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Grüne, rote und gelbe Häuser

Roland Herget zweifelt den Entwurf für den Äußeren Stadtring an. Er befürchtet weitreichende Auswirkungen.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Eines schickt der Großenhainer Roland Herget gleich voraus: „Ich will konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeiten.“ Doch was da im Amtsblatt vorgestellt wurde und nun auch im Internet steht – damit kann er sich nicht anfreunden. Es geht um die Fortschreibung der Entwicklung am Äußeren Stadtring. Dieses fast 100 Hektar große Gebiet reicht im Süden von der Kita Chladeniusstraße, die vom Stadtumbau profitieren soll, bis einschließlich Remonteplatz im Norden. Bei der Bausparkasse Wüstenrot hat die Stadt die Fortschreibung in Auftrag gegeben. Die Planung will auf der Grundlage dieser Analyse zukünftige Schwerpunkte im Fördermitteleinsatz setzen. Das findet Roland Herget an sich gut und richtig. Doch die vorliegende Analyse hält er für falsch.

Bei seinem eigenen Haus in der Waldaer Straße 3 und bei dem seines Nachbarn in Nummer eins hat er es zuerst festgestellt: Die Einteilung in grüne, gelbe und rote Häuser stimmt nicht, so Roland Herget. Grün bezeichnet laut Legende einen Zustand ohne bauliche Mängel. Gelb eingezeichnete Gebäude in diesem Entwurf hätten demnach nur geringe bauliche Einschränkungen. Rot dagegen sollen alle Gebäude sein, die „umfassende bauliche Mängel“ aufweisen.

„Mein Haus hat ein neues Dach, neue gedämmte Fenster und ist fast voll vermietet – trotzdem wird es mit rot angegeben“, empört sich der Großenhainer. Falsch markiert findet er auch das Hinterhaus seines Nachbarn, das als Nebengebäude vernachlässigt wird, obwohl es von der Straße aus sichtbar ist. „Ein Viertel des ganzen äußeren Stadtrings sind rote Häuser“, moniert der Hausbesitzer, der früher als Immobilienfachmann im Verband Haus und Grund in Dresden tätig war. Das hält er für unrealistisch.

Brisant wird die Geschichte für den Großenhainer, wenn er sich die städtischen Grundstücke betrachtet. „Die sind überwiegend grün oder gelb markiert, sollen also top in Ordnung sein“, hat Roland Herget aus dem Plan herausgelesen. Doch an Hand des ehemaligen Kulturhauses Krone, das im städtischen Eigentum ist, kann Herget das nicht nachvollziehen. „Das Gebäude hat keine gedämmten Fenster, dort blättert der Putz ab, aber im Plan ist es gelb eingezeichnet, also nur mit geringen Mängeln – das ist keine Gleichbehandlung.“

Natürlich fragt sich der Großenhainer, warum hier offenbar falsche Grundlagen gelegt wurden – ob wissentlich oder unwissentlich, die eine falsche Entwicklung in Gang setzen können, mutmaßt Herget. Was hat das für Auswirkungen für private Hausbesitzer? Müssen sie mit höheren Auflagen, ja vielleicht sogar Zwangsmaßnahmen in puncto Sanierung rechnen? Oder sollen auf diese Weise mehr Fördermittel herangeholt werden? Warum wurden auch viele Gebäude grau gezeichnet, also nicht eingeordnet, obwohl sie zur Stadtgestaltung gehören?

Mit all diesen Fragen ist Roland Herget auf dem Bauamt im Rathaus gewesen. Denn die Stadt hat dazu aufgerufen, zum Entwurf Hinweise und Anregungen zu geben (siehe Infokasten). „Ich denke, das muss überarbeitet und richtiggestellt werden“, meint der Großenhainer, der bei Facebook auch andere Hauseigentümer zum Mittun animiert hat. „Jeder Betroffene sollte sich kümmern und muss sein Gebäude überprüfen“, sagt der Großenhainer. Er wünscht sich eine sachliche Betrachtung.

Wie das Rathaus mitteilt, werden im Anschluss der Auslegung alle eingegangenen Hinweise durch die Stadtverwaltung und das beauftragte Planungsbüro, die Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, geprüft „und gegebenenfalls im Konzeptentwurf festgestellte Fehler/Mängel korrigiert sowie Anregungen ergänzt“. Das fertige Konzept soll voraussichtlich im Mai im Stadtrat behandelt werden. Auch die Hinweise von Roland Herget würden in der Öffentlichkeitsbeteiligung ausführlich geprüft, einschließlich einer etwaigen erneuten Analyse des Sanierungszustandes einzelner Flurstücke. Dann werde das Konzept angepasst, und der Hinweisgeber informiert, verspricht die Stadtverwaltung.