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Was Großenhains bester Neuzugang über den Landesliga-Spitzenreiter sagt

In der Fußball-Landesliga müht sich der Großenhainer FV zu einem 1:0 bei Rapid Chemnitz. Das reicht, um die Tabellenführung zu übernehmen. Hier Neuzugang Franz Voigt im Interview.

Von Thomas Riemer
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Der Neu-Großenhainer Franz Voigt (22) ist mit 1,95 m der Längste im Team.
Der Neu-Großenhainer Franz Voigt (22) ist mit 1,95 m der Längste im Team. © Matthias Kost

Großenhain. Der Radebeuler BC hat in der Landesliga beim 0:3 in Markranstädt seine zweite Saisonniederlage erlitten und fällt damit auf den neunten Tabellenplatz zurück.

Ganz vorn steht seit Sonntag der Großenhainer FV dank eines Last-Minute-Erfolges bei Rapid Chemnitz. Vier Liga- und zwei Pokaltore hat im Saisonverlauf Neuzugang Franz Voigt für den GFV beigesteuert. Wie er sich und den Verein sieht, hat er im SZ-Gespräch erzählt.

Franz, GFV-Präsident Andreas Vogel hat bei Deiner Vorstellung gesagt: „Ich freue mich auf den Jungen. Er passt zur Mannschaft.“ Jetzt bist Du etwa ein Vierteljahr hier. Wie siehst Du es: Passt Du zur Mannschaft?

Ja. Ich sehe es so, dass wir beim Training und beim Spiel eine gute Stimmung haben. Es macht viel Spaß, mit den Jungs zu spielen. Ich wurde auch sehr gut aufgenommen. Ich hab mich von Anfang an wohlgefühlt und kann sagen, dass wir als Mannschaft schon die ersten Schritte gemacht haben, um zusammenzuwachsen.

Spielt für Dich eine Rolle, dass Du mit 1,95 Meter der Größte im Team bist?

Den Spitznamen „Langer“ hab ich gefühlt seit dem ersten Tag. Damit kann ich aber gut leben.

Du bist über Hochkirch nach Bautzen und jetzt nach Großenhain gekommen. Bei Budissa hattest Du 32 Pflichtspiele mit einem Tor, in Großenhain sind es nach neun Spielen sechs Treffer. Ist der GFV also der Quantensprung, den Du Dir mit dem Wechsel erhofft hast?

In Bautzen war es schon etwas anders, immer als Joker zu kommen. Wenn man mehr Einsätze hat, ist das schon etwas anderes. Beim GFV bin ich bis jetzt zufrieden, wie es angelaufen ist – dass ich mich weiterentwickeln kann, mit meinen Toren der Mannschaft weiterhelfen kann.

Wie ist es zu dem Wechsel von Budissa Bautzen nach Großenhain gekommen? Ist der GFV auf Dich zugekommen, oder warst Du mit der Jokerrolle bei Budissa nicht mehr zufrieden?

Beides. Ich war natürlich nicht zufrieden. Letztlich spielte da auch Budissas Co-Trainer Torsten Marx mit, der ja lange beim GFV aktiv war und mir gesagt hat, dass Großenhain für mich ein guter Verein wäre. Dann gab es die ersten Gespräche, und mir war relativ schnell klar, dass ich hier spielen möchte.

Wie löst Du das logistisch?

Das ist kein großes Problem. Ich wohne und studiere in Dresden, die Fahrzeit ist sogar etwas kürzer im Vergleich zu Bautzen. Wir haben eine Fahrgemeinschaft mit anderen Spielern. Es hat sich diesbezüglich nicht viel verändert.

Zur aktuellen Saison: Der GFV hat relativ stark begonnen, Du hast mit Deinen Toren in Liga und Pokal dazu beigetragen. Derzeit herrscht eine Art „Ladehemmung“… Wo siehst Du die Gründe, wie geht Ihr als Mannschaft damit um?

Es stimmt auf jeden Fall, dass wir mit den letzten Spielen nicht zufrieden waren. Als Mannschaftskollektiv haben wir uns am Dienstag deshalb im Kreis aufgestellt, in dem jeder seine Meinung sagen konnte. Das war ein erster Schritt. Wir wollen jetzt durch gezielte Trainingseinheiten wieder mehr Offensivdrang und Spielspaß bekommen. Das hat meiner Meinung nach zuletzt ein bissel gefehlt. Wir waren schnell verkrampft, weil wir vielleicht nicht frühzeitig ein Tor geschossen haben. Wir müssen wieder gezielter und gekonnter nach vorn spielen. Es muss wieder mehr Kreativität nach vorn kommen. Dann können wir uns schnell von der kleinen Phase, in der es grad nicht so gut läuft, erholen.

Du bist klassischer Mittelstürmer. Bei Deiner Größe: Warum bist Du nicht Torhüter geworden?

Torwart hat mich nicht gereizt. Ich wollte immer den Ball mehr am Fuß haben als ein Keeper. In der Jugend hab ich noch relativ zentral im Mittelfeld gespielt. Aber wohl auch wegen meiner Größe wurde ich von den jeweiligen Trainern relativ schnell in den Sturm gesetzt.

Bist Du ein trainingsfauler Typ oder ein Trainingsweltmeister?

Ein Mittelding, würde ich sagen. Ich komme sehr gern zum Training, es macht super viel Spaß. Vor allem die kleinen Spielformen, wo man auf engem Raum viel agieren muss. Ich kann mich da voll reinbeißen.

Wo siehst Du Deine Stärken, wo Deine Schwächen?

Stärken sehe ich, dass ich einen guten Abschluss habe und auf dem Platz Dinge mache, die nicht jeder unbedingt erwartet und für Verteidiger unberechenbar sind. Als Schwäche würde ich im Moment sehen, dass ich zweikampfstärker werden und noch mehr Bälle „festmachen“ muss. Das ist für einen Stürmer enorm wichtig.

Von einem 1,95-Meter-Mann erwartet man Kopfballtore. Momentan wird der Eindruck erweckt, dass Du Dich stattdessen zu oft in Zweikämpfe verbeißt…

Das ist ein Punkt, wo ich noch mehr Erfahrung brauche, was das Verhalten gegenüber dem jeweiligen Verteidiger angeht. Da fehlt mir einfach noch ein bissel die Abgezocktheit. Wenn ich mich dem stelle, werde ich auch vorn mehr Kopfbälle gewinnen. Ja, daran arbeite ich.

Dein Vertrag läuft ein Jahr...

Die Option, zu verlängern, ist da. Aber erstmal habe ich nur diese Saison im Blick, weil ich nächstes Jahr meinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaft fertig machen will und dann schauen muss, wie es weitergeht. Ich werde sehen, wie sich das dann mit dem Fußball verträgt.

Und was, wenn Großenhain am Ende der Saison in der Landesliga ganz oben steht? Ist Oberliga für Dich ein Grund zu sagen, ich bleibe auf jeden Fall?

Für mich als Spieler ist es immer so, dass ich das maximal Mögliche – in welcher Spielklasse auch immer – spielen will. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, Oberliga zu spielen, würde ich das unbedingt machen. Ob das mit Großenhain klappt, weiß niemand – und deshalb gilt mein Fokus erstmal der aktuellen Saison.