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Neue Debatte um 101-er Umgehung

Ein Rundbrief kritisiert eine vermeintlich fixierte Neutrassierung durchs Hopfenbachtal. Rathaus: Noch meilenweit entfernt von konkreten Planungen.

Von Thomas Riemer
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Insbesondere der Bereich, wo sich die Bundesstraßen 98 und 101 in Großenhain "treffen" gehört zu den meistbefahrenen. Nur Ortsumgehung der 101 flammt nun eine neue Debatte auf.
Insbesondere der Bereich, wo sich die Bundesstraßen 98 und 101 in Großenhain "treffen" gehört zu den meistbefahrenen. Nur Ortsumgehung der 101 flammt nun eine neue Debatte auf. © Kristin Richter

Großenhain. "Großenhain plant die Ortsumgehung der B 101 direkt vor eurer Haustür und durch das Hopfenbachtal!" So ist ein Rundbrief überschrieben, der in den letzten Tagen zunächst in Mülbitz, später im gesamten Stadtgebiet die Runde machte. Der von zwei Anwohner der Öhringer Straße unterzeichnete Brief bezieht sich auf die Einwohnerversammlung vom 22. Juni. Dort sei ein neuer Gesamtflächennutzungsplan , der eine mögliche Neutrassierung der B 101 als Ortsumgehung beinhalte, vorgestellt worden. "Die neue B 101 soll von Meißen kommend an der Star-Tankstelle abbiegend, dann entlang der stillgelegten Bahnlinie nach Mülbitz verlaufen und am Kupferberg vorbei in Richtung der bestehenden Ortsumgehung der B 98 führen", heißt es in dem an Nachbarn adressierten Schreiben. Beigefügt ist ein Auszug des Stadtplans zur vermeintlichen Umgehungsvariante.

Nach Ansicht der Urheber bedeute dies jedoch eine noch erheblichere Lärmbelästigung, damit einen Wertverlust der Immobilien und vor allem einen Verlust an Lebensqualität. Zudem werde mit oben beschriebener Neutrassierung zunächst mit deren Bau, später mit der Nutzung als Bundesstraße "in erheblichem Maße in die grüne Lunge unserer Umgebung - dem Hopfenbachtal - eingegriffen". Das sei immerhin ein Flora-Fauna-Habitat (FFH).

Im Großenhainer Rathaus ist besagtes Schreiben natürlich inzwischen bekannt. "Ja, die Bedenken kennen wir. Bürger haben sich deshalb auch schon persönlich an uns gewandt", bestätigt Stadtsprecherin Diana Schulze. Die klare Antwort aus städtischer Sicht sei, dass die im Plan abgebildete Trasse "ein sehr, sehr frühes Voruntersuchungsergebnis darstellt und allenfalls nur einer groben örtlichen Orientierung dient, falls aus Sicht der Großenhainer eine Neutrassierung der Bundesstraße überhaupt in Frage kommen sollte". Man sei noch "meilenweit entfernt" von einer fundierten Machbarkeitsuntersuchung oder gar konkreten Planungen. Die würden ohnehin nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegen, so Diana Schulze.

Und doch ist man im Rathaus angesichts der jahrelangen und immer wieder neu aufkommenden Diskussionen letztlich dankbar für jedwede Hinweise und Ideen zum Flächennutzungsplan, der damit verbundenen Zukunft der B 101 bis hin zum Verkehrsentwicklungskonzept 2030. "Das ist gelebte Beteiligung, die uns und die Stadt voranbringen", erklärt die Rathaussprecherin.

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Das Thema B 101 ist seit vielen Jahren Stadtgespräch. Bereits im Flächennutzungsplan von 2005 sei ein alternativer Trassenkorridor für die B 101 planerisch angedacht worden. Die innerstädtischen Verkehrsbelastungen boten seither immer wieder Anlass für Anfragen und Diskussionen. "Mit Hinblick auf die geplante Entwicklung des Industriegebietes Großenhain Nord wird dem Thema nochmals eine große Bedeutung zukommen, was auch im Verkehrsentwicklungskonzept 2030 zum Tragen kommt", glaubt Diana Schulze. Man wolle aber ein Problem nicht beseitigen, "indem wir neue Probleme schaffen". Deshalb rege die Stadtverwaltung weiter an, Fragen und Ziele der künftigen Stadtentwicklung zu benennen und stadtplanerisch gemeinsam mit den Großenhainern und den Trägern öffentlicher Belange aufzubereiten und zu diskutieren. "Im Moment stehen wir mitten im Verfahren. Uns ist durchaus bewusst, dass ein derartiges Bauvorhaben sehr sensibel und mit größtmöglicher Transparenz und Beteiligung behandelt werden muss", ergänzt Diana Schulze.

Die Verfasser des Schreibens aus Mülbitz haben indes ihre Nachbarn aufgerufen, ihre Kritik mittels Beteiligung über das Bürgerportal zu äußern bzw. eine beigefügte Widerspruchserklärung zu unterzeichnen. Das Rathaus wiederum hat für den Herbst eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Verkehrsentwicklungskonzept angekündigt.