Großenhain. Der Stadtratsbeschluss zur Verbesserung von Ordnung und Sicherheit wurde vor elf Monaten gefasst. Noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie also. Die Fraktion "Gemeinsam für Großenhain" hatte ihn auf den Weg gebracht. Mit einigen alternativen Formulierungen aus dem Rathaus fand er im Februar eine Mehrheit.
Ein Anlass für den Antrag war seinerzeit unter anderem die Silvesternacht 2019/20. Da hatten sich an mehreren Standorten im Stadtgebiet Vandalen mit Böllern ausgetobt. Das ganze Ausmaß wurde erst danach sichtbar. Der Stadtbauhof hatte alle Hände voll zu tun, die Schäden und den Müll zu beseitigen. Die GfG-Fraktion wollte daher unter anderem die Zahl bzw. die Stunden für Mitarbeiter im städtischen Vollzug, insbesondere im Außendienst, erhöht wissen, um die Präsenz in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Das, so das Fazit der Stadtverwaltung, sei durchaus gelungen. Der Stellenanteil wurde leicht erhöht, die Streifendienste an Samstagen und insbesondere im Spätdienst konnten intensiviert werden.
Was angesichts des riesigen Aufgabengebietes allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist: Kontrollen des ruhenden und fließenden Verkehrs, Überwachung von Parkscheinautomaten, Marktwesen, Ladenschluss - dies ist nur ein kleiner Auszug. Ab März 2020 kamen weitere Aufgaben hinzu. Insbesondere die Durchsetzung geltender Hygienevorschriften stand zusätzlich auf dem Plan. Kontrollen in Geschäften, auf dem Wochenmarkt oder in Gaststätten waren die notwendige Konsequenz.
"Großenhain ist ein ruhiges Städtchen", fasst Matthias Schmieder die Erkenntnisse zusammen. Der Bereichsleiter im Sachgebiet Kultur und Ordnung im Rathaus ist bekannt für sachliche, aber kritische Bestandsaufnahmen. Rein von der Zahl und Schwere der Straftaten gesehen, schneidet die Röderstadt da vergleichsweise gut ab. Und die städtischen Ordnungshüter sind sehr wohl an den Brennpunkten präsent: Landesgartenschaugelände, Festwiese, Stadtpark zum Beispiel. Oft vereint mit Polizeibeamten. Doch die Dienstkleidung mit der Aufschrift "Ordnungsamt" sowie ein ebenfalls dem Aussehen von Polizeifahrzeugen angepasstes Auto hätten ihre Wirkung nicht verfehlt.
Und doch steht hinter dem Stadtbauhof ein arbeitsreiches Jahr. Hier wurden Vandalismusschäden und sogenannte Sonderreinigungen von Plätzen nach starker Vermüllung und Vandalismus erfasst. Das Resultat: Die Höhe der Schäden ist von rund 7.200 Euro im Vorjahr auf 7.700 Euro bis Oktober 2020 gestiegen. Schwerpunkte sind nach wie vor Bushaltestellen - Tendenz steigend, Treffpunkte im Gartenschaupark und Stadtpark, aber zum Beispiel auch die Fischtreppe im Tal der Gräser. Die wird regelmäßig durch in der Röder entsorgten Unrat verstopft. Die Beseitigung erzeuge einen hohen Aufwand, heißt es in einer städtischen Bilanz.
In der Regel erfolgt zu Vandalismus- und Sachschäden an städtischem Eigentum eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei. Doch die überwiegende Mehrheit von derartigen Kleindelikten könne wegen Mangels an Beweisen durch die Justiz nicht abschließend verfolgt werden, sodass die Verfahren eingestellt wurden. Die Anzahl der Anzeigen sei jedoch deutlich gestiegen.
Matthias Schmieder hat im Ergebnis der Arbeit des Außendienstes aber auch das ausgemacht: Viele Bürger seien aggressiver geworden, schnell "auf die Palme gebracht" - was wohl vor allem durch Corona bedingt sei. Dennoch will er die Großenhainer ermuntern, in ihrem ganz persönlichen Umfeld genauer hinzuschauen, wenn es um Ordnung und Sicherheit geht. Zwar gebe es da immer mal wieder Hinweise, zum Beispiel bei der Einhaltung von Ruhezeiten. Doch da die Ordnungskräfte "nicht immer und überall sein können", will man die Menschen ermuntern, beim Ordnungsamt oder der Polizei ihre Hinweise vorzubringen. Auch wenn das vielleicht unpopulär ist und manchmal auch etwas Mut brauche. Aber die Hemmschwelle für Lärm oder Zerstörungen ist nach Auffassung Matthias Schmieders in den letzten Jahren gesunken. Und Verursacher "sind keineswegs immer nur Jugendliche" fügt er hinzu. Sein Credo: "Wir werden dranbleiben und sind gut aufgestellt."
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