Von Marcus Herrmann
Nossen. Da kann man wirklich nicht meckern, findet der Nossener Heinz Wild. Der nun feierlich eröffnete Rathausanbau gefalle ihm gut. „Wir überlegen sogar, den schicken Farbton der mittleren Fassade auf unserem Grundstück anzubringen“, so der 79-jährige Nossener. Wild hat lange selbst im Bauamt der Stadt gearbeitet und war an den Fortschritten beim nicht unkomplizierten Neubau stets interessiert.


So sei er etwa beim Richtfest dabei gewesen. Knapp drei Jahre nach den ersten Arbeiten ist der 3,3-Millionen-Euro-Bau für das Hauptamt und Archiv der Stadt nun fertig geworden. „Als ich noch arbeiten war, hat zwar alles viel weniger gekostet, aber so ändern sich eben die Zeiten“, sagt der Ruheständler.
Geändert haben sich seit der Eingemeindung von Ketzerbachtal und Leuben-Schleinitz auch die Einwohnerzahl und somit die zu bearbeitenden Anliegen. Sie können nun zentral erledigt werden, was ein Hauptgrund für den Umbau gewesen ist. Den daran durch ihre Entscheidungen beteiligten Stadträten gratulierte Bürgermeister Uwe Anke (parteilos) in seiner Eröffnungsrede. Dass der Verwaltungstrakt, besonders in den umliegenden Ortsteilen, auch kritisch gesehen wurde, ließ er dabei nicht unerwähnt. Die Vorteile würden aber deutlich überwiegen und sukzessive auch die hohen Kosten rechtfertigen.
Warum so ein Anbau nicht billig ist, das erläuterte Anke vor geschätzten knapp 100 Zuhörern. Die Resonanz ist angesichts des Zeitpunktes der Übergabe – 14 Uhr nachmittags – durchaus erstaunlich. „Wir bieten hier älteren Bewohnern und Gehbehinderten endlich einen barrierefreien Zugang zu den Ämtern, halten Brandschutzrichtlinien ein.“
Dafür, so das Stadtoberhaupt, seien auch mal unkonventionelle Schritte nötig gewesen. So etwa das Zumauern einer Innentür, durch die eigentlich ein Rettungsgang führen sollte. Da dieser jedoch mitten durchs stille Örtchen geführt hätte, mussten die Bauleute umdenken. Letztlich habe man den Rettungsweg am Gang gebaut. Und auch kleinere, unvorhergesehene Schwierigkeit seien gemeistert worden.
Auch Nossens Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Hans Haubner lobte den Neubau, der äußerlich den Eindruck von drei Häusern vermittelt, von innen aber eine Einheit bildet und durchgängig begehbar ist. „Dieser Tag ist ein letzter Schritt zur Erfüllung des Zusammenwachsens der Stadt Nossen. Trotzdem hoffe ich, dass in den kommenden Jahren keine Gemeindeverwaltungen mehr schließen müssen.“
Ebenfalls zur Einweihung vorbei schaute der Landrat des Landkreises Meißen, Arndt Steinbach (CDU). Mit 1,8 Millionen Euro hat der Kreis den Neubau wesentlich mit ermöglicht. Die Verwaltung an einem Ort zusammen zu haben, habe Nossen dem Landkreis nun voraus, sagte Steinbach schmunzelnd. In dieser Hinsicht wird sich allerdings mit dem geplanten Verwaltungsneubau des Meißner Landratsamtes einiges ändern.
Steinbach wünschte den Nossenern, dass die Entscheidungen im neuen Hauptamt stets in ihrem Sinne gefällt werden und erinnerte an den fortschrittlichen, modernen Geist Johann-Christian Eberles. Von 1898 bis 1919 war dieser Bürgermeister in Nossen und ermöglichte als Vorsitzender der städtischen Sparkassen die Ansiedlung zahlreicher Unternehmen, wovon Nossen noch heute profitiert. Eine Skulptur Eberles, wie sie heute an der Sparkasse in Meißen zu sehen ist, soll schon bald ihren Platz im Eingangsbereich des neuen Anbaus finden, verriet Steinbach. Um die Realisierung kümmern sich der Museumsverein Nossen und der Ostdeutsche Sparkassenverband.
Nach etwa 45 Minuten durften dann die Bürger und Bürgerinnen die neuen Räume inspizieren, wurden mit Speis und Trank verköstigt. Im Speisesaal des Anbaus wird zukünftig der Seniorentreff von Anita Zirnsack stattfinden. Beim Rundgang dürfte den Anwohnern außerdem die moderne Anzeigetafel im Eingangsbereich aufgefallen sein. Sie zeigt nun digital, welche amtlichen Angelegenheiten, in welchen Räumen erledigt werden, und wer die jeweiligen Ansprechpartner sind.
Für das schicke Nossen-Emblem am Eingang ist übrigens die Firma Schollglas verantwortlich. Innerhalb von sechs Tagen, so Uwe Anke, hätten Mitarbeiter es pünktlich zur Eröffnung ins Türglas eingearbeitet.