Großenhain. Herr Wolf weiß es besser. Der Großenhainer erinnert sich, dass der ehemalige Kreisbau an der Radeburger Straße/Ecke Martin-Scheumann-Straße bei Hochwasser immer überflutet war. Zumindest die Schuppen auf dem Gelände hätten unter Wasser gestanden, sagt er. "Und da wollen die Wohnhäuser in die Röderaue setzen?" schüttelt der Großenhainer ungläubig den Kopf.
Tatsächlich nimmt der Punkt Hochwasserschutz in den Abwägungen im Stadtrat eine große Rolle ein. Zwei Planer vom Büro für Stadtplanung Dessau-Roßlau sind extra zur Sitzung ins Kulturschloss gekommen, um Zweifel für den künftigen Wohnstandort auszuräumen. Der Teamworkbau Dresden als neuer Bauträger will hier 20 Eigenheime bzw. Reihenhäuser errichten. Die Planung wurde jetzt noch einmal modifiziert.
Obwohl den Planern das "signifikante Risiko" einer Überflutung in dem Bereich bekannt ist, sprechen sie von einem "hochwassersicheren Baugebiet". Die Gebäude seien so angeordnet, dass nur Grünflächen und unbebaute Grundstücke bei einem 200-jährigen Hochwasser, dem sogenannten HQ 200, überschwemmt würden. Ausführlich erklären die Männer aus Dessau-Roßlau, wie sich der vorbeugende Schutz u.a. in angehobenen Gebäudehöhen niederschlägt. Die Stadt hat zudem eine ergänzende Info als Modellrechnung Hochwasserschutz an der Martin-Scheumann-Straße bereitgestellt.
Schon über drei Jahre wird an dem neuen Wohngebiet auf dem ehemaligen Betriebsgelände geplant. Dort läuft inzwischen schon der Abriss der alten Bausubstanz des Hoch- und Tiefbaus. Die Stadträte waren einverstanden mit der neuen Verkehrserschließung, die im Gebiet eingerichtet wird. So wurde eine Umfahrung der künftigen Grundstücke aufgegeben. Stattdessen werden nun zwei separate Zufahrten mit Wendehämmern von der Scheumann-Straße aus geplant. Das minimiert die Erschließungskosten, heißt es. Das sind künftig Privatflächen, die Stadt ist für sie nicht zuständig.
Spielplatz jetzt weiter oben
Neu ist auch ein Radweg entlang der Martin-Scheumann-Straße. Dort werden sich zudem die künftigen Müllplätze konzentrieren. Der geplante Spielplatz ist ebenfalls näher an die Radeburger Straße herangerückt, weil hier ein Baugrundstück entfallen ist, heißt es. Und um auch Kindern von außerhalb des neuen Wohngebietes zur Verfügung zu stehen. Ursprünglich sollte er im südwestlichen Bereich angelegt werden.
Die Nachfrage nach den Eigentumsgrundstücken sei ungebrochen, erklärten die Planer den Stadträten. Laut Prokurist Udo Uhlig, der für Verkauf, Kundenbetreuung und Projektentwicklung zuständig ist, sei man schon mit einigen Interessenten im Gespräch, Vorverträge werden vorbereitet. Da der Bebauungsplan nun beschlossen ist, könnte es dieses Jahr losgehen mit der Erschließung. Im nahegelegenen neuen Wohngebiet am Fuchsbau ist bereits das erste Wohnhaus entstanden. Auch dort liegen die Grundstücke in der Röderaue.
Mit einem früheren Plan, auf der Fläche einen Einkaufsmarkt zu bauen, war der Dresdner Vorbesitzer, die IVG Grimmer, bei der Stadtverwaltung auf Ablehnung gestoßen. Der ehemalige Kreisbau bzw. spätere Großenhainer Hoch- und Tiefbau steht seit 20 Jahren leer.