 300 Beratungen

Die Beratungsstelle übernimmt zudem die Kontaktvermittlung zu Selbsthilfegruppen, wie es sie in Großenhain, aber auch in anderen Städten gibt. Vorsorgevollmacht, Betreuungs- oder Patientenverfügung sind Dinge, die oft angesprochen werden. Nach einer Erstberatung findet circa ein Jahr später ein zweiter Termin statt, um einen Antrag auf eine onkologische Nachsorgekur (Reha) zu stellen. "Diese Anträge sind mit Corona leider zurückgegangen", bedauert Karoline Röbisch.

2019 gab es insgesamt 303 Beratungskontakte, davon 166 in der Beratungsstelle, 99 telefonisch, 33 schriftlich bzw. per E-Mail und fünf Hausbesuche. 2020 und 2021 sind es durch Corona weniger Beratungen. Sie finden aber weiterhin statt. Dabei sei kaum mehr zu beachten als bei einem „gewöhnlichen“ Behördenbesuch: Es geht nur nach Terminvereinbarung. Eine weitere Tumorberatung gibt es im Hospiz Radebeul. Beide Anlaufstellen sind gut vernetzt.

„Es gibt immer wieder Anfragen nach einer Selbsthilfegruppe nur für Angehörige. Leider haben sich bisher nicht genug Teilnehmer gefunden", sagt Karoline Röbisch. Auch so etwas könnte die Psychosoziale Tumorberatung in Gang bringen. Ihr geht es darum, auch Kontaktperson für Menschen in den Rehaeinrichtungen zu sein, die derzeit wegen Corona nur sehr eingeschränkt Gruppenangebote haben. Krebspatienten brauchen ihrer Ansicht nach genauso viel öffentliche Aufmerksamkeit wie Erkrankte des Sars-CoV-Virus.

  • Kontakt: Karoline Röbisch, Telefon: 03521 7253444, Meißen, Dresdner Straße 25

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