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Großer Auftritt für Böhmischen Strunk

Bei einer Tauschbörse im Bautzener Mehrgenerationenhaus werden am Sonntag seltene Sämereien und alte Bautzener Züchtungen angeboten.

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© Saatgutbörse

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Im Moment zeichnet der Frost noch Eisblumen auf die Scheiben. Die ersten Schneeglöckchen ducken sich in der Kälte auf der Wiese. Doch die Hobby-Gärtner stehen schon in den Startlöchern. An frostfreien Tagen verpassen sie ihren Obstbäumen und Hecken den richtigen Schnitt. Die Beetplanung läuft parallel auf Hochtouren. Passt der Salat neben die Tomaten? Ist für den Porree noch neben den Bohnen Platz?

Doch bevor die Pflanzen in die Erde kommen, braucht es Sämereien. Bei der 7. Saatguttauschbörse am Sonntag im Mehrgenerationenhaus in Gesundbrunnen kommen Entdecker alter Sorten auf ihre Kosten. „Wir erwarten viele, die Sämereien aus ihren Gärten mitbringen und gegen eine andere Sorte weitergeben. Wichtig ist, dass es keine Hybriden aus dem Baumarkt sind“, sagt Organisator Matthias Berger.

Der Bautzener Mediziner ist Mitglied im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN). Deren Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, alte Sorten zu retten gegen das genveränderte Einerlei im Beet. Denn mit der Weitergabe seltener Obst-, Gemüse- und Blumensorten sorgen sie dafür, dass vergessene Kulturpflanzen in die Beete zurückkehren können, wie zum Beispiel der Böhmische Strunk – ein Kohlrabi –, die Bautzener Kastengurke und Bautzener Dauerkopf. „In einer amerikanischen Gendatenbank haben wir diesen vergessenen Salat wiedergefunden“, sagt Matthias Berger. Die Bautzener Kastengurke, ein vergessener Einleger, musste nicht ganz so weit reisen. Sie fand der Verein in einer Gendatenbank in Gatersleben.

Robuste Züchtungen

Sowohl die Kastengurke als auch den Dauerkopf könnte man als robust bezeichnen. Der Salatkopf von der Spree mag es am liebsten frisch, ansonsten steht er bescheiden im Beet und schießt nicht so schnell ins Kraut. Der Bautzener Gärtnermeister Oskar Röpke züchtet 1925 die ersten dieser Art. 40 Jahre später verschwindet die Pflanze aus den Gärten. Seine Enkeltochter, Birgit Denecke-Friedrich, hat sie zurück in ihre Gärtnerei auf der Wilthener Straße geholt. „Das Saatgut ist schon da, im März wird es ausgesät. Das ist ein guter Rückkehrer“, sagt sie und freut sich, dass auch die Kunden zufrieden sind.

„Die Pflanzen schmecken aromatischer und reichhaltiger und vererben ihre Angepasstheit an die nächste Generation“, sagt Matthias Berger. Bei der Saatgutbörse am Sonntag werden auch Samen für Tomaten, Bohnen und allerlei Blumen über den Tisch gehen. Hobbygärtner sollten sich aber noch einen zweiten Termin merken: Am 3. März findet zum ersten Mal im Kirchgemeindehaus in Großpostwitz eine Saatguttauschbörse statt.

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Saatguttauschbörse in Bautzen: am 11. Februar, 14 bis 16 Uhr, im Mehrgenerationenhaus in Gesundbrunnen, Otto-Nagel-Straße 3