Von Nancy Riegel
Neustadt. Wo bist Du heute schon Energie begegnet? Eine schwere Frage für Drittklässler, würde man meinen. Physik-Unterricht steht erst in der Oberstufe an und auch sonst ist „Energie“ etwas, das schwer zu greifen ist. Doch den Kindern fällt einiges ein. Beim Autofahren, sagt ein Mädchen. „Heute Morgen hab ich das Licht angemacht“, antwortet ein Junge. Ein anderer fügt hinzu, dass er an der Ampel stand. „Dort gibt es grüne, gelbe und rote Energie.“ Birgit Benesch-Jenkner muss schmunzeln. „Rote Energie, klasse!“
Die Referentin für Jugendbildung ist heute zu Besuch in der Julius-Mißbach-Grundschule. Das Thema erneuerbare Energien steht auf dem Plan, die Sächsische Energieagentur (Saena) hat Birgit Benesch-Jenkner deshalb nach Neustadt geschickt. Die staatlich finanzierte Energieagentur berät Bürger und Schüler zum Thema grüne Energie. Auch bei den Jüngeren sei das schon von Bedeutung, sagt Saena-Sprecherin Melanie Sterczewski und stellt eine mutige These auf: „Erneuerbare Energien werden in Zukunft unsere Kinder begleiten wie es heute bereits die Handys tun, deren Nutzung seit 20 Jahren einen immer größeren Stellenwert im Alltag einnimmt.“
Strom ist Strom, oder?
Umweltschutz so wichtig wie das Smartphone? Unvorstellbar für die meisten. Wie in jeder anderen Kommune im Landkreis sieht man in Neustadt immer mehr und größere SUVs durch die Straßen fahren und dafür so gut wie keine Elektroautos. Windkraftgegner wollen in Rückersdorf den Bau neuer Anlagen verhindern und Solarzellen auf den Dächern sind im Stadtgebiet auch eher selten. Alles spricht also gegen diese These. „Der Klimawandel mit seinen negativen Wirkungen erreicht uns bisher kaum“, erklärt Melanie Sterczewski. Somit sind positive Erfahrungen bei den erneuerbaren Energien noch kaum erlebbar und die Bürger konzentrieren sich aktuell noch auf die negativen Aspekte des Energiewandels – dass Elektroautos teuer sind und Windräder das Landschaftsbild stören, beispielsweise.
Die Sächsische Energieagentur sieht deshalb die Bildung von Kindern als Grundstein für ein Umdenken in Richtung erneuerbare Energien. Und Kinder lassen sich schnell begeistern, wie mit den Solarmodulen, die die Drittklässler an der Mißbach-Grundschule ausprobieren konnten. Kurz in die Sonne gehalten, schon dreht sich der Propeller – super! Energie-Unterricht zum Anfassen also. Das ist leichter zu begreifen als der Unterschied zwischen Braunkohle-Strom und Windkraft-Strom, denn aus der Steckdose kommt ja so oder so etwas.
Saena versucht, in den Unterrichtsmodulen auch zu vermitteln, wie Kinder zu Hause und in der Schule Strom sparen können. In kostenlosen Heften werden Tipps gegeben wie Glühbirnen durch LED-Lampen auszutauschen oder Steckerleisten abends auszuknipsen. Aber auch ungewöhnliche Maßnahmen sind angegeben: Fenster immer schön sauber halten, dann kommt abends länger Licht rein.