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Wieso Bob-Anschieber die Luft anhalten 

Der Dresdner Martin Grothkopp erzählt aus dem Innenleben eines Schlittens und sagt, was unterwegs im Eiskanal alles passiert.

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Der Olympiasieg mit dem Vierer in Pyeongchang ist für Martin Grothkopp ein nachhaltiges Erlebnis.
Der Olympiasieg mit dem Vierer in Pyeongchang ist für Martin Grothkopp ein nachhaltiges Erlebnis. © Jan Huebner

Früher rannte Martin Grothkopp als Leichtathlet über die Laufbahn. Heute hat er häufig Eis unter den Füßen, wenn er losrennt. Der 32 Jahre alte Dresdner ist Anschieber im Bob-Team des Pirnaers Francesco Friedrich. Er bringt also zusammen mit seinen Kollegen den Schlitten in Fahrt. Dann springt er hinein und rast die Eisbahn hinunter. Den dpa-Nachrichten für Kinder erzählte er, wie sich das anfühlt - interessant auch für Erwachsene.

Martin, wie wird man Bob-Anschieber?

Der Bruder von Francesco hat mich gefragt, ob ich mich nicht mal ausprobieren möchte. Dann wurde ich zu einem Probetraining nach Altenberg eingeladen. Das hat mir gefallen, und offensichtlich habe ich mich auch nicht schlecht angestellt.

Was muss man als Anschieber können?

Man muss schnell sein, aber auch kräftig, um diesen schweren Schlitten fortzubewegen. Und dann schnell einsteigen. Das übt man am besten schon im Sommer. Aber die richtigen Einstiege kann man eigentlich nur bei den Trainingsfahrten im Winter richtig trainieren.

Übt man nur in der Eisbahn oder springt man beim Training auch mal in einen stehenden Bob?

Wir üben auch im Trockenen, also in der Garage oder in unserer Unterkunft. Da klappt auch immer relativ viel. Wenn der Schlitten sich dann bewegt mit 30 bis 35 oder 40 Kilometern pro Stunde, ist es doch noch mal was anderes. Deshalb ist das Training direkt in der Bahn immer am wichtigsten.

Wie fühlt es sich an, hinten im Bob zu sitzen und nichts von der Bahn zu sehen?

Man hat die Bahn natürlich im Kopf und probiert, die Kurve ein bisschen vorwegzunehmen - einfach mitzugehen im Schlitten. „Rhythmus machen“ sagen wir dazu. Der Körper wird dabei in den Schlitten reingepresst. Man hofft, dass es schnell vorbei ist.

Und wie hält man diesen Druck denn aus?

Bei extremen Kurven wird meistens die Luft angehalten, weil der Druck so groß ist. Dann muss man aber wieder atmen kurz danach.

Sie sitzen nicht nur in einem Bob, sondern trainieren auch zusammen: Anschieber Martin Grothkopp und sein Pilot Francesco Friedrich.
Sie sitzen nicht nur in einem Bob, sondern trainieren auch zusammen: Anschieber Martin Grothkopp und sein Pilot Francesco Friedrich. © Robert Michael

Merkt man als Anschieber, wenn man im Ziel ist?

Meistens wissen wir, wann die Ziellinie da ist. Manchmal spürt man es auch, weil es dann doch extrem langsamer wird. Wenn es eine gute Fahrt war, wird schon mal gejubelt. Wenn es eine besonders schlechte Fahrt war, wird aber auch mal ein bisschen geflucht.

Stört es die Anschieber, dass oft nur über die Piloten gesprochen wird?

Das ist ein Lernprozess. Bob ist ein Mannschaftssport. Mit der Zeit lernt man sich unterzuordnen, und jeder weiß, wo er seinen Platz hat. Der Pilot hat die meiste Aufmerksamkeit, weil er auch am meisten zu tun hat.

Was ist toll am Bobfahren?

Es gefällt sicherlich nicht jedem. Aber mir hat es gefallen, dass sich vier kräftige Kerle hochmotiviert mit dem Schlitten in den Eiskanal stürzen und das Ding maximal anschieben. Außerdem ist die Geschwindigkeit während der Fahrt sehr beeindruckend. (dpa)