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Grundschule droht Schließung

Vor allem für den Brandschutz muss etwas getan werden. Das fordern die Landesdirektion und die Unfallkasse.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Stauchitz. Seit fast sieben Jahrzehnten gibt es die Schule in Ragewitz. Sie befindet sich im ehemaligen, um 1860 gebauten Herrenhaus, war früher Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (POS) und ist heute die einzige Grundschule der Gemeinde Stauchitz. 130 Mädchen und Jungen lernen hier von der ersten bis zu vierten Klasse. Bisher gab es keinerlei Probleme mit dem Brandschutz. Doch inzwischen haben sich Gesetze und Vorschriften geändert. Bei einer Kontrolle des Schulgebäudes durch die Landesdirektion und die Unfallkasse wurde eine Brandschutzertüchtigung gefordert. „Machen wir das nicht, droht die Schließung“, sagt Bürgermeister Frank Seifert (parteilos), der einst selbst diese Schule besuchte.

Nur ein Rettungsweg

Es gibt zahlreiche Baustellen. So ist im Gebäude nur ein Fluchtweg über den Flur vorhanden. Die Sächsische Bauordnung schreibt aber für Schulen zwei Fluchtwege vor. Deshalb sollen zwischen den Klassenzimmern Türen eingebaut werden. Das Problem daran: An der einzigen Stelle, an der diese Türen Platz hätten, befinden sich die Wandtafeln. Auch im Obergeschoss gibt es nur einen Rettungsweg, es ist nur eine Treppe im Haus vorhanden. Dies soll nun durch eine Außentreppe behoben werden, die an das denkmalgeschützte Haus angebaut werden soll.

Ein Problem sind auch die Decken. Die Holzbalken, die in dem Gebäude vorhanden sind, können von der Statik her keine der vorgeschriebenen Brandschutzdecken tragen. Hier wurde als Lösung ein abgeschlossenes Treppenhaus gefunden. Es kommen Wände und Glastüren rein. Dadurch können alle drei Etagen genutzt werden.

Auch für die Räume der Schulleiterin und der Sekretärin im Dachgeschoss ist kein zweiter Rettungsweg vorhanden. Hier gibt es eine Ausnahmeregelung. Sie sollen im Brandfall mit einer Drehleiter gerettet werden. „Diese Variante wurde geprobt“, so Bauamtsleiter Dirk Zschoke in der Gemeinderatsitzung. Notwendig ist auch ein extra Garderobenraum. Denn in den Fluren, in denen jetzt die Sachen der Kinder hängen, dürfen laut Vorschrift keine brennbaren Gegenstände gelagert werden. Um das zu lösen, wird überlegt, die Toilettenanlage im Erdgeschoss zum Garderobenraum umzubauen.

Die gesamte Baumaßnahme kostet nach bisherigen Schätzungen rund 890 000 Euro. Im Grunde muss die komplette Schule entkernt werden. Auch sämtliche Leitungen entsprechen nicht den heutigen Vorschriften, wie der Bauamtsleiter feststellte. Dabei hat die Gemeinde schon in den vergangenen Jahren rund 380 000 Euro in Dach und Fassade gesteckt. Auch Brandschutzmaßnahmen wurden umgesetzt. So wurden an den Decken montierte, brennbare Styroporplatten entfernt. Das reicht aber nicht.

Aus der Schulbauförderrichtlinie wird die Gemeinde keine Förderung erhalten. Dieses Programm ist hoffnungslos überzeichnet, das heißt, es gibt jetzt schon mehr Anträge, als Geld vorhanden ist. Zudem würde die Förderung aus diesem Programm nur 40 Prozent betragen. „Das ist für uns nicht diskutabel“, so der Bürgermeister. Ebenso ist eine Förderung nach der Leader-Richtlinie nicht denkbar. „In dieser Größenordnung, die wir benötigen, ist in dem Programm kein Geld vorhanden“, so Dirk Zschoke. Die einzige Hoffnung der Gemeinde ist, Mittel aus der Förderung „Vitale Ortskerne“ zu bekommen. Doch ob es die gibt, kann frühestens Anfang nächsten Jahres gesagt werden. In ihrem Haushalt plant die Gemeinde mal mit 75 Prozent Förderung. „Wenn wir keine Förderung bekommen, muss neu überlegt werden“, so Zschoke. Was das bedeutet, macht der Bürgermeister deutlich. „Dann müssen wir überlegen, ob wir die Arbeiten auf zwei oder mehrere Jahre strecken“, sagt Frank Seifert. Gut wäre das aber auch für die Schüler nicht, denn die Bauarbeiten sollen bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Ein Teil der Schüler wird dann in den Horträumen unterrichtet, ein anderer Teil wahrscheinlich in der ehemaligen Grundschule in Stauchitz, die jetzt für die Ganztagsangebote der Oberschule genutzt wird. „Wir prüfen derzeit, ob und unter welchen Voraussetzungen das möglich ist“, sagt der Bürgermeister. Auch diesem Gebäude drohte aus Brandschutzgründen die Schließung. Inzwischen wurde es entsprechend ausgestattet, unter anderem mit einer Außentreppe.

Schule ist gesichert

Im Wesentlichen von der Fördermitteln wird es abhängen, wann die Sanierung beginnen kann. Jetzt wurde erst mal der Bauantrag gestellt. Wenn es nach dem Bürgermeister ginge, sollten im nächsten Jahr mit den Sommerferien die Arbeiten beginnen. Die würden voraussichtlich drei Monate dauern. Dann wäre die Schule fit für die Zukunft. Das muss auch sein. Für das kommende Schuljahr stehen 28 Erstklässler vor der Tür, die jetzt noch in die Vorschule gehen. Hinzu kommen einige Mädchen und Jungen aus anderen Gemeinden wie aus dem Riesaer Ortsteil Mautitz. Das reicht dann locker für zwei erste Klassen.

Auch der Hort ist sehr gut ausgelastet, 120 der 130 Schüler besuchen ihn. „Der Bedarf wurde vor Jahren falsch eingeschätzt. Damals hat die Gemeinde einen Teil des Hauses verkauft. Jetzt könnten wir diese Räume gut gebrauchen“, so der Bürgermeister.