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Grüße und Gekritzel

Nicht alles, was im Gästebuch der Stadt steht, lässt sich auch entziffern. Nur ganz besondere Besucher dürfen im Goldenen Buch unterschreiben.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Wer hat sich eigentlich im Gästebuch der Stadt verewigt? Das wollte die SZ wissen und hat dafür einen Termin im Rathaus bekommen. Manuela Langer, die persönliche Referentin von Oberbürgermeister Marco Müller, schleppt zwei dicke Wälzer in den Besucherraum im ersten Stock und hievt sie auf den Tisch. Zwei Bücher? Ja, ganz genau. Die Stadt Riesa besitzt ein Gästebuch und ein Goldenes Buch.

Den Leder-Einband des Gästebuchs ziert das Riesaer Stadtwappen.
Den Leder-Einband des Gästebuchs ziert das Riesaer Stadtwappen. © Lutz Weidler
Die meisten Einträge stammen von Gästen aus den Partnerstädten.
Die meisten Einträge stammen von Gästen aus den Partnerstädten. © Lutz Weidler

Schon das Standard-Buch macht was her: Es hat einen dicken Leder-Einband, in dem das Stadtwappen mit dem Riesaer Riesen eingeprägt ist. Ein grauer Schuber schützt das hochwertige Buch vor Schäden. Jeder, der einer offiziellen Einladung ins Rathaus folgt, darf im Gästebuch unterschreiben.

Der letzte Eintrag ist einen Monat alt. Der Stadtpräsident der Partnerstadt Glogau hat bei seinem Besuch im Juli unterschrieben. „Die meisten Einträge hängen mit unseren Städtepartnerschaften zusammen“, erklärt Manuela Langer. Offenbar ist es üblich, dass die Gäste aus Polen, Frankreich und auch China in ihrer Landessprache ins Gästebuch schreiben – auch wenn es am Ende niemand versteht.

Eine Seite zeigt zwei Dutzend chinesische Schriftzeichen. Doch es muss nicht immer ein anderes Schriftsystem sein, um die Einträge nicht lesen zu können. Besonders Schüler haben sich nicht gerade auf ihre Schönschrift besinnt, bevor sie den Stift gezückt haben. „Wir leben Riesa“, schrieb etwa eine Schülerin aus der französischen Partnerstadt Villerupt – versehen mit einem Kuli-Herzchen.

Auch inhaltlich würden die Texte dem hochwertigen Buch nicht immer gerecht, meint Stadtsprecher Uwe Päsler. Es gebe ein paar „unkoordinierte Äußerungen“.

Andere haben sich hingegen die größte Mühe gegeben – zum Teil mit Bleistift vorgeschrieben und manchmal offenbar auch ein Lineal angelegt. Doch nicht nur Geschriebenes findet sich auf den cremefarbenen Seiten. Nach dem langen Kampf um die Schlossbrücke hat sich der Schlossbrücken-Verein mit einer Bleistiftzeichnung im Gästebuch verewigt. Es zeigt die Fußgängerbrücke und im Hintergrund das Gröbaer Schloss.

Auch eingeklebte Urkunden und Fotos gibt es in dem Buch. So etwa vom Besuch der tibetischen Lamas – buddhistische Lehrer, die vor zwei Jahren da waren. Auf dem Bild posiert Baubürgermeister Tilo Lindner in schwarzem Anzug neben den Männern in der typischen orangefarbenen Tracht buddhistischer Mönche. Natürlich finden sich auch sportliche Gäste zuhauf im Gästebuch der Sportstadt, darunter Kampfrichter und Funktionäre der Tanzwochen sowie Schwimmstar Jens Kruppa.

Und wer steht nun im Goldenen Buch? Bislang nicht sehr viele – genau genommen gibt es in dem Buch, das eigentlich blau und nicht golden ist, bislang erst drei Einträge. „Es wurde neben dem Gästebuch zusätzlich 2010 für ganz besondere Anlässe angeschafft“, erklärt Manuela Langer.

Die ersten beiden, die im Goldenen Buch unterschreiben durften, waren die beiden Ehrenbürger der Stadt Ex-Baubürgermeister Günter Colve und Kinderarzt Dr. Rolf Haberland. Eine weitere Seite ist der jüngsten Städtepartnerschaft mit Lonato del Garda in Italien gewidmet. Es dürfte also noch weit mehr als 100 Jahre dauern, bis das Goldene Buch gefüllt ist.