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Großer Bahnhof im Bahnhof

Weltbasar. Die Reisein 80 Tagen um die Welthauchte dem Görlitzer Bahnhof ungeahntesLeben ein.

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Es ist kurz vor zehn Uhr am Sonnabendmorgen. In der Görlitzer Bahnhofshalle herrscht reges Treiben. Händler geben ihren Ständen den letzten Schliff, Weltbasar-Organisatorin Birgit Beltle läuft eilig umher, um da und dort zu helfen. Sie findet kaum Zeit, sich ähnlich den Händlern historisch zu kostümieren.

Mittendrin eine große Gruppe „echter“ Reisender, die sich um einen riesigen Berg Koffer tummeln und begeistert von dem sind, was sich um sie herum abspielt. Die Reise in 80 Tagen in Görlitz um die Welt gewinnt mit den echten Reisenden noch mehr Authentizität.

Punkt zehn Uhr gesellt sich Phileas Fogg unter die Menschen, begrüßt jeden Händler. Unter den Standinhabern sind auch Görlitzer Kultur- und Management-Studenten wie Andrea Wieloch (21): „Ich finde den Weltbasar eine gute Idee, die man unterstützen sollte. Außerdem macht es Spaß, sich dafür mit Kostümen aus dem Theater einzukleiden.“ Die Kostüme sind wie die Kulisse des Bahnhofs und des im vorigen Jahr gedrehten Filmes Teile des besonderen Flairs dieses Basars.

Genau das fasziniert auch die vielen Besucher. Sie schlendern von Stand zu Stand, bleiben stehen, kaufen ein paar Kerzen oder einen Beutel Tee, gehen weiter und lauschen beim nächsten Halt dem Pianisten auf dem kleinen Podest. Alfred Simm aus Löbau, der Vorsitzende der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde e. V., macht derweil in Gestalt des Heiligen St. Nikolaus Werbung in eigener Sache. Am Gleis 3 hat sein Verein eine kleine Ausstellung alter Lokomotiven und eines Mitropa-Speisewagens vorbereitet, die gut angenommen wird.

Besonders die schnaubende alte Dampflok, die hin und wieder zu einer Fahrt startet, findet viel Beachtung. Letzteres gilt auch für die seltene Gelegenheit, auf den Bahnhofsturm zu steigen. Immer wieder werden Führungen angeboten, bei denen insgesamt 170 Besucher die Gelegenheit nutzen, Görlitz bei strahlenden Sonnenschein aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Am Nachmittag ist im Bahnhof noch mehr los. Bereichert wird der Basar um ein Kulturprogramm, bei dem das Jugendblasorchester der Musikschule „Johann Adam Hiller“ e. V. unter Leitung von Uwe Flaschel ebenso zu begeistern weiß wie die Theatergruppe Blick*Licht.

Auch die Händler sind zufrieden. „Die Atmosphäre hier ist noch schöner als voriges Jahr zum Nikolausfest“ freut sich Angelika Wolf, Inhaberin der Kerzengalerie Elisabethstraße. Sie ist selbst den ganzen Tag hier und hat für ihren eigentlichen Laden eine Kollegin engagiert. Auch mit dem Umsatz ist sie zufrieden: „Viele Leute schauen, doch eine ganze Reihe kauft auch.“

Ein Stand wird dauerhaft im Bahnhof bleiben: Thomas Günther vom Caffè Kränzel in der Görlitzer Altstadt hat den ehemaligen Servicepoint als Kaffee-to-go-Stand in Beschlag genommen. Fünf Tage die Woche will er hier von sechs bis 18 Uhr verschiedene italienische Kaffeevariationen anbieten.