Lenz. Lauter Autos auf der schmalen Böhlaer Straße nach Dallwitz. Zur Einweihung des Geh- und Radwegs entlang der Staatsstraße 81 zwischen Lenz und dem Abzweig Böhla sind nur die wenigsten Gäste mit dem Fahrrad gekommen. Ein Dilemma, das wohl für die meisten Radwegeröffnungen zutrifft.
Immerhin schwingen sich Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), die Priestewitzer Bürgermeisterin Manuela Gajewi, Lasuv-Präsidentin Saskia Tietje, CDU-Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer, Großenhains Polizeirevierleiterin Sandra Geithner, eine weitere Polizistin und ein Dulig-Mitarbeiter auf die extra organisierten Räder, um offiziell als Erste den neuen, knapp 900 Meter langen Radweg zu nutzen. Tatsächlich sind sie es nicht. Denn ein älterer Radfahrer kommt ihnen bereits aus Richtung Lenz entgegen. Er war schneller.
Der Minister hat vorsorglich sein Jacket ausgezogen, um nicht zu schnell ins Schwitzen zu kommen. Denn es wird nicht der letzte Termin sein, der an diesem Freitag auf Duligs Plan steht. - Wahlkampf bedeutet wochenlanger Marathon. Und der schlaucht.
Zu viel Tamtam?
"Ich bin gefragt worden, warum man mit so viel Tamtam einen Radweg eröffnen muss", erzählt Manuela Gajewi in ihrer Ansprache. Der Fragesteller habe ihr zu verstehen gegeben, dass dies doch nur Wahlkampf für die Politikprominenz aus Dresden sei.
Für die Priestewitzer Bürgermeisterin sei dieser Termin aber viel mehr: die Übergabe eines ersten wichtigen Teilabschnittes mit dem Ziel, eines Tages von Großdobritz über Lenz und Zschauitz bis nach Großenhain gefahrlos mit dem Rad fahren zu können. "Wenn das irgendwann geschafft sein wird, versteht jeder, wie wichtig für unsere Gemeinde dieser Termin heute war", sagt die Rathauschefin.
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Dulig selbst bezeichnet den neuen Geh- und Radweg als ein "Demokratie-Stabilisierungsprojekt". Gerade in einer Zeit, in der überall im Land eine schlechte Stimmung herrsche und Populisten versuchen, sie für sich auszunutzen, sei es wichtig zu zeigen, dass es keinen Stillstand gibt. Dulig: "Es ist eben ein Unterschied, ob man nur Pläne hat oder sie auch umsetzt."
Seit März erfolgten die Hauptbauarbeiten für den rund 900 Meter langen und 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg entlang der S 81 zwischen dem südlichen Ortsausgang von Lenz und der Einmündung des Dallwitzer Weges. Neben dem Radwegneubau wurde der Kreuzungsbereich sowie die Haltestellenbereiche neugestaltet. Die Baukosten belaufen sich auf rund eine Million Euro.
Genehmigung dauert zu lang
"Immer mehr Menschen steigen um aufs Rad. Dies setzt die dafür notwendige und sichere Infrastruktur voraus", so Dulig. "Allerdings sind Fuß- und Radwege nicht im gleichen Maße gewachsen wie das Straßennetz für den Autoverkehr. Dies gilt es jetzt schrittweise zu korrigieren. Ein Hindernis stellen dabei die unverhältnismäßig langen Planungs- und Genehmigungszeiträume dar. Hier sehe ich den Bund als Gesetzgeber in der Verantwortung."
In Sachsen gibt es knapp 1.900 Kilometer straßenbegleitende Radwege an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Viele weitere Vorhaben sind in der Planung, im Genehmigungsverfahren oder im Bau. Damit bereits vollendete Projekte ihre volle Netzwirkung entwickeln können, haben Lückenschlussvorhaben höchste Priorität. Darauf hofft auch Bürgermeisterin Gajewi.
Für den Lückenschluss im Radweg zwischen Lenz und Zschauitz liegt nach Informationen des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) seit April 2024 der Planfeststellungsbeschluss vor. Derzeit werden hierfür die Ausführungsplanungen erstellt sowie Grunderwerbsverhandlungen geführt. Auch in Richtung Großdobritz – in südlicher Fortsetzung des fertiggestellten Abschnittes - laufen die Planungen für den Anbau eines Radweges. Hier stehen die Planungen jedoch erst am Anfang. Die Variantenuntersuchung dafür soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein.