Bischofswerda
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Großharthau ist Vorreiter beim Klimaschutz

Die Gemeinde setzt aufs Energiesparen. Und holt dafür auch die Jüngsten ins Boot.

Von Manuela Paul
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Großharthau tut einiges für den Klimaschutz, sagt Bürgermeister Jens Krauße. So hat die Gemeinde zum Beispiel einen Elektro-Dienstwagen angeschafft und eine Ladesäule am Gemeindeamt aufstellen lassen.
Großharthau tut einiges für den Klimaschutz, sagt Bürgermeister Jens Krauße. So hat die Gemeinde zum Beispiel einen Elektro-Dienstwagen angeschafft und eine Ladesäule am Gemeindeamt aufstellen lassen. © Steffen Unger

Großharthau. Großharthau hat’s geschafft. Der Titel ist verteidigt. Zum dritten Mal in Folge bekommt die Gemeinde den European Energy Award (EEA). Die Auszeichnung bescheinigt der Kommune, dass sie in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu den Vorreitern im Land gehört.

Dabei gestaltetet es sich diesmal ziemlich schwierig, das Zertifizierungsverfahren zu absolvieren, erinnert sich Bürgermeister Jens Krauße. Eigentlich hätte Großharthau die Erneuerung des Klimaschutztitels nämlich bereits vor drei Jahren angehen müssen. Doch damals fehlte es am Energieberater, der die gesamte Thematik begleitet. Der vorherige war in den Ruhestand gewechselt und danach hatte eine Frau die Aufgabe übernommen. Allerdings konnte sie selbige nicht lange erfüllen, da sie zweimal in Folge schwanger wurde und damit über längere Zeit ausfiel. Dadurch konnte die Gemeinde nicht in die notwendige Neu-Zertifizierung gehen.

Externer Fachmann prüft alles

Damals legten sich Gemeinderat und Verwaltung die Karten. Aussteigen oder dranbleiben?, war seinerzeit die Frage. Großharthau entschied sich fürs Weitermachen. Denn in Zeiten der fortschreitenden Klimaerwärmung und den unabsehbaren Folgen, die sich daraus für Natur und Mensch ergeben, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Energieressourcen besonders wichtig, weiß Bürgermeister Krauße. Inzwischen gibt es einen neuen Energieberater, mit dem man in den vergangenen zwei Jahren alles intensiv aufgearbeitet habe. Die Sächsische Energieagentur (Saena) ging diesen Weg mit und lässt die zeitliche Lücke außen vor. „Weil wir an der Situation nichts ändern konnten, wird es so gewertet, als ob es die Zwangspause nicht gab.“

Vorige Woche war schließlich der externe Prüfer in Großharthau. Er nahm alle Bereiche genau unter die Lupe. Mit tadellosem Ergebnis. Lag Großharthau bei der letzten Prüfung 2013 noch bei 54 Prozent der maximal erreichbaren Punkte, so erreichte sie diesmal 67,8 Prozent. „Wir haben aber auch viel gemacht“, so Jens Krauße. So investierte die Gemeinde beispielsweise in Elektromobilität. Der Dienstwagen, mit dem die Großharthauer unterwegs sind, ist ein Elektro-Auto. „Bei den kurzen Strecken, die unsere Verwaltungs-Mitarbeiter zwischen Großharthau und den Ortsteilen zurücklegen, lohnt sich ein solches Fahrzeug“, meint der Bürgermeister.

Außerdem gibt es am Gemeindeamt eine Elektro-Ladesäule. Die sei übrigens nicht nur fürs Gemeindeauto da, sondern dürfe auch von Einwohnern genutzt werden, so Jens Krauße. Und er zählt weitere Pluspunkte auf: „Wir verzichten auf den Einsatz von Glyphosat und Streusalz, haben einen Zuwachs an Radwegen aufzuweisen, verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet, Park+Ride-Parkplätze eingerichtet, haben auf unserer Homepage den öffentlichen Nahverkehr verlinkt und etliche Fahrradabstellmöglichkeiten geschaffen.“ Auch einen Solarpark habe man angelegt. Denn der Einsatz von Solarenergie ist einerseits ökologisch sinnvoll und bringt andererseits aber auch ökonomische Vorteile.

Kinder knipsen das Licht aus

Außerdem habe man die Grundschüler ins Boot geholt. Mit einem gemeinsamen Energiesparprojekt, erzählt der Bürgermeister. Dem ersten, an dem sich die Kinder aktiv beteiligen können. Denn der beste Weg, das Klima und unsere natürlichen Ressourcen zu schützen, sei nun mal das Einsparen von Energie. Und darauf achten die Mädchen und Jungen jetzt ganz besonders. Sobald in irgendeinem Zimmer kein Licht mehr benötigt wird, schalten die Schüler die Lampen aus. Die Mädchen und Jungen haben sogar zeichnerisch ein Symbol dafür entwickelt: Es zeigt eine durchgestrichene Glühlampe. Beim Lichtausknipsen soll’s nicht bleiben. Die Kinder achten jetzt auch darauf, dass Türen geheizter Räume geschlossen sind.

Mit dieser Aktion will die Gemeinde den relativ hohen Stromverbrauch in der Grundschule etwas senken. Das eingesparte Geld teilen sich Schule und Gemeinde. Die Idee dazu brachte Jens Krauße von einer Schulung bei der Sächsischen Energieagentur mit. Dort wurden ähnliche „Fifty-fifty-Projekte“ vorgestellt, die unter anderem in Baden-Württemberg effizient Strom sparen helfen.

Großharthau engagiert sich gern und bewusst für Energieeinsparung und Klimaschutz. Viele Kleinigkeiten können da laut Jens Krauße viel bewegen. Allerdings sei der damit verbundene bürokratische und konzeptionelle Aufwand von kleinen Kommunen nur schwer zu stemmen. Da würde er sich Erleichterung wünschen, so der Bürgermeister. Wünschen würde er sich aber auch, dass Kommunen, die so wie seine nachweislich Energie sparen, dafür auch belohnt werden. Vor Jahren bekamen Energiespargemeinden für Projekte, bei denen Fördermittel ausgereicht wurden, zehn Prozent mehr Geld als Orte ohne Energy Award. „Das ist doch ein Anreiz.“