Sport
Merken

Corona-Pause? „Eine Wertung der Saison wäre wichtig“

In der Fußball-Landesliga hat Trainer Steve Dieske mit dem Großenhainer FV 1990 im ersten Drittel der Meisterschaft überzeugt. Ein Interview mit dem 41-Jährigen.

 5 Min.
Teilen
Folgen
Immer engagiert bei der Sache: GFV-Trainer Steve Dieske.
Immer engagiert bei der Sache: GFV-Trainer Steve Dieske. © Matthias Kost

Großenhain. Beim Fußball-Landesligisten Großenhainer FV blicken die Verantwortlichen zufrieden auf die ersten elf Spieltage der Fußball-Landesliga zurück. Mit drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SC Freital rangiert die Mannschaft von Cheftrainer Steve Dieske (41), der seine Spieler-Laufbahn bereits mit 28 aufgrund einer Kreuzbandverletzung beendete und seit dem 1. Juli 2020 beim GFV im Amt ist, auf einem hervorragenden zweiten Platz.

Herr Dieske, Ihre Mannschaft steht auf einem Podestplatz, obwohl die Spieler-Ausfälle zeitweise in den zweistelligen Bereich gingen. Überrascht?

Wir hatten unseren Kader bewusst breiter aufgestellt. Uns war klar, dass nach der langen Zeit ohne fußball-spezifische Bewegungen Probleme auftreten können. Uns hat es dann heftig erwischt, etliche Jungs hatten aufgrund der Trainings- und Spielbelastung muskuläre Probleme. Beispielsweise konnte unser Neuzugang Tim Baumann noch kein Pflichtspiel absolvieren. Wir mussten improvisieren, haben aber über den Team-Spirit viel wettgemacht. Für mich persönlich kommt es daher nicht überraschend, dass wir auf einem Podestplatz stehen.

Trainer haben immer etwas zu kritisieren, heißt es. Wie ist das bei Ihnen?

Ich denke, es die Pflicht jedes Trainers, zu schauen, was es zu verbessern gibt, auch wenn es in der Trainingswoche oder im Spiel sehr gut läuft. Ansonsten würde man uns ja gar nicht brauchen. Wir haben den Spielstil beim GFV in den letzten zwei Jahren deutlich verändert, spielen wenig lange Bälle, haben einen Offensivgeist entwickelt. Das brauchte seine Zeit, zumal wir ja viele neue Spieler im Sommer dazubekommen haben. Insofern bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden.

Gab es Mannschaften, die Sie bisher überrascht haben?

Man darf nicht nur die Tabellenbilder der Vorsaison zum Vergleich heranziehen. Oft verändert sich der Kader erheblich, kommt ein neuer Trainer mit einer anderen Philosophie oder es gibt eine neue Ausrichtung im Verein. Das alles muss ich bei einer Bewertung berücksichtigen. Zum Beispiel gab es in Mittweida einen Trainerwechsel, sind einige wichtige Spieler als Säulen weggebrochen und plötzlich stehst du in dieser engen Liga ganz unten. Daher möchte ich mir nicht anmaßen zu sagen, wer mich positiv oder negativ überrascht hat.

Insgesamt sind 28 Punktspiele pro Team vorgesehen. Bei einem Abbruch könnte schon nach dem 15. Spieltag gewertet werden. Was halten Sie davon?

Es wäre sensationell, wenn wir endlich wieder eine komplette Serie spielen könnten. Sollte das nicht funktionieren, wäre es wichtig, wenigstens die Hinrunde mit 19 Spielen hinzubekommen. Dann hätten wir gegen jede Mannschaft einmal gespielt und eine Wertigkeit wäre gegeben. So oder so wäre eine Wertung der Saison aus meiner Sicht sehr wichtig.

Wie läuft es mit den Neuzugängen?

Wir haben etliche neue Spieler dazu geholt und damit auch verschiedene Charaktere. Ein Stefan Höer und ein Eric Prentki haben schon ein paar Fußballjahre auf dem Buckel. Ein Tim Baumann kann auf dem Platz als eine Art Lautsprecher fungieren, ein Felix Hennig war ein Wunschspieler von mir, ist eine absolute Bereicherung. Talentierte Jungs wie Hartung, Neumann, Scharfe oder Nufer wollen und werden ihre ersten Spuren im Männerbereich bei uns vertiefen. Diesen gut zusammengestellten Kader gilt es die nächsten Jahre kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Wie schätzen Sie die Nachwuchsarbeit beim GFV ein?

Der GFV ist sein sehr familiärer Verein, der auch davon lebt, dass ein gewisser Wohlfühlfaktor vorhanden ist. Hier wird viel Wert auf die Nachwuchsarbeit gelegt, die Großfeld-Mannschaften sind alle auf Landesebene unterwegs. Die Jahrgänge sind gut besetzt, die Trainer und Übungsleiter sehr engagiert. Ich denke, man kann mit der Nachwuchsarbeit sehr zufrieden und stolz auf diese sein.

Sie sind Vater, Ihr Sohnemann Pepe spielt Fußball. Wie fällt das Urteil des Trainers aus?

Eine schwierige Frage, wobei ich sicher den Vorteil habe, als Trainer etwas objektiver antworten zu können. Manchmal ist diese Konstellation aber auch Segen und Fluch zugleich. Bei uns zu Hause dreht sich fast alles um das runde Leder. Meine Frau ist - soweit möglich - immer dabei. Auch mein Sohn fühlt sich, wie sein Vater damals, im Offensivbereich sehr wohl, hat einen guten Torinstinkt. Für seine F-Jugend-Mannschaft, die noch kein Spiel verloren hat, erzielte er bisher mehr als 20 Tore. Wir als Eltern unterstützen ihn beim Sport in jeder Beziehung. Der Spaß steht im Vordergrund, aber wie fast jeder Junge in seinem Alter möchte er Fußball-Profi werden.

Wie stehen Sie zum SFV-Vorstandsbeschluss?

Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Ich möchte keine politischen Statements abgeben. Für mich ist es wichtig, dass der Amateursport - und damit meine ich nicht nur den Fußball - so bewertet wird, dass das ein ganz wichtiges Element unserer Gesellschaft ist. Für Jung und Alt. Unabhängig davon, in welcher Situation wir uns befinden, sollte man nicht gleich alles ausschließen, sondern Mittel und Wege finden, den Sport zu erhalten. Das Schlimmste wäre, wenn wir wieder in eine völlige Leere fallen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz