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Großer Fußball auf großer Leinwand?

Wenn am 14. Juni die WM in Russland startet, flimmert es auch im Landkreis Bautzen. Allerdings nur in zwei Städten.

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© Steffen Unger

Von Jens Fritzsche

Bautzen. Stell dir vor, es ist Fußball-WM und im Landkreis Bautzen schauen die meisten in die Röhre. In die heimische Fernseh-Röhre nämlich. So könnte es diesmal kommen. Vor allem, weil die Preise für die Übertragung der Spiele im größeren Rahmen durchaus happig sind.

Tausend Dollar für tausend Besucher will der Weltfußballverband haben, für mehr als zehntausend Besucher wären 14.000 Dollar fällig. Hinzu kommen noch die Kosten für die Gema; und nicht zuletzt muss ja auch die Technik noch bezahlt werden. Geld, das erst wieder eingespielt werden muss. Also bleibt es meist beim Fußballabend vorm heimischen Fernseher oder auch beim gemeinsamen Fußball-Gucken im kleinen Biergarten oder vorm Kneipen-Bildschirm. Aber richtig große Public-Viewing-Veranstaltungen? Selbst das große Dresden hat mit Blick auf eine Übertragung im Areal der Filmnächte am Elbufer schon mal abgewinkt …

Dabei war das Angebot in Sachen Public-Viewing in den vergangenen Jahren im Landkreis – zumindest in den größeren Städten – gar nicht so schlecht. Beim Bautzener Theatersommer flimmerten Spiele zum Beispiel über die Leinwand; und der Innenstadtverein hatte zur vergangenen Europameisterschaft Spiele auf dem Bautzener Kornmarkt übertragen.

Auch in Kamenz war bei den großen Turnieren das öffentliche Fußballfieber ausgebrochen. Im Saal des Hotels „Stadt Dresden“ gab’s Fußball auf einer Riesenleinwand – und in der Gaststätte „Zur Eisenbahn“ liefen die Spiele zwar in ein bisschen kleinerem Umfang, aber dafür auf gleich drei Leinwänden. Und zur Europameisterschaft vor zwei Jahren zeigte auch Bischofswerda ein Spiel mit deutscher Beteiligung, „weil es zufällig in den Terminrahmen unseres Stadtfestes passte“, so Bischofswerdas Stadtsprecher Sascha Hache.

Schiebock feiert und guckt

Und diesmal, wenn ab 14. Juni der Welt-Fußball in Russland rollt? Schiebock ist auch jedenfalls wieder eine der wenigen Städte im Landkreis, in der WM-Fußball größer flimmert. Was ein bisschen auch mit dem umjubelten Aufstieg der Bischofswerdaer Kicker in die vierte Liga zu tun hat, wie Heiko Düring verrät. Er ist der Chef des East-Clubs in Bischofswerda und baut gemeinsam mit dem Bischofswerdaer FV einen WM-Garten vor seinem Haus auf. Immer wenn die deutsche Elf kickt, wird die Videowand angeschaltet. Übrigens wetterunabhängig: das Ganze wird sowohl open air, als auch im Saal zu erleben sein. Für das Spiel gegen Schweden am 23. Juni ziehen die Macher sogar ins Stadtbad um; mit jeder Menge Rahmenprogramm. Vom Schwimmen, über Fußballspielen, bis hin zu live Reggae-Musik und DJs.

Auch in Kamenz wird es wieder Fußball auf großer Leinwand geben. Wenn auch nicht auf der Hutbergbühne, wo ja quasi von Sitzplätzen, Sanitäranlagen, bis hin zur Gastronomie alles für ein solches Event vorhanden wäre. „Aber seitens der Stadtverwaltung ist eine solche Veranstaltungsform nicht geplant und das nicht nur wegen möglicher Kosten“, sagt Stadtsprecher Thomas Käppler. Man wolle vielmehr dem Engagement von privaten Gewerbetreibenden keine öffentliche Konkurrenz vor die Nase setzen, macht der Stadtsprecher deutlich. Und so können sich Fußballfans schon jetzt auf die WM-Spiele im großen Saal des Hotels „Stadt Dresden“ und in der Gaststätte „Zur Eisenbahn“ freuen.

In Bautzen hingegen gibt’s ab 14. Juni keine Großbildleinwand, um die WM-Spiele zu übertragen. Die Stadtverwaltung hält sich bei diesem Thema zurück, weil „es nicht Aufgabe einer steuerfinanzierten Behörde sein sollte, Live-Übertragungen von Sportveranstaltungen zu organisieren“, ist Stadtsprecher André Wucht überzeugt. Nicht zuletzt, weil es sich wie erwähnt um beachtliche Kosten handle. Das ist auch der Punkt, warum der Bautzener Innenstadtverein die Hände hebt: „Die Gebühren sind bei einer kommerziellen Nutzung derartig hoch, dass wir diese über die Standplatzgebühren nicht einspielen können – für die Besucher soll es ja ohne Eintritt funktionieren“, bedauert City-Managerin Gunhild Mimuß. Zudem seien die meisten bei den Anstoßzeiten am Nachmittag noch auf Arbeit. Die Anstoßzeit ist auch das Problem für Bautzens Theaterchef Lutz Hillmann und eine mögliche Übertragung beim Theatersommer: „Wir haben keine Technik, um die Spiele bei Tageslicht zu zeigen“, sagt er. Und verweist ebenfalls auf zu hohe Kosten.

Radeberg bleibt ohne
Auch im fußballverrückten Radeberg – quasi mitten im Dresdner Dynamoland – werden die WM-Spiele nur in Biergärten oder in Gaststätten zu sehen sein. „Die Stadt ist bei den enormen Kosten für eine Großübertragung zu klein, dass sich das Ganze wirklich lohnen könnte“, ist Wirtschaftsreferent Marco Wagner überzeugt.

Dennoch gilt: Ab 14. Juni ist Fußball-WM – und im Landkreis Bautzen schauen nicht alle in die (heimische Fernseh)Röhre.