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Geht Tierschutzpreis nach Blattersleben?

Der von Simone Staatz vor einem Jahr begründete Gnadenhof ist für die namhafte bundesweite Auszeichnung nominiert. Und braucht jetzt jede Stimme.

Von Catharina Karlshaus
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Das Engagement liegt in der Familie: Simone Staatz mit ihrer 13-jährigen Tochter Elena, die sich um Neuzugang Piegus kümmert. Beide hoffen sehr auf Unterstützung für die bundesweite Auszeichnung.
Das Engagement liegt in der Familie: Simone Staatz mit ihrer 13-jährigen Tochter Elena, die sich um Neuzugang Piegus kümmert. Beide hoffen sehr auf Unterstützung für die bundesweite Auszeichnung. © Kristin Richter

Blattersleben. Die erste Hürde ist genommen: denn sie steht wirklich drin. In der Ende vergangener Woche erschienenen Zeitschrift „Funk Uhr“ prangt wirklich das Foto von Simone Staatz mit einem ihrer grunzenden Schützlinge unübersehbar von der Doppelseite. Inmitten der fünf Kandidaten, die sich deutschlandweit alle ehrenamtlich für den Tierschutz engagieren, geht die sympathische Altenpflegerin aus dem Priestewitzer Ortsteil Blattersleben als Nummer 2 an den Start. Und hofft verständlicherweise auf jede Stimme. „Wir würden uns sehr über diese Anerkennung freuen, und könnten das Geld so gut gebrauchen“, bekennt Simone Staatz und lacht.

Tatsächlich ist die Aktion des Deutschen Tierschutzbundes gemeinsam mit namhaften Partnern mit einer finanziellen Würdigung in Höhe von 6.000 bis 1.000 Euro verbunden. Eine jeweilige Summe, welche die ehrenamtlich tätige 50-Jährige vielfältig verwenden könnte. Seit Sommer vergangenen Jahres betreibt die dreifache Mutter auf ihrem Grundstück gewissermaßen eine Wohngemeinschaft für tierische Alte auf dem idyllischen Land. Gleich nun, ob Enten, Hühner, Pferde, Hunde oder Schweine. All jene, die von ihren bisherigen Besitzen aufgrund ihrer stattlichen Lebensjahre einfach verstoßen oder letztlich sogar mit der Tötung bedroht wurden, haben bei Simone Staatz ein sicheres und vor allem liebevolles Zuhause gefunden. „Die Tiere haben alle eine ganz unterschiedliche Herkunft und ihre eigenen Geschichten! Während die Enten und Hühner in ihrem ursprünglichen Zuhause nicht mehr versorgt werden konnten, wohnten die Schweine-Geschwister Pfötchen und Rambo in einer Reihenhaussiedlung in Essen, die sich aber doch als ungeeigneter Platz für sie erwiesen hat“, erzählt Simone Staatz.

In Diesbar-Seußlitz aufgewachsen, wäre ihr die Hinwendung und die Liebe zu allem, was Fell oder Federn hat, gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Und auch, wenn sie den ursprünglich erlernten Beruf einer Tierpflegerin durch die politische Wende bedingt schließlich doch nicht mehr ausübe, sei die einstige Leidenschaft nie ganz verflogen. Im Gegenteil! Mit viel Geduld, einer großen Portion Einfühlungsvermögen und nicht zuletzt großem finanziellen Aufwand kümmert sich Simone Staatz nun gemeinsam mit ihrer Familie um jene, die weggeworfen, ausrangiert, misshandelt oder naturgemäß eben nur gealtert sind. Nicht alle Pensionsgäste würden dabei zu ständigen Bewohnern. Einige wie Hasen, Schildkröten, Schafe oder auch erst kürzlich ein gehbehindertes Mufflon finden durch die engagierte Vermittlung letztlich doch wieder ein neues Zuhause.

Andere - wie Wallach Piegus und Minipferd Drops aus Polen - verbleiben schließlich doch in der aufopferungsvollen Obhut der Blatterslebener Gemeinschaft. Erst seit gut zwei Wochen lernt das nur 68 Zentimeter hohe Tier was es heißt, behütet und doch in Freiheit auf saftigen Wiesen zu grasen. "Wir hatten erst angenommen, dass es ein Babypferd ist, bis uns der Tierarzt damit überraschte, dass es ein bereits ausgewachsenes Pony im Alter zwischen drei und vier Jahren ist", erzählt Simone Staatz. Nicht zuletzt aufgrund seiner Größe wohl schlecht vom vormaligen Besitzer behandelt, bedürfe es nun ganz viel Zuwendung und Ruhe, es an geregelte Mahlzeiten, Luft und Sonne zu gewöhnen.

Während Tiere wie Drops sozusagen ungerufen zu Simone Staatz kommen, ist die sympathische Frau gerade selbst auf der Suche. Ein Fuchs habe sich leider gütlich getan an den Entendamen, übrig wäre nach dem erstmaligen nächtlichen Festmahl dieser Art bedauerlicherweise nur Erpelmann Erwin. Wer also eine gefiederte Dame abzugeben habe, solle sich doch bitte unbedingt auf dem inzwischen über die Grenzen des Meißner Landkreis bekannten Gnadenhof in Blattersleben melden.

Einer, dessen Besitzer dieser Tage auf die Unterstützung durch Mitstreiter, Freunde, Bekannte, Unterstützer und Tierschützer der Region hoffen. Bis zum 9. September darf auf dem traditionellen Postweg oder per E-Mail abgestimmt werden, bevor die Auszeichnung dann am 18. Oktober verliehen wird. "Wir brauchen jetzt selbst einmal Hilfe und bitten deshalb inständig darum, für uns zu stimmen! Unseren Tieren würde die Gewinnsumme in jeder Hinsicht zugute kommen, das können wir garantieren", sagt Simone Staatz.

Wer den Blatterslebener Gnadenhof und das Engagement von Familie Staatz unterstützen möchte, schreibt bitte an Funk Uhr, Kennwort "Deutscher Tierschutzpreis 2021", Rotweg8, 76532 Baden-Baden oder per E-Mail an: [email protected] mit der Tierschutz-Engel-Nummer 2.

Auf Freiersfüßen: Nachdem der Fuchs in einer Nacht-und Nebelaktion seine gefiederten Damen vertilgt hat, ist Erpel Erwin ganz allein. Wer eine Ente abzugeben hat, bitte auf dem Hof melden!
Auf Freiersfüßen: Nachdem der Fuchs in einer Nacht-und Nebelaktion seine gefiederten Damen vertilgt hat, ist Erpel Erwin ganz allein. Wer eine Ente abzugeben hat, bitte auf dem Hof melden! © Kristin Richter