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Bäckerei Große ist wieder geöffnet

Weil Bäckermeister Thomas Große an Krebs erkrankt war, musste sie lange schließen. Geheilt und lebensfroh geht er jetzt wieder ans Werk.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Großenhain. Sie wurden sehr vermisst: Thomas Große, seine Mutter Ruth und natürlich ihre Brötchen. Das haben viele Großenhainer sie liebevoll spüren lassen. Sie brachten in dieser Woche Blumen und herzliche Wünsche zum Wiedereröffnung der Bäckerei Große mit. Es gibt kaum noch Vasen im Haus für als die vielen Sträuße. „Alle haben an uns gedacht, die Nachbarn und die Kundschaft“, sagt Ruth Große. „Ich bin einfach nur überwältigt.“

Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als ob die älteste Bäckerei Großenhains jemals wieder geöffnet werden kann. Denn vor etwa anderthalb Jahren erhielt Thomas Große die Diagnose Darmkrebs. „Das war eine ganz schwierige Zeit“, erinnert sich die 82-jährige Ruth Große. Natürlich auch für eine Mutter. Immerhin musste ihr jüngstes von drei Kindern zwölf Chemotherapien über sich ergehen lassen. Auch wenn Thomas Große mittlerweile 49 Jahre alt ist, aber ein Sohn bleibt ein Sohn, den man keinesfalls verlieren will.

„Ich hätte in dieser Zeit am liebsten weitergearbeitet“, erzählt der Bäckermeister. „Aber ich hatte keine Kraft dazu.“ Er habe im Krankenhaus viele Menschen, die an Krebs leiden gesehen. „Im Vergleich dazu habe ich Glück gehabt“, sagt er.

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebsart. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 60 000 Menschen daran, meist im höheren Alter ab 70 Jahre. Wenn der Darmkrebs früh erkannt wird, liegen die Heilungschancen bei mehr als 90 Prozent der Patienten. Auch Thomas Große hofft, dass er diese heimtückische Krankheit überstanden hat.

Seit einiger Zeit kann er es wieder genießen, durch die Großenhainer Innenstadt spazieren zu gehen. „Immer wieder haben mich Leute gefragt, wann es denn wieder losgeht“, erzählt Thomas Große. Nun war es so weit. Vorige Woche gestaltete er liebevoll die Schaufenster mit Plätzchen, Brot und Reformationsbrötchen. Und am Donnerstag konnten er und seine Mutter ihre Kundschaft in der schmucken Verkaufsstube begrüßen. Nach anderthalb Jahren endlich wieder Großes Brötchen zum Frühstück. Diesen Genuss ließen sich viele Großenhainer nicht entgehen. „Das war schon ein Andrang“, ist Thomas Große begeistert.

Er hat das Bäckerhandwerk von seinem leider viel zu früh verstorbenen Vater Wolfgang erlernt. Früher hatte das kleine Familienunternehmen, das 1868 gegründet wurde und nächstes Jahr sein 150. Jubiläum feiert, noch zwei Gesellen. Jetzt sind Ruth und Thomas Große auf sich allein gestellt. „Es will ja niemand mehr Bäcker werden“, sagt der 49-Jährige. Aber er selbst genießt es wieder, früh um drei aufzustehen und nach dem Frühstück in die Bäckerstube zu gehen, um Teig einzumachen und den Backofen anzuheizen. „Das ist mit Sicherheit der älteste Backofen der Stadt“, sagt Thomas Große stolz. Nach der überstandenen Krebserkrankung möchte er aber nicht mehr durchrackern, um nicht einen Rückfall zu riskieren. Deshalb habe er beschlossen, die Backstube nur donnerstags bis sonnabends zu öffnen. „Genau so, dass es zum Leben reicht“, sagt Thomas Große. Damit sei er vollauf zufrieden.