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So ticken die Landratskandidaten

Die Wähler im Kreis Meißen entscheiden am Sonntag über einen neuen Landrat. Die drei Bewerber haben die Fragen der SZ beantwortet.

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Was würden sie ändern, wenn sie am Sonntag zum neuen Landrat gewählt würden? Elke Siebert, Ralf Hänsel und Thomas Kirste haben 20 Fragen von Sächsische.de beantwortet.
Was würden sie ändern, wenn sie am Sonntag zum neuen Landrat gewählt würden? Elke Siebert, Ralf Hänsel und Thomas Kirste haben 20 Fragen von Sächsische.de beantwortet. © Claudia Hübschmann

Wirtschaftspolitik/Infrastruktur

1. Gute Fachkräfte sind rar. Wodurch lassen sich junge Familien in der Region halten oder hierher ziehen?

Ralf Hänsel: Wir können und müssen durch ein attraktives Lebensumfeld, wie gute Kitas, Schulen, Bauland, Verkehrsanbindung, Infrastruktur sowie der Nähe zu Dresden punkten. Durch einen zügigen Breitbandausbau kann zudem die Wirtschaft gestärkt werden, wodurch sich die Lebensbedingungen weiter verbessern. 

Elke Siebert: Ich möchte den Kreis als grüne Metropolregion um Dresden etablieren, quasi als ein Joint Venture der Regionen. Das befördert Ansiedlungen von Unternehmen im Kreis und zieht neben guten Jobs einen gut ausgebauten ÖPNV, Breitband und gute und erreichbare Schulen und Kitas nach. Der Landkreis wird somit attraktiver für junge Familien.

Thomas Kirste: Vornehmlich durch gute Jobs. Junge Familien schauen nach günstigem Grund und Boden. Die Erreichbarkeit vom Arbeitsplatz, vom Kindergarten und der Schule stehen im Mittelpunkt. Ebenso betrifft dies die medizinische Infrastruktur und den flächendeckenden Breitbandausbau.

2. Können weitere Eigenheimsiedlungen im Landkreis ausgewiesen werden, um Dresdner anzulocken, die in der Landeshauptstadt keinen Wohnraum mehr finden?

Ralf Hänsel: Sicherlich können damit Zuzüge generiert werden. Aber nicht nur neue Eigenheimsiedlungen sind interessant. Auch der Trend zur Flucht aufs Land muss gefördert werden, indem EU-Mittel zur Wiederbelebung ländlicher Bausubstanz genutzt werden und dadurch die Region noch schöner und lebenswerter wird.

Elke Siebert: Diese Entscheidung liegt bei den Gemeinden. Diese Möglichkeit sollte nur mit Bedacht genutzt werden. Es gibt in den Dörfern und in den Städten viele Brachflächen und Leerstand, der für Neuansiedlungen genutzt werden kann, so wird neue Flächenversieglung minimiert. Um Dresdner anzulocken, braucht es aber mehr als neue Eigenheimstandorte.

Thomas Kirste: Nachfrage an Baugrundstücken sollte selbstverständlich Unterstützung bekommen. Bürokratische Hemmnisse bei Genehmigungsverfahren verzögern diese. Für die betroffenen Dörfer heißt der Zuzug aber auch überleben. Eine Zersiedlung unseres Landkreises darf allerdings nicht stattfinden.

3. Sollte die Wirtschaftsförderung stärker um Großansiedlungen auf Flächen in Riesa-Großenhain werben?

Ralf Hänsel: Die Wirtschaftsförderung sollte den gesamten Landkreis im Blick haben. Die WRM GmbH leistet hier bereits einen sehr guten Beitrag. Im Fokus müssen natürlich Flächen und Gebiete liegen, die für Gewerbezwecke ausgewiesen beziehungsweise geeignet sind. Der Raum Riesa-Großenhain bietet hier sicherlich Potenzial. 

Elke Siebert: Es gibt im Landkreis genügend Flächen für Großansiedlungen, die entsprechend beworben werden und weitere sind im Entstehen (Flugplatzgelände Großenhain). Wirtschaftsförderung muss 2020 jedoch mehr sein als Ausweisung und Gewerbeflächen, sie muss zum Beispiel die Unternehmen hin zu mehr Klimaverträglichkeit begleiten, um so deren Existenz langfristig zu sichern.

Thomas Kirste: Seien wir realistisch: Die Zeiten großer Ansiedlungen sind vorbei. Vielmehr muss der Fokus auf den bestehenden Unternehmen liegen. Gerade aber durch den Lockdown sind viele Kleinunternehmer unverschuldet in eine Notlage geraten. Hier müssen wir dringend ansetzen.

Gesundheitswesen

4. Wie beurteilen Sie die Zukunft der Elblandkliniken?

Ralf Hänsel: Die Elblandkliniken genießen einen ausgezeichneten Ruf und sind finanziell solide aufgestellt. Der bestehende Standard an den vier kommunalen Klinikstandorten, muss unbedingt beibehalten und gestärkt werden. Darüber hinaus setze ich mich für weitere Angebote in der Fläche ein.

Elke Siebert: Die Elblandkliniken sind gut für die Zukunft aufgestellt und haben auch die Herausforderungen der Corona Pandemie gut bewältigt. Neben den wichtigen Investitionen in Häuser und Geräte brauchen wir für die Zukunft vor allem auch gutes und motiviertes Personal, in das wir verstärkt investieren müssen.

Thomas Kirste: Die anhaltenden schwarzen Zahlen in der Bilanz beweisen, dass das Modell der Elblandkliniken zukunftsfähig ist. Die Anschaffungen, etwa das Corona-Test-Zelt in Meißen, waren unnötig und wurden wieder abgebaut. Es gab keine Pandemie im Landkreis Meißen. Gerade 0,1 Prozent der Einwohner wurden positiv getestet, etwa 40 Personen pro Monat.

5. Muss der Kreis aktiver werden, um die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten abzusichern?

Ralf Hänsel: Ja. Mit Formen wie Gesundheits- und Versorgungszentren kann einer Unterdeckung entgegengewirkt werden. Zudem sind ergänzend mobile Angebote zukunftsweisend. Damit dies rechtzeitig gelingt und keine Unterversorgung entsteht, müssen beispielsweise medizinisch technische Berufe lukrativer werden.