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Sachsens Ministerpräsident kritisiert in Großenhain extra strenge Regeln für deutsche Landwirte

Michael Kretschmer besuchte am Samstagabend den renommierten Geflügelhof. Und machte keinen Hehl daraus, dass mit ihm zu rechnen ist.

Von Catharina Karlshaus
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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte am Samstagabend den Großenhainer Geflügelhof, auf den Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer zum Sommerfest geladen hatte.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte am Samstagabend den Großenhainer Geflügelhof, auf den Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer zum Sommerfest geladen hatte. © Norbert Millauer

Großenhain. Mit Federvieh kennt er sich bestens aus. Und auch in dieser Region des Landkreises Meißen. Seit Jahren kauft Sachsens Ministerpräsident - in traditioneller Begleitung von Sächsische.de - ein paar Tage vorm Fest die Weihnachtsgans im Hofgut Kaltenbach in Welxande.

Am Samstagabend machten Michael Kretschmer bei hochsommerlichen Temperaturen nun gleich tausende gefiederte Mitarbeiterinnen die gackernde Aufwartung. CDU-Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer hatte zum Sommerfest in den Großenhainer Geflügelhof eingeladen, welcher als Domizil für Gespräche und Beisammensein auch gern dafür zur Verfügung gestellt worden ist.

Tierhalter und Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand

Denn Christian Riedel, langjähriger Geschäftsführer des Großenhainer Geflügelhofs und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Sachsen macht keinen Hehl daraus, dass er auf ein erfolgreiches Abschneiden der CDU bei der kommenden Landtagswahl am 1. September hoffe. „So kann und darf es einfach nicht mehr weitergehen! Die Tierhalter und die Landwirtschaft stehen angesichts der desaströsen Politik der Bundesregierung mit dem Rücken zur Wand“, kritisiert der 72-Jährige.

In einem Interview hatte er bereits seinerzeit bereits das seit Anfang 2022 geltende Tötungsverbot für männliche Kühen als ein absolutes Desaster für Mensch, Wirtschaft und Tiere aufs schärfste verurteilt. Während die Nation mit Bildern flauschiger Küken im Kopf begeistert Beifall klatsche, verweist der Großenhainer Experte auf die gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen. Der deutsche Alleingang habe das Wettbewerbsrecht ausgehebelt, was das wirtschaftliche Aus für deutsche Brütereien bedeute. Die Folgen wären deutlich spürbar. Habe es vormals 38 in Deutschland gegeben, wären schon vor zwei Jahren nur noch 17 auf dem Markt gewesen und nun schließlich lediglich sieben.

Bundesregierung: Billig-Importe aus dem Ausland

Und damit nicht genug. Eingedenk der bürokratischen Hemmnisse, zig Verordnungen sowie stetig steigenden Kosten werde das finanzielle Durchhalten für Landwirte mehr und mehr zum kräftezehrenden Kraftakt. „Der Markt fordert von den deutschen Geflügelhaltern mehr Geflügelfleisch und Eier, gehobene Tierwohlstandards und regionale oder zumindest bundesdeutsche Produktion zu erschwinglichen Preisen. Aber die Agrar- und Umweltpolitik des Bundes setzt voll auf vegane Ernährung, Bio-Produkte und ohne Abschätzung der Folgen auf hoch gesetzte Tierwohlstandards, während man gleichzeitig Billig-Importe aus dem Ausland favorisiert“, gibt Christian Riedel zu bedenken. Eine Politik der grünen Utopie, die voll an den Verbrauchern und den Praktikern in der Landwirtschaft vorbei regiere.

Und nach getaner Arbeit einen Eierlikör: Geflügelexperte Christian Riedel mit Michael Kretschmer und Sebastian Fischer.
Und nach getaner Arbeit einen Eierlikör: Geflügelexperte Christian Riedel mit Michael Kretschmer und Sebastian Fischer. © Norbert Millauer
Zwei, die sich lange kennen und schätzen: CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Zwei, die sich lange kennen und schätzen: CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. © Norbert Millauer

Schelte, die für Sebastian Fischer Wasser auf die ländlichen Mühlen zu sein scheint. Der im Priestewitzer Ortsteil Gävernitz ansässige Abgeordnete, ist die in den letzten Monaten viel diskutierte Streichung der Subventionen ein Dorn im Auge. Eine große Ungerechtigkeit seiner Meinung nach, angesichts der harten Arbeit, welche die Landwirte Tag für Tag verrichteten. „Die vor allem grüne Politik vernachlässigt angesichts der rücksichtslosen Durchsetzung von theoretisch gut lesbaren Parteiprogrammen die Praxis. Dabei handelt es sich bei der Landwirtschaft um eine der wichtigsten Zukunftsbranchen“, argumentiert Sebastian Fischer. Ohne die Bauern gebe es nun mal kein Brot, kein Fleisch, kein Bier und - keine Eier.

Ausgerechnet in Deutschland härtere Regeln

Verarbeitet hat der renommierte Großenhainer Geflügelhof diese etwa in hauseigenem Eierlikör. Und stoße schon mal gern, so Geschäftsführer Fabian Riedel, zu besonderen Gelegenheiten damit an. Für Michael Kretschmer nach einem langen Tag unterwegs im Freistaat sichtlich ein kleines Schmeckerchen. "Denn seien wir mal ehrlich, wer würde in Dresden und Umgebung überhaupt auf die Idee kommen, keine Eier aus Großenhain zu kaufen", warb er lachend für das Produkt, welches gewissermaßen vor der eigenen Haustür produziert werde. Mit all den strengen Bandagen, welche ausgerechnet die Bundesregierung den Landwirten auferlege. Angesichts dessen, dass man die Europäische Union einst geschaffen habe, um nach einheitlichen Wettbewerbsregelungen zu verfahren, sei es überaus bitter, wenn ausgerechnet Deutschland den eigenen Bauern immer mehr und härtere Regularien als in anderen Ländern üblich auferlege.

"Insofern treten wir in Sachsen dafür an und ein, im Freistaat wieder mehr in Eigenverantwortung und Freiheit gestalten zu können. Um dies auch ab 2. September tun zu können, bedarf es aber der Unterstützung jedes Einzelnen", betonte Michael Kretschmer. Und machte wortreich deutlich, was das Ziel aller Bemühungen sei: die Weihnachtsgans auch in diesem Jahr wieder in Welxande abzuholen. Als Familienvater, Hobbykoch und - sächsischer Ministerpräsident.