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WM-Held von 1974 kommt zum Schönfelder Fußballabend

Jürgen Sparwasser markierte das wohl bekannteste Tor einer DDR-Nationalmannschaft. Trotzdem ist er danach auf dem Boden geblieben.

Von Thomas Riemer
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Der ehemalige DDR-Nationalspieler Jürgen Sparwasser wird als nächster prominenter Fußballspieler in Schönfeld zu Gast sein.
Der ehemalige DDR-Nationalspieler Jürgen Sparwasser wird als nächster prominenter Fußballspieler in Schönfeld zu Gast sein. © Agentur

Schönfeld. Am Abend des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, das die BRD gegen die Niederlande mit 2:1 gewann, erhielt ein DDR-Kicker ein Telegramm aus dem Westen. „Spari, wir danken Dir“, hieß es darin.

Schulterzucken? Hier die Aufklärung: Jürgen Sparwasser aus Magdeburg hatte ein paar Tage zuvor den Treffer zum 1:0-Erfolg der DDR gegen den späteren Weltmeister erzielt. Damit, so die auch heute noch einhellige Meinung, verhalf er Westdeutschland als Gruppenzweiter in die vermeintlich leichtere Zwischenrunden-Gruppe der WM. Statt Holland, Brasilien und Argentinien hießen die Kontrahenten dort Schweden, Polen und Jugoslawien.

Fußballabend Schloss Schönfeld: 19. September, Beginn 19 Uhr, Eintritt 13 Euro

War also ausgerechnet Jürgen Sparwasser mit seinem legendären Tor in Hamburg der „Dosenöffner“ für den WM-Titel der Bundesrepublik? In jedem Fall wurde er in seiner Heimat gefeiert, nachdem er die Flanke von Erich Hamann verwertet hatte. Doch Jürgen Sparwasser, heute 76 Jahre alt, mag nicht mehr darüber sprechen, was am 22. Juni 1974 in Hamburg geschehen ist. „Ich bin zwar derjenige, der gegen die BRD den Ball reingemacht hat, aber es gehören immer zehn Mitspieler dazu. Wenn man diesen Spielzug sieht, muss ich heute noch sagen: Besser kann man es als ein Team nicht machen“, sagte er mal.

Wahrscheinlich hat er damit ja recht. Denn es war längst nicht der einzige fußballerische Glanzpunkt, den der gebürtige Halberstädter erlebte. Für seinen Heimatverein 1. FC Magdeburg schoss „Spari“ 173 Pflichtspieltore. Drei Meisterschaften und vier Pokalsiege in den 1970ern sprangen auch dank seiner Tore heraus, es war die größte Zeit des FCM. 1972 gewann er in München Olympia-Bronze. Für die DDR traf er in 53 Einsätzen 15-mal.

Als "Republikflüchtling" in die Schlagzeilen

1979 musste er seine Karriere als aktiver Fußballer wegen eines Hüftleidens beenden. Doch noch zu DDR-Zeiten geriet er wieder in die Schlagzeilen. Als „Republikflüchtling“. Anfang 1988 war das. Ein Grund: Die damalige DDR wollte Sparwasser, der nach der Karriere Dozent für Sport an einer Pädagogischen Hochschule war, unbedingt vereinnahmen. Er sollte Trainer seines 1. FC Magdeburg werden und damit in quasi offizieller Funktion auch Vertreter des SED-Staates. Doch Jürgen Sparwasser ging darauf nicht ein.

Hessen wurde seine neue Heimat. Er wurde Co-Trainer von Kalli Feldkamp bei Eintracht Frankfurt, nach dessen Entlassung machte er sich selbstständig und trainierte für 54 Spiele zwischen August 1990 und November 1991 den Zweitligisten Darmstadt 98. Doch Jürgen Sparwasser merkte schnell, dass ihm das Profigeschäft im Westen nicht behagte. Immerhin wurde er 1997 Präsident der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV). Das Amt übte er bis 1999 aus und betätigte sich später als Spielerberater.

Nun also kommt Jürgen Sparwasser ins beschauliche sächsische Schönfeld. Dort wird er sich am 19. September den Fragen von Moderator Uwe Karte stellen. Hans-Joachim Weigel, Schönfelds Altbürgermeister und „Erfinder“ des Fußballabends, ist damit der nächste Coup gelungen, nachdem im August Vorlagengeber Erich Hamann im Schloss Rede und Antwort stand. Jürgen Sparwasser wird wahrscheinlich nicht umhinkommen, über jene legendäre Situation von 1974 zu erzählen, obwohl er das eigentlich gar nicht mehr will.